Das Thema ist griffiger als in den zwei Jahren zuvor, weniger Arbeit wird die Jury allerdings nicht bekommen: "Kultur leben - Horizonte erweitern" lautet in diesem Jahr das Motto des Deutschen Bürgerpreises, den die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen für den Landkreis ausschreibt. "Ich bin überzeugt, dass wir da viele Überraschungen bekommen werden", sagte Josef Niedermaier (Freie Wähler) bei einer Pressekonferenz im Tölzer Sparkassen-Center. Der Landrat gehört zur Stammbesetzung der Jury, ebenso Walter Obinger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse. Neu hinzu kommt heuer Kreisheimatpfleger Martin Englert. "Er ist von Amts wegen mit Heimat und Kultur beschäftigt, da sollte er sinnvollerweise dabei sein", sagte Obinger.
Seit 2007 wird der Bürgerpreis im Landkreis verliehen. Sport und Kinder, Umwelt und Bildung, Jugend und Rettungsdienste - das waren bislang die Felder, auf denen Ehrenamtliche ausgezeichnet wurden. In den vergangenen beiden Jahren waren die Themen mit "Engagiert vor Ort" und "Vielfalt fördern" eher schwammig gefasst. Nun kommt im neunten Jahr der Preisvergabe die Kultur an die Reihe. Für Niedermaier hat der Landkreis in der Kunst viel zu bieten. Dazu zählten nicht nur "die vielen Höhepunkte, die jeder kennt", da gebe es auch "eine ganze Menge Verborgenes", sagte er. Wer in die Städte und Gemeinden schaue, der erkenne, dass vor allem in der Kultur viel ehrenamtlich gearbeitet werde. Und manches kenne man oftmals gar nicht, fügte Niedermaier hinzu. Theatergruppen, Museen, Literatur, Architektur, Malkreise, Tanzgruppen, Filmclubs oder auch Bands - Sparkassen-Chef Obinger mag sich "nicht vorstellen, wir arm, wie einfach, wie trist unser Leben wäre ohne den kulturellen Bereich in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen".
Der Bürgerpreis wurde 1999 von einer Enquete-Kommission des Bundestags initiiert. Die Initiative "für mich. für uns. für alle" ist ein Bündnis von Abgeordneten, Städtetag, Gemeindetag, Städte- und Gemeindebund sowie den Sparkassen und zeichnet damit ehrenamtlich Engagierte aus. Man würdige Menschen, "die Vorbild für andere sind", und gebe ihnen eine Bühne in der Öffentlichkeit, erklärte Obinger. Verliehen wird der Preis in vier Kategorien: Unter der Rubrik "Alltagshelden" werden Vereine, Initiativen, Projekte und Einzelpersonen geehrt, in der "U21" junge Leute im Alter zwischen 14 und 21 Jahren, für das "Lebenswerk" ein Kandidatin oder Kandidat, die mehr als 25 Jahre ehrenamtlich tätig ist. Dazu gibt es den Preis auf nationaler Ebene noch für "Engagierte Unternehmer". Fürs Lebenswerk muss ein Bewerber von einem Dritten vorgeschlagen werden, ansonsten kann man dies auch selbst tun.
Die Bewerbungsfrist läuft bis zum Dienstag, 30. Juni. Die Jury mit Niedermaier, Obinger und Englert tagt am 3. Juli. Wegen der eingereichten Unterlagen müsse sich niemand Sorgen machen, reichten sie nicht aus, "dann nehmen wir Rücksprache", sagte Obinger. Die Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten sei in der Vergangenheit "oft in Nuancen gefallen - da gibt es meist kein Richtig oder Falsch, dem einen gefällt dies etwas besser, dem anderen jenes". Auf jeden Fall werden Obinger zufolge alle Nominierten zur Preisverleihung eingeladen, die am Mittwoch, 29. Juli, im Sparkassen-Center stattfindet: "Das ist unsere schönste Veranstaltung im Jahr." Der Bürgerpreis besteht nicht bloß aus einer Urkunde und einem Händedruck. Die Sparkasse stiftet dafür 5000 Euro und verteilt dieses Geld unter den Ausgezeichneten. Außerdem nehmen sie am nationalen Wettbewerb in Berlin teil. Manchmal hätten es Preisträger aus dem Landkreis dort "unter die Top Ten" geschafft, erzählte Willi Streicher, Pressesprecher der Sparkasse. "Aber dann wird die Luft doch ziemlich dünn."
Weitere Informationen im Internet: www.spktw.de oder www.deutscher-buergerpreis.de