Widersprüchliche Aussagen:Hängepartie für Luca Toni

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Zum nächsten Prozesstermin muss Luca Toni nicht eigens anreisen. (Foto: Robert Haas)

Noch kein Urteil im Prozess um Kirchensteuer-Nachzahlung

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Für den früheren FC-Bayern-Stürmer Luca Toni wird der Rechtsstreit um die Nachzahlung von 1,7 Millionen Euro Kirchensteuer erst einmal zur Hängepartie. Länger als sechs Stunden hatte der 15. Zivilsenat des Oberlandesgerichts München am Mittwoch verhandelt - erst um 19.35 Uhr konnte der Italiener den stickig-heißen Sitzungssaal verlassen. Wie die Chancen seiner Klage gegen seine früheren Münchner Steuerberater stehen, die er für den Finanz-Zoff verantwortlich macht, ist offen. "Wenn meine Freunde wüssten, dass sie so viel bezahlen müssen, um Katholik zu sein, würden sie austreten", meinte Toni. Ihm bleibt vorerst nur die Erleichterung, dass er zur nächsten Verhandlung am 28. Oktober nicht mehr anreisen muss.

Das Gericht hatte am frühen Abend noch weitere Zeugen gehört. Darunter den damaligen Privatkundenberater der Bank Credit Suisse. Der hatte sich über die vorherige Aussage seiner Kollegin, dass ausführlich und lange speziell auch über Kirchensteuern gesprochen worden sei, gewundert. Nach seiner Erinnerung habe das Meeting nur etwa 20 Minuten gedauert. Etliches, was seine Kollegin aus dem angeblich ausführlichen Aufklärungsgespräch berichtete, quittierte er mit der Bemerkung, von all dem sei nichts gesagt worden.

Gehört wurde auch der frühere freiberufliche Spielerbetreuer, den der FC Bayern Luca Toni als Dolmetscher und sozusagen Mädchen für alles gestellt hatte. Der sagte, dass in der FC-Bayern-Geschäftsstelle, als das Meldeformular ausgefüllt werden musste, tatsächlich die Frage nach einer geplanten Heirat gestellt, dabei aber nicht über die Religionszugehörigkeit gesprochen worden sei. Und Unterlagen, die er vom deutschen Steuerberater an Tonis italischen Steuerberater weiterleiten sollte, habe er nicht geprüft, sondern nur versandt. Zur Sprache kam dann noch, dass sich der deutsche und der italienische Steuerberater auch von Angesicht zu Angesicht besprochen hätten.

Das Gericht muss nun überlegen, wie es die teilweise widersprüchlichen Zeugenaussagen bewerten will und auf wessen Seite daraufhin die wesentliche Beweislast liegt. Ein Vorstoß des Vorsitzenden Johannes Nagorsen, ob eine Kompromisslösung möglich sei, stieß eher auf Seiten der beklagten Steuerberater auf offene Ohren, als bei Luca Toni und seinem "Streithelfer" FC Bayern. Aus Sicht eines Prozessbeobachters ist an diesem Verhandlungstag der Fußballclub zusehend aus dem Brennpunkt des richterlichen Interesses gerückt. Das hatte am ersten Verhandlungstag, damals noch unter einem anderen Senatsvorsitzenden, ganz anders ausgesehen.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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