Bad Tölz:Der Himmel über dem Erdgeschoss

In Bad Tölz eröffnet das neue Planetarium am Schlossplatz, das einen ungetrübten Blick in die Sterne simuliert. Betreiber Albert Maly-Motta will seine Besucher damit zu gelegentlichen Perspektivwechseln inspirieren

Von Suse Bucher-Pinell

Planetarium - der Himmel auf Erden

Als "magischen Raum" und als einen "Ort der Inspiration" sieht Betreiber Albert Maly-Motta das neue Tölzer Planetarium.

(Foto: Manfred Neubauer)

Mitten in Bad Tölz kann man sich neuerdings wie unter dem nächtlichen Sternenhimmel in der Wüste fühlen. Im gerade eröffneten Planetarium funkeln um den Großen Wagen und den Kleinen Hund, um Castor und Pollux noch Abertausende anderer Sterne am Firmament - so klar und so leuchtend, wie man sie in natura nur weitab von jeder beleuchteten Zivilisation erleben kann. Bürgermeister Josef Janker (CSU) inspirierte der Glanz schon zum Blick in eine gute und erfolgreiche Zukunft für die Stadt: "Die Sterne stehen ausgesprochen günstig ."

Mit dem neuen Planetarium neben dem Marionettentheater präsentiert die Stadt Einheimischen wie Touristen etwas Neues und Besonderes, das es im Landkreis nicht noch einmal gibt. Wer bisher in einen simulierten Sternenhimmel blicken wollte, musste nach München oder ins österreichische Schwaz fahren. Im Gegensatz zu einer Sternwarte, von der aus reale Himmelskörper zu beobachten sind, werden im Planetarium die Sterne mittels Spezialprojektor an das Halbrund einer Kuppel geworfen. Mehr als 5000 einzelne Punkte, millimetergenau platziert, bilden in Tölz den Sternenhimmel naturgetreu ab. Tages- und Jahresbewegungen zu jeder beliebigen Zeit können dargestellt werden.

Albert Maly-Motta, der Initiator und Betreiber des Planetariums, zauberte bei der Eröffnung den Tölzer Mittwochabend-Himmel an die gemauerte Kuppel. Doch während draußen der Vollmond schien, blieb er drinnen ausgeknipst. Er hätte das Firmament zu sehr erleuchtet, die Premierengäste hätten zu wenig Sterne gesehen. Schließlich nahm Maly-Motta alles simulierte Störlicht weg und versetzte die Zuschauer in die Einsamkeit eines Berggipfels oder der Wüste. Sie quittierten die kurze Reise bis zum ebenfalls simulierten Sonnenaufgang am anderen Morgen mit begeisterten Kommentaren.

Hinter der Illusion steckt jede Menge Technik, die den Handwerkern einiges abverlangte. Das gebrauchte Kleinplanetarium der Firma Zeiss hatte Maly-Motta schon vor Jahren bei günstiger Gelegenheit gekauft. An ein öffentliches Planetarium war da noch nicht zu denken. Tatsächlich wurde das Vorhaben vor drei Jahren im Stadtrat heiß diskutiert, ehe sich eine Mehrheit doch dafür entschloss. Die Voraussetzungen waren gut, denn die Stadt suchte eine Lösung für das baufällige Schütt-Judenhofer-Haus neben dem Marionettentheater am Schlossplatz. Es wurde abgerissen, und an seiner Stelle entstand ein 1,3 Millionen Euro teurer Neubau mit dem Planetarium in Keller und Erdgeschoss sowie einer Büro- und einer Wohnetage darüber . Auf das Planetarium entfielen 35 000 Euro.

Die Wand zum Marionettentheater wurde durchbrochen, so dass beide Einrichtungen das Foyer, die Kasse und die Toiletten gemeinsam nutzten können. Ohnehin sind die Betreiber von Theater und Sternenhimmel dieselben: Albert Maly-Motta und Karlheinz Bille. Maly-Motta, der die Vorführungen macht, sieht das Planetarium mit den 35 Plätzen als "magischen Raum" und "Ort der Inspiration", wo er direkten Kontakt zu den Besuchern aufnehmen kann. Für ihn hat es seine Aufgabe erfüllt, wenn Leute nach ihrem Besuch ihren Blick wieder häufiger hinauf zu den Sternen am Himmel richten und schauen. Egal ob sie gerade in Tölz sind oder in der Wüste.

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