Wer suchet, der findet noch:Glückspilze

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Schwammerlsuchers Glück: ein ganzer Korb voll edler Speisepilze. (Foto: dpa)

Schwammerl werden selten, für den Eigenbedarf ist das Sammeln erlaubt

Von Günther Knoll, München

Schwindling, gestreifter Teuerling, angebrannter Rauchporling - der Laie staunt, und der Fachmann gerät ins Schwärmen. Dass es Pilze dieses Namens tatsächlich gibt, und zwar auch in der Umgebung von München, zeigen die Fotos, die Mitglieder des Vereins für Pilzkunde nach ihren Wanderungen ins Netz stellen. Der gemeine Schwammerlsucher hält sich nicht auf mit solchen Raritäten, so er sie überhaupt kennt, ihm steht der Sinn nach essbaren Pilzen. Doch Steinpilz, Rotkappe und Co. sind selten geworden in der Region. Aber es gibt sie, wie Matthias Dondl versichert. Dondl muss es wissen, ist der zweite Vorsitzende des Vereins für Pilzkunde München doch viel in den Wäldern unterwegs, um Pilze hauptsächlich zu fotografieren.

Die jüngsten Regenfälle haben die Schwammerl aus dem Boden schießen lassen, "je nach Region allerdings sehr unterschiedlich", sagt Dondl. Dass sie generell nicht mehr in solchen Mengen wachsen wie früher, liegt dem Experten zufolge an dem hohen Stickstoffeintrag. Überall dort, wo intensive Landwirtschaft betrieben, wo also viel gedüngt werde, gelange der Stickstoff über die Luft auch in den Wald, erklärt Dondl, "das ruiniert die Biodiversität in den Wäldern". Deshalb gebe es zum Beispiel in den Bergen deutlich mehr Pilze als im Alpenvorland. Das hat Dondl gerade auch einem Geschäftspartner erklärt, der sich beklagte, dass er am Starnberger kaum noch Steinpilze finde.

Pfifferlinge, Steinpilze, Rotkappen, die begehrtesten Speisepilze also, gelten den Naturschutzbestimmungen nach inzwischen als gefährdet. Sie dürften eigentlich gar nicht mehr gesammelt werden. Außer "geringe Mengen für den Eigenbedarf", diese Formulierung wird sehr großzügig ausgelegt. Wer allerdings gewerbsmäßig Schwammerl sucht, um sie weiterzuverkaufen, der braucht eine Ausnahmegenehmigung. Dass das hierzulande streng kontrolliert würde wie etwa in Italien, das hat Dondl noch nicht bemerkt. Jedenfalls dürfe man aber die Pilze nicht waschkörbeweise mit nach Hause nehmen.

Den Pilzfreunden bereiten die Schwammerlsucher Probleme, die ungenießbare oder unbekannte Pilze einfach ausreißen oder zertreten. Das sei "eine Katastrophe, es war aber schon immer so", hat Dondl beobachtet. Andere brächten einfach alles, was sie finden, zur Pilzberatung, um sie dort den Experten, oftmals Dondls Vereinskollegen, vorzulegen. "Das sind keine Sortierstellen", stellt Dondl klar. Sich kundig machen kann man sich zum Beispiel bei Exkursionen des Pilzkundevereins. Eines müsse aber immer gelten, sagt der Experte: Was man nicht kennt, das lässt man stehen.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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