Bad Tölz-Wolfratshausen:Boom, aber keine Blase

Lesezeit: 2 min

Immobilienvermittler im Landkreis berichten von anhaltender Nachfrage nach Häusern und Wohnungen. Während der lokale Markt aus Münchner Sicht Schnäppchen bietet, hinken Einheimische der Preisentwicklung oft hinterher

Von Erik Häußler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Nachfrage nach Immobilien im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist ungebrochen hoch. Vor allem Kapitalanleger haben den Landkreis und die Umgebung für sich entdeckt. Investitionen in Immobilien hätten seit 2010 bedingt durch die Finanzkrise erheblich zugenommen, sagt Helmut Lischewski vom Maklerbüro Schneider & Prell in Wolfratshausen. "Kapitalanleger rennen uns hier die Türen ein", sagt der Prokurist.

Die Seeresidenz Alte Post am Südufer des Starnberger Sees sei so ein Fall. Betreute Wohnungen auf gehobenem Niveau wurden dort an Privatanleger verkauft. Innerhalb von sechs Wochen seien 90 Prozent verkauft gewesen, sagt Lischewski. Die Anleger kämen hier wie auch im Landkreis hauptsächlich aus der Umgebung, hätten sich früher kaum für Immobilien interessiert und erwarteten sich nun mehrere Prozent Rendite, die sie auf ihr Erspartes sonst nicht bekämen. Auch aus München seien einige Käufer dabei, weiß Lischewski. Die sehen das Oberland oft als günstige Wohnalternative zur Stadt. So wird der sowieso schon begrenzte Markt von außen zusätzlich unter Druck gesetzt, meint auch Markus Schweiger vom Immobilien-Center der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen: "Viele Einheimische hinken den Preisentwicklungen noch hinterher, während Münchner auf dem lokalen Immobilienmarkt Schnäppchen sehen".

Auch bei Raiffeisen-Immobilien in Wolfratshausen ist die Nachfrage groß. "Auf 100 Anfragen können wir zwei bedienen", sagt Berater Stefan Huschka. Das liege auch an der günstigen Finanzierung. Die Darlehenszinsen sind auf einem historisch niedrigen Stand. Deshalb sei die Finanzierung "extrem gefragt", sagt Huschka. Die günstigen Zinsen glichen sogar die seit Jahren anhaltenden Preissteigerungen aus. Bei diesen sei "die Spitze bald erreicht". Der Markt werde sich aber allmählich beruhigen und es würden geringere Preissteigerungen erwartet. Der Quadratmeter Wohnfläche liege momentan bei Neubauten im Landkreis, je nach Wohnstandard, zwischen 4200 und 4500 Euro, schätzt Huschka. Bei Bestandsimmobilien ist das Angebot ebenfalls gering. In den großen Immobilienportalen im Internet sind nur wenige Angebote für den Landkreis zu finden. Der Quadratmeter koste hier im Schnitt rund 3300 Euro, erläutert Huschka weiter. Etwas günstiger sind Eigentumswohnungen. Wohnungen in Lagen mit einem mittleren Wohnwert sind nach Huschkas Angaben aktuell ab etwa 2500 Euro pro Quadratmeter zu haben.

Um der Nachfrage gerecht zu werden, wurde in den vergangenen zwei Jahren viel gebaut. Wie Sparkassensprecher Willi Streicher mitteilt, hat sein Institut allein 2014 dafür Baukredite mit einem Volumen von 138 Millionen Euro vergeben. Nun wird aber der Platz eng, was die Preise weiter nach oben treibt. "Im gesamten Landkreis sind nur noch sporadisch Bauplätze auf dem Markt", sagt der Sparkassen-Immobilienberater Markus Schweiger.

Auch Helmut Lischweski von Schneider & Prell sieht ein anhaltend große Nachfrage nach Neubauten, trotz der höheren Preise. Die Sicherheit, die ersten Jahre ohne weitere Investitionen wohnen zu können, sowie die energetischere Bauweise seien entscheidend, erklärt er. Mit dem Entstehen einer Immobilienblase rechnet er nicht. Der Markt werde sich zwar sicher auch mal wieder beruhigen und die Preise sinken. Zu Zwangsverkäufen oder Versteigerungen werde es deshalb aber nicht kommen. Bis es soweit ist, sucht die Immobilienbranche ständig nach neuen Wohn- und Gewerbeobjekten. Investoren seien da.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: