Weitere Briefe:Verhätschelte Investoren, unmenschliche Ausweisung

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Verhätschelte Investoren

Es überrascht mich nicht, dass die Stadtratsfraktion der CSU dem Umbau der Alten Akademie nach den Plänen der Firma Signa von Herrn Benko zugestimmt hat ("Streit über die Alte Akademie" vom 22. Februar). Die Partei hat schon öfter gezeigt, dass ihr die Interessen von Investoren und Großunternehmen näher stehen als die der Allgemeinheit. Zu eventuellen Ungereimtheiten wird geschwiegen oder es wird versucht, sie nach Interessenlage positiv darzustellen. Hier waren die Umbaupläne offensichtlich genauso wenig Teil des Erbbaurechtsvertrages wie zu erwartende Wertsteigerungen. Als ein weiteres Beispiel wurden die Wohnungen der Bayerischen Landesbank vom Freistaat an ein Investorenkonglomerat unter Führung der Patrizia veräußert. Andere Bieter, darunter auch bayerische Kommunen, gingen leer aus. Angeblich war der Verkauf zur Rettung der Landesbank erforderlich, was von anderen Seiten bestritten wird. Die Quittung verspüren bekanntermaßen mittlerweile die Mieter. Das ehemalige Frauengefängnis Am Neudeck wurde nach Beschluss vom zuständigen Landtagsausschuss vom Freistaat an private Investoren verkauft. Eine Alternative wäre das Hotelprojekt des Vereins Biss gewesen, der allerdings nicht so viel Geld aufbringen konnte. Angeblich durfte man nur an den Meistbietenden verkaufen, was wiederum von anderen Seiten bestritten wird. Nun ist das Objekt durch Weiterveräußerung beim Immobilienunternehmen Legat Living gelandet, die dort Luxuswohnungen errichten werden. Das Unternehmen gehört auch zu den Sponsoren des Schwarz-Weiß-Balls der Münchner CSU.

Zum bevorstehenden Ende des Traditionslokals Andechser am Dom, das der Gewinnmaximierung des Herrn von Finck zum Opfer fallen wird, reagierte die CSU mit einem wachsweichen offenen Brief, in dem den Leuten so was wie Opposition vorgespiegelt werden sollte. Was mich allerdings wundert, ist, dass die SPD-Fraktion samt Herrn Reiter eingeknickt ist. Die Partei hat in München zwar noch eine über dem Durchschnitt liegende Wählerschaft, sie darf sich aber nicht wundern, wenn sie weiter an Profil verliert und sich das in den nächsten Kommunalwahlen auswirken wird. Stephan Deisler, München

Stau-Zynismus

"Aufgeschoben" vom 22. Februar: Die CSU kann einem doch nur leid tun mit einem "Planungsexperten" aus dem letzten Jahrtausend: Walter Zöller hat noch immer nicht verstanden, dass der größte Stauverursacher die ungebremste Automobilität, also die große Zahl privater Pkw auf den Straßen der Stadt ist. Nein, er macht ausgerechnet die Vorrangschaltungen für den ÖPNV für die Staus verantwortlich. Schade, dass noch niemand wirklich ausgerechnet hat, wie viele Autos eingespart werden, weil verbesserte Pünktlichkeit den ÖPNV attraktiver gemacht hat. Das wären sicher einige "Stauverursacher" mehr. Karin Hoffmann, München

Kassenärztliche Schande

Wir danken für den einfühlsamen Artikel ("Ein täglicher Kampf für Menschlichkeit", 21. Februar) zur Arbeit von Dr. Eiman Tahir zugunsten beschnittener Migrantinnen in München. Es ist eine Schande, dass ihr die Kassenärztliche Vereinigung (KV) keine etwas höhere Vergütung für den zusätzlichen Gesprächsbedarf bei der Behandlung von Genitalverstümmelungen von Frauen aus anderen Kultur- und Sprachregionen der Welt gewährt. Die Zuständigen in der KV sind nicht in der Lage, sich den Sonderaufwand vorzustellen, oder es ist ihnen egal, ob Frauen aus Entwicklungsländern durch mögliche ärztliche Hilfe die erforderliche Erleichterung verschafft wird oder nicht. Dr. Gudrun Eger-Harsch, Augsburg

Unmenschliche Abschiebung

Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie diesen Abschiebungsfall schildern ("Der verlorene Sohn", 12. Februar). Der Bericht hat mich fassungslos gemacht; wie viel Unmenschlichkeit deutsche Behörden praktizieren, ist für mich unerträglich. Gut, dass Medien wie die SZ e solche Skandale öffentlich machen! Statt abgeschoben zu werden, müsste der junge Ashot A. aus Armenien eine Auszeichnung erhalten wegen seines aufopfernden Pflege-Engagements für seine sterbenskranke Mutter! Ich hoffe, dass Ashot A. bald wieder zurückkehren kann. Barbara Krämer-van de Loo, Frankfurt/Main

Von Ikea vorgeführt

Die Autorin des Kommentars "Was zählt, ist die gute Idee" (22. Februar) hat vollkommen recht: Impulse für die Stadtplanung sollten von der Stadt kommen, nicht von einer Firma. Hier sieht man exemplarisch, was passiert, wenn nur noch verwaltet wird: Die Kreativität geht verloren und man muss sich gefallen lassen, dass andere mit Vorschlägen kommen. Ich finde den Vorstoß von Ikea eine gute Idee, doch sollte dies die Stadtverwaltung als Weckruf verstehen, dass sie sich nicht in ihrem ureigensten Verantwortungsbereich vorführen lässt. Erich Würth, München

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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