Bad Tölz:Die Flinthöhe leuchtet

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Der Tölzer Stadtrat genehmigt für die örtliche Sportjugendherberge eine "eMotion Base" à la Allianz-Arena. Eine farbig illuminierbare Gebäudehülle soll einen Multifunktionsraum fürs Bewegungstraining umschließen

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Tölzer Sportjugendherberge soll einen zusätzlichen Bau bekommen, der dem Fußballstadion des FC Bayern ähnelt. Der Vergleich drängt sich nicht alleine wegen der bauchigen Form auf, sondern vor allem durch die Option, die Außenhülle zu illuminieren. Wenn es dunkel wird, kann sie in allen erdenklichen Farben leuchten. "Das ist eine Allianz-Arena in Klein", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger, als er das Projekt am Dienstagabend im Stadtrat präsentierte.

Die Gebäudehülle soll einen multifunktionalen Raum umschließen, der vor allem für Bewegungstraining gedacht ist. Nach einer ersten Schätzung belaufen sich die Kosten auf etwa 730 000 Euro. Der bayerische Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks hat Fürstberger zufolge bereits angekündigt, diese Summe bis zur Hälfte zu übernehmen; auf die Kommune entfielen somit rund 400 000 Euro. Der Stadtrat stimmte dem Vorhaben mit Ausnahme von Anton Mayer (CSU) zu.

Die Sportjugendherberge auf der Flinthöhe ist vergleichsweise gut frequentiert. Als sie errichtet wurde, hatte die Stadt schon etliche Seminarräume eingeplant, doch diese reichen nicht mehr. Die Nachfrage ist groß, außerdem lockt das sportkinesiologische Angebot mit Übungen und Fortbildungen von Dr. Werner Klingelhoeffer zahlreiche Gäste in das Übernachtungshaus. Mit dem Neubau unter dem Titel "eMotion Base" wurde das Planungsbüro Krämmel GmbH beauftragt, das schon die Jugendherberge errichtet hat.

Die neue Tölzer Arena soll noch bunter werden als die in München - und deutlich kleiner. (Foto: Simulation: Krämmel Bauplan GmbH)

Die Firma entwickelte den Rundbau und situierte ihn östlich des Eisstadions in der Nähe des Aktiv-Parcours, auf dem die Nutzer an 13 Übungsstationen Kraft und Balance trainieren können. Der Pavillon schwebt auf einer Stahlbetonplatte und besteht außen aus einer lamellenartigen Holzkonstruktion. Um ihn schlingt sich eine Terrasse. Innen soll der multifunktionale Raum einen Durchmesser von 15 Metern haben und Platz für bis zu 30 Personen bieten. Geplant sind zudem Nebenräume, Toiletten und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung, die auch winters eine Temperatur von 20 Grad sicherstellt. Duschen und Umkleidekabinen sind nicht vorgesehen, weil es solche bereits in der Jugendherberge gibt. Überdenken werde man noch die Art der Energieversorgung, sagte Fürstberger. Denn im Winter werde der Neubau eigentlich kaum genutzt.

Die Stadträte zeigten sich von der "Allianz-Arena" im Miniformat fast durchwegs begeistert. Bürgermeister Josef Janker (CSU) sieht darin "eine Attraktion für die Sportjugendherberge". Das werde "ein Hingucker oder gar ein Wahrzeichen", meinte er. Camilla Plöckl (SPD) bezeichnete die Optik als pfiffig. Das Gebäude passe gut zur Hacker-Pschorr-Arena und zum Bergwachtzentrum, sagte sie. "Das wird ein Gesamtpaket dort oben, wie es keiner hat." Andrea Grundhuber (Grüne) zeigte sich erfreut, dass die Tölzer Sportjugendherberge "so gut läuft", und plädierte für einen ganzjährigen Betrieb im Neubau. Wenn es sich die Stadt leisten könne, solle sie nicht auf die Kostendifferenz bei der Energieversorgung schauen. "Wichtig ist, dass man die Fenster kippen und einen schnellen Durchzug schaffen kann." Auch Florian Rein (FWG) verspricht sich von dem Vorhaben eine größere Anziehungskraft für das Übernachtungshaus, das im Vergleich mit anderen Jugendherbergen zwar gut ausgelastet sei, aber dennoch nur zu 45 Prozent. "Da ist Luft nach oben." Anton Mayer begründete seine ablehnende Haltung nicht.

Bei der vorläufigen Kostenschätzung legte das städtische Bauamt den Richtwert für eine Einfachturnhalle von 1,5 Millionen Euro zugrunde, die ungefähr doppelt so groß ist wie der geplante Pavillon. "Berücksichtigt man die multifunktionelle Nutzung und die zusätzlichen Übernachtungen in der Jugendherberge, lässt das Gebäude insgesamt eine überdurchschnittliche Wirtschaftlichkeit erwarten", prognostizierte Fürstberger. Und dann ließ der Bauamtsleiter noch durchblicken, dass er nicht eben ein Anhänger von 1860 München ist, der ebenfalls in der Allianz-Arena kickt. "Das Blau lassen wir weg", sagte er zur Illumination der Außenhülle.

© SZ vom 29.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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