Weitere Leserbriefe:Söder, der Pater Patriziae, und heimatliche Kunst

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Auf Münchner Kunst besinnen

Ohne Zweifel ist Okwui Enwezor eine herausragende Persönlichkeit im internatio-nalen Kunstbetrieb (" Enwezor verlässt das Haus der Kunst", 5. Juni). München und das Haus der Kunst verdanken ihm viel. Bayerns Kunstministerin Marion Kiechle sagt: "Durch seine kuratorische Expertise hat das Haus der Kunst weltweit Anerkennung erfahren". Okwui Enwezor hat die Welt nach München geholt, mit Ausstellungen, die spektakulär international waren, manchmal auch spektakulär einsam - fast ohne Publikum. Okwui Enwezor hat aber vor lauter Welt vergessen, dass es auch in Bayern eine lebendige Kunstszene gibt, die gerade in München einen kunsthistorischen Schwerpunkt hat. Historisch für München ist die Gründung der Münchener Secession 1892, die Vorbild war für die Wiener Secession, die Berliner Secession und all die anderen Secessionen weltweit. Historisch für München ist der "Blaue Reiter". Historisch ist inzwischen auch die "Große Münchener Kunstausstellung" im Haus der Kunst, gegründet 1948, die heuer ihr 70-jähriges Jubiläum hätte feiern können, wenn - ja wenn nicht Okwui Enwezor sie, quasi als erste Amtshandlung, ausgelöscht hätte. Die "Große Münchener Kunstausstellung" war eine sehr geschätzte Tradition in München und hat immerhin jährlich bis zu 15 000 begeisterte Besucher angezogen, wovon jetzige Ausstellungen im Haus der Kunst nur träumen können. Was die "Große Kunstausstellung" - trotz aller Kritik - in hervorragender Weise gezeigt hat, waren die leidenschaftlichen, künstlerischen Produkte von so vielen Talenten. Hier in Bayern und in Deutschland. Dieser "kreative Komposthaufen" hätte - neben den global orientierten Ausstellungen Enwezors - besonders gepflegt werden müssen. Es ist ein kurioser Witz, dass im Haus der Kunst die Kunst der ganzen Welt zu sehen ist, aber keine Spur der einheimischen künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Welt. Jetzt ist die Zeit der Neubesinnung und Neuorientierung. Die Kunstministerin sollte darauf bestehen, dass künftig wieder eine Ausstellung pro Jahr von den drei renommierten Münchener Künstlervereinigungen - Münchener Secession, Neue Münchner Künstlergenossenschaft und Neue Gruppe - kuratiert wird. Das Haus der Kunst ist ihre Heimat. Es ist traurig, wie sehr München seine eigene, reiche Kultur vernachlässigt. Alto Hien, Perach

Pater Patri(zi)ae

Na, das muss man doch alles im größeren Zusammenhang sehen (" Freistaat hätte GBW kaufen können", 8. Juni, und " Söder hat die Chance verpasst, reinen Tisch zu machen", 8. Juni): Söder will zunächst seine Amtszeit auf zehn Jahre begrenzen lassen, dann ist er 60, hat sich ein noch besseres Netzwerk geschaffen, kann sagen, er würde ja gerne weitermachen, aber - leider, leider - die Verfassung ist dagegen, um dann nonchalant in die Führungsetage eines Immobilienkonzerns zu wechseln. "Pater Patriae" ('Vater des Vaterlands', Landesvater; d. Red.) war er dann schon, dann wird er halt "Pater Patriziae". Das nennt man strategische Karriereplanung. Der Ex-Obersozi Schröder hat's ja vorgemacht. Honni soit qui mal y pense - ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Manfred Mader, Augsburg

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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