Wellness:Sieben Sterne für Bad Tölz

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Projektentwickler Redserve will die ehemalige Kurstadt zur Nummer eins im Wellnessbereich machen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Es ist nicht eben ein schüchternes Ziel, das Thomas Oberhofer formuliert. Bad Tölz soll "die Nummer eins im Wellnessbereich in Bayern werden", sagte der Geschäftsführer des österreichischen Projektentwicklers Redserve am Dienstagabend im Stadtrat. Bewirken soll dies ein Komplex, der auf dem 24 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen der Arzbacher Straße und der Bockschützstraße vorgesehen ist. Neben einem Wellnessbad, das die Stadt baut, sind ein Vier- und ein Drei-Sterne-Hotel geplant, ein Gesundheitsforum mit Ärztezentrum, therapeutischen Einrichtungen, Geschäften, Tages- und Kurzzeitpflege und einem multifunktionalen Platz. Einen Beschluss fasste der Stadtrat noch nicht. Nach Beratungen in den Fraktionen soll die Entscheidung in einer der nächsten beiden Sitzungen fallen.

Mit Blick auf den Status quo stellte Oberhofer der Kurstadt ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus. Die Infrastruktur für Wellness und Gesundheit sei unzeitgemäß, es fehlten Hotels und Betten, sagte er. Das gute Image in der Vergangenheit sei "durch veraltete Strukturen verloren gegangen". Dennoch ist er von diesem Standort überzeugt. "Wir glauben an die Erreichbarkeit und die Lage von Tölz, wir glauben an die Märkte", sagte er. Allerdings müssten alle Beteiligten "hart arbeiten".

Das Vier-Sterne-Hotel im alpinen Design soll 120 Zimmer und Suiten, ein Restaurant und Seminarräume beherbergen. Geplant ist auch ein eigenes kleines Spa. Das erwarte der Gast in einem solchen Hotel, sagte Oberhofer. Eine Konkurrenz zum städtischen Wellness-Bad soll damit nicht entstehen. Beide Einrichtungen müssten aufeinander abgestimmt werden, erklärte der Geschäftsführer. Das Drei-Sterne-Hotel soll 100 Zimmer umfassen, aber kein Restaurant haben, damit die Gäste ansonsten zum Essen in die Stadt gehen. Vorgesehen sind überdies 55 Residenzen, die ausschließlich touristisch genutzt werden sollen. "Wir planen keine Haupt- und Nebenwohnsitze für Münchner", sagte Oberhofer. Das in Österreich schon erprobte Modell sieht vor, dass die Eigentümer einen Teil des Jahres selbst dort wohnen, in der übrigen Zeit ihre Appartements dem Hotel überlassen. Im Gesundheitsforum entstehen neben Praxen und gesundheitsspezifischen Geschäften auch Läden zur Nahversorgung. Dort könnten die Kunden eine Zeitung oder ein Brot kaufen, "wir planen keinen Supermarkt", sagte Oberhofer. Dazu kommen das städtische Spa mit sportkinesiologischer Ausrichtung, das Sportstudio Hirsch und ein "Generationenpark".

All dies soll schrittweise realisiert werden. In der ersten Phase will Redserve eine Standort- und Marktanalyse und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben , um herauszufinden, ob sich so ein Projekt lohnt. In Phase zwei wird das Konzept erstellt, Phase drei besteht aus Entwurfsplanung und Genehmigungsverfahren. In der vierten Phase wird gebaut, allerdings nicht im einem Zuge. Erst sind das Vier-Sterne-Hotel und das Spa an der Reihe, später das Drei-Sterne-Hotel und das Gesundheitsforum. Oberhofer sprach von einem "Fünf- bis Sechs-Jahresprogramm".

Die Stadt und Redserve sind mit dem Projekt nicht alleine. Der österreichische Projektentwickler und Bauträger Arcus tritt als Investor für die Hotels und das Gesundheitsforum auf und will dafür ein Eigenkapital bis zu zehn Millionen Euro aufbringen. Zur Querfinanzierung dienen die Residenzen. "Bad Tölz hat einen klingenden Namen, den müssen wir uns zunutze machen", sagte Arcus-Geschäftsführer Manuel Geiger. Die neuen Hotels sollen von Tulip Inn Alp Style der Louvre-Group betrieben und von der Düsseldorfer Günnewig-Gruppe geführt werden. Oberhofer warb nachdrücklich für eine ganzheitliche Projektentwicklung: "Es muss ein großer Wurf sein."

© SZ vom 23.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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