Weitere Briefe:Tunnel-Prioritäten und nachhaltige Trinkbecher

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Andere Tunnel haben Priorität

So schön ein Tunnel unter dem Englischen Garten wäre, so ärgerlich finde ich, dass unser Oberbürgermeister dafür schon jetzt eine mögliche Zurückstellung anderer Projekte ankündigt ("Tunnel-Votum bis zum Sommer 2017", 5. Dezember). Dabei wird unter anderem der Ring-Tunnel an der Landshuter Allee genannt. Hier leiden mit Sicherheit deutlich mehr Anwohner unter schlechter Luft und Lärm als am Englischen Garten. Es wäre ein Armutszeugnis für unsere Stadt, wenn ein Prestigeprojekt einem Projekt zur Entlastung sehr vieler Menschen vorgezogen würde. Angela Erzberger, München

Becher für die Ewigkeit

"To go und wieder retour" vom 26./27. November:

Die Idee von Florian Pachaly und Fabian Eckert (zwei Unternehmern aus Rosenheim, die ein Pfandsystem für Mitnehm-Becher vorschlagen; d. Red.) ist im allgemeinen sehr zu begrüßen, doch um ganz von den Kunststoffbechern wegzukommen, wäre es sicher besser, dass in Zukunft die Café-to-go-Cafés nur noch die Leute mit selbst mitgebrachten Thermobechern bedienen. Und wer gerade keinen zur Hand hat, sollte diese langlebigen, etwa aus Edelstahl hergestellten, in den Cafés angebotenen Becher kaufen können. Der ganze Aufwand mit Rückgabe und Reinigung würde wegfallen. Für seinen eigenen Becher ist jeder selbst verantwortlich. Lieber heute als morgen damit beginnen, und der riesige Bechermüll wäre passé. Veronika Bartel, Seefeld-Hechendorf

Zusammenrücken

Wir brauchen mehr bezahlbare Wohnungen, darüber sind wir uns alle einig ("Grün und Grau", 28. November). Werden dann Wohnungen geplant, geht das Geschrei los: Bei meiner Wiese nicht, und schon gar nicht in meiner Nachbarschaft! Sind wir denn nicht alles Zuzügler, die vor Jahren wegen der Arbeit nach München kamen? Viel Arbeit gibt's halt nur im Großraum München. Einen Glücksfall wie BMW in Dingolfing und Neutraubling wird's so schnell nicht mehr geben. Und Söder'sche Behördenverlagerungen bringen nichts. Also rückt ein bisschen zusammen, da geht schon noch was! Wir wohnen in Allach-Untermenzing, hier werden gerade 2000 Wohnungen gebaut, wir wissen also, wovon wir reden! Richard Marschall, München​

Recht brutal

Wenn ich es richtig verstanden habe, berufen sich die "Reichsbürger" auf das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz (RuStAG) vom 22. Juli 1913 und auf das in der Nazizeit ergangene Reichsbürgergesetz (RBG) vom 15. September 1935. Die Begründung ist wohl der augenblickliche Zustand unseres Staates, der unklar ist, weil bei Kriegsende nur ein Waffenstillstand samt Kapitulation zustande gekommen ist.

Ein Friedensvertrag steht noch aus. Nach dem Denken der Reichsbürger befinden wir uns also noch in der Alt-Nazizeit?

Mit Neo-Nazis haben sie zumindest eines gemeinsam: Sie picken sich die Demokratie-Rosinen aus dem Kuchen und wollen gleichzeitig diesen Kuchen wegwerfen. Was nun?

Wer A sagt, sollte auch B sagen müssen. Die Vergehen von solchen Gegnern der heutigen Bundesrepublik könnten nach dem Gesetzeswerk der Nazizeit abgeurteilt werden! Was da als Strafe für den aktuellen Fall, wo ein toter und drei verletzte Polizeibeamte auf der Rechnung stehen, angesetzt würde?

Ich kann allen Reichsdenkern nur raten, in ihrem Gedankengut zu schwelgen, sich aber wie vernünftige Staatsbürger zu verhalten und die Realitäten zu akzeptieren. Günter Glier, Baldham

Rhetorische Obergrenze

Natürlich weiß Seehofer, dass eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen ohne Änderung des Grundgesetzes nicht möglich ist ("Seehofers Lust am Missverständnis" vom 25. November). Und er weiß auch, dass diese Obergrenze zudem gegen das Völkerrecht verstoßen würde.

Zu lange hat er diese Forderung vor sich her getragen, als dass man einem spitzfindigen verbalen Rückzug - "Begrenzung" statt "Obergrenze" - jetzt Glauben schenken könnte.

Keine Frage - wir müssen Lösungen finden, die leistbar und der Situation angemessen sind. Aber eine zahlenmäßige Begrenzung kann nur fordern, wer die Absicht hat, seine Wähler zu belügen. Da kann Herr Seehofer in den letzten Wochen vor der Bundestagswahl so viel "Kreide fressen" und taktisch kalkulierte und verbal getarnte Rückzugsspielchen treiben wie er will - er ist unwählbar und mit ihm die CSU, solange er oder Gleichgesinnte dort den Ton angeben.

Unwählbar für mich, weil ich nicht zuschauen will, wie unser Rechtsstaat demontiert wird.

Unwählbar auch und obwohl ich, CDU-Mitglied und wohnhaft in Bayern, die Kanzlerkandidatin von CDU und CSU gerne wieder in der bisherigen Rolle sehen würde. Tilmann Wolf, Scheidegg

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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