Willkommensfeier in München:"Wir können Olympia"

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Applaus, Deutschlandfahnen und Hupkonzerte: Menschen aus ganz Bayern jubeln den Olympia-Helden von Vancouver zu.

Philipp Crone

Die große Frage lautet vorher: Sehen die Sportler anders aus als im Fernsehen? Ein älteres Ehepaar steht am Dienstagnachmittag gegen 15.30 Uhr am Siegestor und blickt auf die 30 weißen Cabrios, die hier bereit stehen. In manchen sitzen schon Athleten, Magdalena Neuner hat sich gleich auf einen Beifahrersitz verkrochen, ihr reicht der Rummel langsam.

Der Skispringer Michael Uhrmann steht neben dem Ehepaar und hilft den beiden weiter, die sich zwischen all den Athleten mit ihren gleichen Jacken nicht mehr auskennen. Er erklärt: "Die dünnen sind die Skispringer." Die Frau dankt und sagt zu ihrem Mann. "Die sind ja alle viel kleiner, als ich dachte."

Aber das ist - neben den mäßigen, nasskalten Wetterbedingungen für einen Autokorso durch die Stadt - auch die einzige Enttäuschung, die die vielen Menschen unter ihren Regenschirmen am Straßenrand erleben werden.

Eine Mutter hat ihren elf Monate alten Sohn auf dem Arm, der das Herumwuseln von Autogrammjägern und Schaulustigen mit offenem Mund bestaunt. "München muss die Olympischen Spiele einfach bekommen", sagt sie. "Wir haben doch schon so oft gezeigt, zuletzt bei der Fußball-WM, dass wir super organisieren können." Dann erblickt sie Maria Riesch und ist verschwunden.

Ein 65-Jähriger steht ein paar Meter weiter, er ist extra gekommen, um sich die Organisation hier anzusehen. "Bin gespannt, ob alles klappt." In den letzten Tagen wurde extra "aufgeteert", wie das bei der Polizei heißt, wenn für die Fahrt der Autos durch das Siegestor eigens kleine Rampen an den Bürgersteigen errichtet werden. Dann geht es los, mit Blaulicht und Applaus, und Regen.

Studenten und Bauarbeiter, Rentner und Schüler, von der Ludwigstraße über die Residenzstraße bis zum Rathaus stehen Tausende aus ganz Bayern und feiern. Manche haben olympische Ringe gebastelt, andere zählen vor jedem Auto die La-Ola-Welle ein. Deutschlandfahnen und Hupkonzert, und nach der halben Strecke lässt auch der Regen nach. Im gemütlichen Tempo rollt der Korso gen Marienplatz, da bleibt genug Zeit für die Langlauf-Olympiasiegerin Claudia Nystad, sich die schönen Fassaden der Stadt ein wenig anzusehen.

Zwei Studenten stehen unter einem Schirm. "Ich konnte es mir leider nicht leisten, nach Vancouver zu fliegen", sagt der eine. Vielleicht aber nach München 2018? "Hoffentlich, wir haben die besten Chancen, und wir haben auch schon gezeigt: Wir können Olympia." Obwohl einige Schaulustige nicht wissen, gegen welche anderen Städte München im Juli 2011 beim Wettstreit um den Zuschlag für Olympia 2018 überhaupt antreten muss, sind alle an der Straße zuversichtlich.

Und die Kritiker? Die ökologischen Bedenken? "Wenn wir so anfangen, können wir ja gar keine Feste mehr feiern", sagt ein Mann am Odeonsplatz, wo ein riesiger Heißluftballon mit der Aufschrift "München 2018 Applicant City" über dem Platz schwebt. Eine Frau nebendran sagt: "Diese Aktion heute wird der Bewerbung hoffentlich noch einmal richtig Schwung geben."

© SZ vom 03.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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