Windkraftwerk vor Wales:München hat Ökoziel fast erreicht

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Die Stadtwerke investieren 600 Millionen Euro in ein Windkraftwerk vor Wales. 90 Prozent der Privathaushalte können bald mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden.

Michael Tibudd

Der nächste Schritt ist getan, und es ist ein großer: Die Stadtwerke München (SWM) investieren rund 600 Millionen Euro in einen Windpark vor der Küste von Wales in Großbritannien. Bis ins Jahr 2014 sollen in der Bucht von Liverpool 160 Windräder entstehen.

Noch mehr davon für München: Die Stadtwerke investieren in ihren zweiten Windpark auf dem Meer. (Foto: Ingo Wagner/dpa)

Den Stadtwerken werden 30 Prozent davon gehören - das kommunale Unternehmen teilt sich Bau und Unterhalt des Projekts mit den Konzernen RWE und Siemens. RWE wird 60 Prozent an einem für das Projekt gegründeten Gemeinschaftsunternehmen halten, Siemens zehn Prozent. 2013 soll ein erster Teil der Anlagen Strom produzieren, der Rest folgt ein Jahr später. Der Anteil der SWM an der Stromproduktion entspricht dem Verbrauch von etwa 240.000 Münchner Privathaushalten.

Damit ist die Investition in den Windpark "Gwynt y Môr" (walisisch für "Wind im Meer") der bislang mit Abstand größte Deal der Stadtwerke, seit sie im vergangenen Jahr ihre Ausbauoffensive für erneuerbare Energien gestartet haben. Ziel ist es, bis 2015 so viel Strom in eigenen Anlagen zu erzeugen, dass damit alle 800.000 Münchner Privathaushalte versorgt werden könnten.

Das "könnten" ist insofern wichtig, als der Strom aus dem neuen Projekt vor Großbritannien wie auch aus anderen überregionalen Vorhaben nicht unmittelbar nach München fließen wird. Es geht bei diesen Zahlen stets um die Strommengen, die auf dem Energiemarkt verkauft werden - der Strom für die Münchner wird auch in Zukunft in hiesigen Anlagen, etwa in den beiden Heizkraftwerken der Stadtwerke produziert.

Mit den Anlagen vor der Küste von Wales ist das Ziel für 2015 fast schon erreicht: Wenn die dortigen Windräder und alle anderen angestoßenen Projekte spätestens 2014 fertig sind, reicht die Ökostrommenge schon für 700.000 Münchner Haushalte - also knapp 90 Prozent. "Wir sind daher zuversichtlich, das Etappenziel früher zu erreichen", sagt SWM-Chef Kurt Mühlhäuser.

Der wirklich große Teil der Ausbauoffensive steht dann aber noch bevor. Denn so komplett die Ansage 100 Prozent Ökostrom für alle Haushalte auch klingt - Privatleute benötigen nur gut ein Viertel des Stroms, der in München insgesamt verbraucht wird. Industrie, Geschäftskunden aller Art, die U-Bahn, irgendwann einmal eine größere Anzahl von Elektroautos: Der gesamte Stromverbrauch in München liegt pro Jahr etwa bei 7,5 Milliarden Kilowattstunden, zwei Milliarden davon gehen auf das Konto der Haushalte.

Es bleibt also viel zu tun, um bis 2025 - das ist das eigentliche Ziel - den kompletten Bedarf aus erneuerbaren Quellen stillen zu können.

Die Liste der bisher auf den Weg gebrachten Projekte ist schon jetzt ziemlich lang. Das nun verkündete Vorhaben stellt das bisher größte in den Schatten: Ebenfalls 2014 soll der Windpark Global Tech I fertig sein, von dem die SWM so viel Strom beziehen werden, wie 140.000 Haushalte verbrauchen. 2011 soll das Solarkraftwerk Andasol 3 in Spanien ans Netz gehen - dort entsteht dann Strom für 33.000 Haushalte. In der Region wird im Jahr 2011 das Geothermiekraftwerk Sauerlach in Betrieb gehen - Strom aus Erdwärme gibt es dann für 16.000 Haushalte, dazu kommt Heizwärme für die Gemeinde Sauerlach.

Kurz vor der Fertigstellung ist das Praterkraftwerk in der Münchner Innenstadt - 4000 Haushalte beziehen dann zusätzlich Strom aus Wasserkraft. Bereits am Netz sind eine Reihe von Windparks in Deutschland, die die SWM 2009 gekauft haben - der Strom daraus reicht für 135.000 Haushalte. Zwei Solaranlagen in der Oberlausitz und im Schwäbischen liefern Strom für 12.000 Haushalte. Dazu kommen die teils schon mehr als 100 Jahre alten Wasserkraftwerke an der Isar, die lange den bis vor kurzem noch sehr mageren Anteil von vier Prozent am Strommix der Stadtwerke bereitstellten.

© SZ vom 05.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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