Bad Tölz:In die Mitte der Gesellschaft

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Im Rahmen der Woche der Seelischen Gesundheit geht es in Bad Tölz um die Inklusion psychisch Erkrankter

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz

Psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabuthema. Viele Menschen wissen wenig darüber, Betroffene schweigen häufig aus Angst vor Stigmatisierung. Die Woche der Seelischen Gesundheit, zu der es bundesweit in mehr als 30 Städten und Regionen Aktionen gibt, will das ändern, will informieren, aufmerksam machen, zu Gesprächen anregen. In Bad Tölz findet dazu an diesem Mittwoch, 8. Oktober, eine öffentliche Diskussion statt. Sie hat das Thema "Inklusion" und wird veranstaltet vom Steuerungsverbund für Psychische Gesundheit (SPG) des Landkreises zusammen mit den Kommunen.

Den Abschluss der Veranstaltung am Mittwochabend bildet das Theaterstück "Kontakt", in dem es eben darum geht: Wie und warum Menschen in Kontakt treten. Mit Spiel, Bewegung und Tanz werden diese Fragen schwungvoll auf die Bühne gebracht. Die fünf Darstellerinnen bilden das Thema des Abends selbst ab: Verena Peck ist von der Tölzer Laienspielgruppe "Komische Gesellschaft", die vier anderen Darstellerinnen Maria Gatzer, Claudia Holzer, Nora Viertel und Luzia Schmid haben eine psychische Erkrankung, leben laut Ankündigung stabil in ihrem gewohnten Umfeld, sind aber an den Tölzer Einrichtungsverbund ReAL angebunden.

Inklusion, so schreibt der SPG-Vorsitzende, Psychiater Arnold Torhorst, Leiter der ReAL Isarwinkel, in seinem Grußwort, bedeute: selbstverständlich dabei sein. "Es ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft." Diese könne nur gelingen, wenn sie von vielen Menschen getragen werde. Deshalb sind heuer auch die Kommunen mit dabei, Landrat Josef Niedermaier und der Münsinger Bürgermeister Michael Grasl sprechen Grußworte. Grasl hat die Veranstaltung auch bekannt gemacht und bei seinen Bürgermeisterkollegen beworben. "Man darf das Thema nicht ausblenden", erklärt Bürgermeistersprecher Michael Grasl sein Engagement. "Wir sehen uns an Torhorsts Seite und wollen uns solidarisch zeigen." Nicht zuletzt gehe es bei den psychischen Erkrankungen um Dinge, die vor Ort passierten. "Das ist ein großer Bereich, über den man bisher nicht so gesprochen hat", sagt Grasl. Man müsse ihn stärker ins Bewusstsein rücken. Zudem seien immer mehr Menschen von psychischen Erkrankungen betroffen, auch durch Überlastung im Beruf.

Im Steuerungsverbund Psychische Gesundheit haben sich die Organisationen und Menschen zusammengeschlossen, die versuchen, im Landkreis eine optimale Versorgungsstruktur und Hilfsangebote für psychisch erkrankte Menschen sicherzustellen. Mit dabei sind Ärzte und Kliniken, das Landratsamt, Einrichtungen der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt, aber auch das Arbeitsamt sowie Selbsthilfegruppen für Betroffene wie für Angehörige. Zudem haben sich Arbeitskreise gebildet, die sich regelmäßig treffen und sich darum kümmern, dass die verschiedenen Anbieter gut vernetzt sind.

Ziel ist es, Hilfe möglichst dort anzubieten, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt haben, so wie bei anderen Krankheiten auch.

© SZ vom 08.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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