Bad Tölz:Des Gummibärchens Kern

Lesezeit: 2 min

Jugend forscht: Wie drei Tölzer Gymnasiasten auf die preiswürdige Idee kamen, aus altem Laub Alkohol herzustellen.

Von Kristina Kreisel, Bad Tölz

"Für alte Dinge, die man nicht mehr braucht, einen Nutzen finden", so beschreiben Philipp Siegmeth, 12 Jahre, Fabian März und Philip Mathen, beide 13 Jahre, ihr Projekt, mit dem sie kürzlich am Regionalentscheid des Wettbewerbs "Jugend forscht - Schüler experimentieren" teilgenommen haben. Die Siebtklässler des Tölzer Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums haben aus Laub und Ernteabfällen Treibstoff hergestellt und sind dafür nun mit dem 2. Platz ausgezeichnet worden.

"Die ganze Mühe hat sich auf jeden Fall gelohnt", sagt März stolz. Eigentlich findet der Entscheid für den Tölzer Landkreis erst diese Woche statt. Weil die Jungen aber mit der Schule im Skilager sind, haben sie am Entscheid "München Nord" teilgenommen. Seit Oktober hatten sie im Rahmen der Experimentier-AG, die das Tölzer Gymnasiums seit Jahren anbietet und die immer wieder erfolgreiche Jungforscher hervorbringt, an ihrem Projekt gearbeitet. Den Anstoß zu der Idee, aus Laub Alkohol, also Treibstoff zu gewinnen, habe ein explodierendes Gummibärchen gegeben, erzählt Siegmeth. "Unsere Lehrerin hat es in flüssiges Kaliumchlorid geworfen." Dabei sei Energie freigesetzt worden und habe zur Explosion geführt. "In allem steckt eigentlich Energie, das wollten wir nutzen", erklärt Siegmeth.

Lange hätten die Buben überlegt, welche Stoffe sie verwenden wollten, bis sie sich im Oktober aufgrund des herbstlichen Wetters dafür entschieden, altes, trockenes Laub zu vergären und daraus Alkohol zu destillieren. "Mit Alkohol kann man einfach viel machen", begründen sie ihre Wahl. Chemie haben die Jungen noch nicht in der Schule gehabt. Deshalb war die Unterstützung durch Birgit Rubmeier und Rainer Rugner, die das Fach am Tölzer Gymnasium unterrichten, besonders wichtig. "Viele Informationen haben wir auch im Internet recherchiert", sagt Siegmeth. Experimentieren mache ihnen einfach Spaß. "Nachmittags sind wir auch oft länger geblieben als die übliche eine Stunde", erzählt Mathen. "Letztes Jahr haben wir mehr Quatsch gemacht als alles andere", verrät Siegmeth. Deshalb wollten sie dieses Jahr ein besonderes Projekt auf die Beine stellen, sagt er.

Mit dem Laub-Sammeln begonnen haben die Jungen im November. "Wir haben einfach die Laubarten genommen, die in unseren Garten lagen oder Laub, von dem wir dachten, dass das Experiment besonders gut funktioniert", erklärt Siegmeth. Neben Himbeere und Zwetschge verwendeten sie trockene Blätter von Apfel- und Kirschbaum. "Zuerst haben wir die Blätter zerkleinert", beschreibt Siegmeth ihr Vorgehen. Um die Kohlenhydrat-Ketten in den Blätter in Zucker zu zerlegen, gaben sie Schwefelsäure zu den Laubmischungen. "Die Gärung haben wir durch Bäckerhefe in Gang gesetzt", erklärt Mathen. Durch die Hefe wurde der Zucker in Alkohol umgewandelt. Bevor die Hefe aber arbeiten kann, muss die Schwefelsäure neutralisiert werden. "Deshalb mussten wir noch etwas Bariumhydroxid hinzugeben", erklärt Mathen. Zwei Wochen hätten die Mischungen dann gären müssen, ehe sie destilliert werden konnten. "Einen Tropfen Alkohol pro Gramm Laub haben wir erhalten", resümiert Siegmeth. Fünf Gramm Blätter pro Laubsorte haben die Jungforscher bearbeitet. "Den Alkohol kann man zum Beispiel verwenden, um ein kleines Modellauto anzutreiben", erklärt Mathen.

Die Drei können sich gut vorstellen, das Projekt weiterzuentwickeln. "Wenn wir einen Generator an den durch Alkohol betriebenen Motor hängen würden, könnten wir vielleicht auch Strom produzieren. Das wäre cool!", freut sich Mathen schon vorab.

© SZ vom 24.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: