Bad Tölz-Wolfratshausen:Bäcker kämpfen um Lohn und Brot

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Die Gewerkschaft NGG nennt die Forderungen der Arbeitgeber "Horror-Katalog"

Von Barbara Briessmann, Bad Tölz-Wolfratshausen

Mehr Arbeit am Sonntag, bis zu zehn Tage weniger Urlaub und kein Urlaubsgeld mehr: Dieses Szenario fürchten die Angestellten der Bäckereien. Denn die bayerische Bäcker-Innung hat den Tarifvertrag gekündigt. Laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sei das "ihr gutes Recht", aber die Arbeitgeber hätten nun in der Folge "einen wahren Horror-Katalog" vorgelegt.

27 Innungsbetriebe gibt es noch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Für sie arbeiten rund 500 Bäcker, Verkäuferinnen und andere Angestellte. Bislang galt für alle Mitarbeiter, auch die Reinigungskraft, ein Manteltarifvertrag. "Das gab Sicherheit im Job", sagt Georg Schneider, NGG-Geschäftsführer für die Region Rosenheim-Oberbayern, die auch für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zuständig ist. "Wenn es nach den Bäcker-Chefs geht, soll damit ab Oktober Schluss sein."

Konkrete Vorschläge hat die Bäcker-Innung auch schon: Das Urlaubsgeld von bis zu 142 Euro soll komplett gestrichen, die Sonntagsarbeit ausgeweitet werden und die Probezeit doppelt so lange dauern wie bisher. "Der Gipfel ist die geplante Urlaubsregelung", sagt der NGG-Gewerkschafter. Von insgesamt 30 Urlaubstagen sollen bis zu zehn mit einzelnen Krankentagen verrechnet werden. Und wer über längere Zeit krank sei, dem blieben dann nur noch 20 Urlaubstage. Gerade in einer Branche mit hoher körperlicher und psychischer Belastung sei das eine "enorme Zumutung". Die NGG werde sich dagegen zur Wehr setzen, so Schneider. Seiner Meinung nach schneiden sich die Arbeitgeber "ins eigene Fleisch": Man könne nicht die Tradition im Bäcker-Handwerk hochhalten und gleichzeitig Fachkräfte durch schlechte Arbeitsbedingungen vergraulen.

"Wer zum Bäcker geht, der bekommt Qualität und eine freundliche und fachkundige Bedienung", so Schneider. Das sei anders in den Billig-Backshops. Diese sind keine Innungsbetriebe. Die Beschäftigten bei einem Bäckermeister müssten angemessen bezahlt werden. "Gerade wenn man junge Leute für die Ausbildung gewinnen will, muss der Job in der Bäckerei attraktiv bleiben", sagt der Gewerkschaftssprecher. Allein schon die Arbeitszeiten schreckten so manchen von der Bäckerlehre ab. Außerdem, so Schneider, gebe es den Trend, dass im Verkauf immer weniger Fachkräfte arbeiten wollen. Darunter litten letzten Endes die Kunden. Der Gewerkschafter fordert deswegen: "Die Arbeitgeber sollten ihre Angriffe zurücknehmen und sich lieber Gedanken machen, wie man gemeinsam die Arbeitsbedingungen in der Branche verbessern und damit gutes Fachpersonal gewinnen kann."

Der Geschäftsführer der NGG Rosenheim-Oberbayern kündigt auch den Innungsbetrieben im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen den Kampf an: "Jetzt kommt es darauf an, gemeinsam dagegen zu halten. Nur so lassen sich die Arbeitsbedingungen aller Bäckerei-Angestellten hier im Landkreis und in ganz Bayern schützen."

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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