Bad Tölz-Wolfratshausen:Der weite Weg zur Bank

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Vielerorts gibt es nur noch Geldautomaten. Und zuweilen werden selbst die abgebaut, wenn weniger Kunden kommen. (Foto: Zucchi Uwe/dpa)

Vor allem die Großbanken führen im Landkreis kaum noch Filialen. Davon profitieren Raiffeisenbank und Sparkasse - doch auch letztere hat Geschäftsstellen eingespart.

Von Pia Ratzesberger, Bad Tölz-Wolfratshausen

In der Markstraße 22 in Bad Tölz gibt es sie noch, eine Filiale der Deutschen Bank. Es ist die einzige Geschäftsstelle im gesamten Landkreis, die einzige für mehr als 115 000 Einwohner. Wer etwa aus Kochel am See zum Schalter will, muss 25 Kilometer zurücklegen. Aus Geretsried sind es 15 Kilometer, dort gab es bis vor einem Jahr noch eine eigene Filiale. Aber selbst die Automaten, an denen die Kunden bisher trotz Filialschluss Zahlungen und Überweisungen tätigen konnten, sind jetzt weg. Zwar hat man bei der Deutschen Bank erst im Oktober im Zuge der Strategie 2020 beteuert, "lokale Verantwortung stärken" und "die Betreuung der Kunden verbessern" zu wollen. Doch in der Region Bad Tölz-Wolfratshausen ist die Deutsche Bank kaum noch präsent. Genau wie andere Großbanken.

Man möchte das "Filialnetz optimieren", heißt es bei den Banken

Die Hypovereinsbank etwa führt derzeit drei Filialen im Landkreis, in Wolfratshausen, Bad Tölz, Geretsried sowie eine in Penzberg. Zwei Geschäftsstellen in Lenggries und Kochel hat sie geschlossen. Die Postbank hat ebenfalls vier Filialen, die Commerzbank gerade einmal zwei - eine in Bad Tölz und eine in Geretsried. Bundesweit ziehen sich die Banken aus dem Filialgeschäft zurück, einer Studie der Kfw und der Universität Siegen zufolge sind seit 2003 mehr als 4 500 Filialen in Deutschland geschlossen worden, das ist mehr als jede zehnte Geschäftsstelle. Der Grund: Weniger Kunden kommen zur Beratung an den Schalter, die Kosten für das Personal und die Immobilien aber sind hoch, die wollen die Banken einsparen. Wie es in den offiziellen Mitteilungen heißt, indem sie ihr Filialnetz "optimieren".

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Die regionalen Banken wie die Raiffeisenbank Tölzer Land, die im Landkreis noch immer fast dreimal so viele Filialen besitzt wie im Schnitt die Großbanken, profitieren davon. "Gerade die Schließung der Hypovereinsbank in Lenggries merken wir stark", sagt ein Sprecher. Viele Kunden hätten zur Raiffeisenbank gewechselt. Auch junge Leute kämen nach wie vor in die Filiale, wenn es um mehr als eine Überweisung gehe, zum Beispiel um Versicherungen oder Kreditaufnahmen. Auch wenn nicht alle Filialen ganztägig von Montag bis Freitag geöffnet haben, festhalten wolle man an allen Standorten: "Die Leute möchten gerne von jemandem aus der eigenen Region beraten werden", sagt der Sprecher. Bei der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen sieht man das ganz ähnlich, es gebe durchaus einen "gewissen Kundenkreis", der die Nähe zur eigenen Bank schätze und deshalb zur Sparkasse wechsle - die hat immerhin 27 Filialen im Landkreis.

Allerdings waren es vor fünf Jahren noch 31 Geschäftsstellen, auch die Sparkasse musste abbauen. Ein Einbruch von etwa 13 Prozent, SB-Center wurden ebenfalls geschlossen. "Der Standort beim ehemaligen Baufuchs etwa hat sich einfach nicht mehr gelohnt", sagt ein Sparkassensprecher. Die Automaten waren sehr alt, wegen der neuen 20-Euro-Scheine hätte man den Standort komplett modernisieren müssen. Ein neuer Geldautomat aber koste ungefähr 600 000 Euro, das lohne sich nicht.

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Fragt man bei den Banken nach, wieso sie ihre Filialen schließen, bekommt man immer die gleiche Antwort: Das laufe doch jetzt alles online. Doch selbst wenn man außer Acht lässt, dass im Landkreis überwiegend ältere Menschen leben - fast die Hälfte aller Einwohner ist über 50 Jahre alt - wäre da noch das Problem mit der Internetverbindung: In einer gut vernetzten Großstadt mit Glasfaserkabeln unter der Erde mag Online-Banking kein Problem sein, im Landkreis allerdings surfen manche noch immer mit einer Geschwindigkeit von sechs Megabit pro Sekunde. Eine Überweisung kann dann dauern.

Weil sie mit der Zahl ihrer Filialen nicht mehr punkten kann, versucht die Hypovereinsbank nun immerhin noch mit deren Innenausstattung zu glänzen: Sie modernisiert alle Filialen im Kreis. Alle drei.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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