Almleben:Beuschel und Elch in 1763 Meter Höhe

Lesezeit: 2 min

Der gelernte Koch Werner Blaßl ist seit 25 Jahren Wirt der Wolfratshauser Hütte. Der Alpenverein ist stolz auf ihn und zeichnet ihn am Mittwoch aus.

Von Johann Fährmann

Werner und Bettina Blaßl bewirtschaften die Wolfratshauser Hütte des Alpenvereins. (Foto: Hartmut Pöstges)

So tief sieht man sie selten. Werner und Bettina Blaßl sitzen mit einem Hellen und einem Milchkaffee in Wolfratshausen, auf knapp 580 Höhenmetern. Keine Arbeit steht an, dafür ein Empfang beim Bürgermeister und am Mittwoch eine Ehrung vom Alpenverein. Am 6. November 1988 unterschrieb Werner Blaßl den Hütten-Pachtvertrag der Sektion Wolfratshausen des Deutschen Alpenvereins (DAV). Seit genau 25 Jahren ist er am Mittwoch Wirt der Wolfratshauser Hütte auf dem Grubigstein in den Lechtaler Alpen, in 1763 Metern Höhe. Vor fünf Jahren heirateten Werner und Bettina Blaßl, seitdem ist auch die 42-Jährige dabei.

Blaßl, 1961 in der Steiermark geboren, ist gelernter Koch. Bevor er auf die Wolfratshauser Hütte kam, kochte er fünf Jahre lang für die Gebirgskompanie des österreichische Bundesheers in Absam in Tirol. "In der Zeit hatte ich bereits viel Kontakt zu Hüttenwirten", sagt Blaßl. Es knackt, wenn er "Kontakt" sagt, für viele klingt allein das schon nach Bergwelt. Beinahe wäre er für ein Jahr nach Wien versetzt worden. "Ich bin aber kein Stadtmensch", sagt Blaßl. Dann hörte plötzlich der damalige Pächter der Wolfratshauser Hütte auf. Anfang Oktober kam Blaßl zum Vorstellungsgespräch auf die Hütte, er sah sie da zum ersten Mal. Drei Wochen später hatte er die Zusage.

"Es ist ein großes Glück, dass wir ihn haben. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes, so lange einen so guten Hüttenwirt zu haben", sagt Peter Taubert, Hüttenreferent der Wolfratshauser Sektion. "Und ein Pachtwechsel ist ein ungeheurer Aufwand." Der Hüttenwirt sagt: "Ich wäre auch nicht mehr bereit, neu anzufangen." Die beiden grinsen einander an, als Blaßl erzählt: "Es ist einfach Tradition, dass man am Berg das ein oder andere Schnapserl trinkt." Er ist stolz auf seine vielen netten Stammgäste, die vor allem im Sommer kommen - "auch wenn die natürlich viel mehr Arbeit machen", sagt er lachend.

2004 wurde die Hütte komplett umgebaut. Der zunehmende Alpintourismus hat Gäste mit höheren Ansprüchen in die Berge gebracht. Seitdem hat sich die Zahl der Übernachtungen auf 1900 pro Saison fast verdoppelt. Neun Monate im Jahr ist die Hütte geöffnet. "Aber ein großer Teil der freien Monate geht für die Saisonvorbereitung drauf", sagt Bettina Blaßl. "Im Winter sind 16-Stunden-Tage die Regel", die beginnen oft, wenn von vier Uhr in der Früh an der Schnee vor der Hütte geräumt werden muss. "So richtig Feierabend ist erst zur Hüttenruhe um elf", ergänzt ihr Mann, "und zwar ohne freien Tag". "Man muss die Arbeit wirklich mögen, sonst geht das nicht."

Blaßl erzählt von seinen zwölf Huskys, die er damals hatte und mit nach Lappland zu Schlittenrennen nahm, wo er im Frühling nach der Wintersaison immer hinfuhr. Im vergangenen Jahr ist sein letzter Hund gestorben. "Heute möchte ich keinen Schlittenhund mehr haben, bei dem großen Winterbetrieb." Auch an den Rennen würde er nicht mehr teilnehmen, sagt Blaßl. "Da ist heute zu viel Ehrgeiz, das ist nicht mehr gemütlich." Heute haben sie zwei Haflinger, die im Sommer auf dem Berg dabei sind. Von seinen Lappland-Reisen hat Blaßl die "Nordischen Wochen" mitgebracht, in denen serviert er auf der Hütte auch Elch, Rentier und Lachs. "Ich bin aber auch ein großer Freund der klassischen österreichischen Küche", sagt Blaßl, seinen Gästen stellt er gerne Beuschel, also Lüngerl auf den Tisch.

Auf seine Selbständigkeit und Abgeschiedenheit möchte er nicht mehr verzichten, sagt Werner Blaßl. "Letztes Jahr waren wir in Barcelona bei der Formel 1, aber am Montag war die Sehnsucht dann schon wieder da. Man sieht sich nicht satt an den Bergen."

© SZ vom 06.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: