Weitere Briefe:Politische Holz-Knechte und Steine der Erkenntnis

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Wertloses Einvernehmen

Alle einvernehmlichen Beteuerungen von CDU und CSU sind Makulatur: Die CSU hat zwar mit der CDU ein gemeinsames Wahlprogramm verabschiedet, schiebt aber einen "Bayernplan" hinterher, in dem sie alte Forderungen, die die Kanzlerin ablehnt, wieder aufgenommen hat, nun zum Teil sogar als "Garantien" an die Wähler für eine Regierungsbeteiligung der CSU nach der Wahl ("CSU beschließt Bayernplan", 15. Juli). Wird die Kanzlerin den Forderungen der CSU, besonders nach einer Flüchtlingsobergrenze, nachgeben? Wir haben ja bereits erfahren, dass Angela Merkel sich von der CSU ein vor vier Jahren ausgesprochenes "mit mir nicht" bei der Autobahnmaut umbiegen ließ. Ich finde unerträglich, wie die CSU als Minderheitspartner in Berlin die größeren Koalitionsparteien vor sich hertreibt. Da man in Bayern die CDU nicht wählen kann, bleibt nur folgende Strategie: Da die SPD und ihr Kandidat Schulz keine Ideen haben, wie sie mehr als die jetzige Stammwählerschaft auf ihre Seite bringt, wird die Kanzlerin auch die nächste Bundesregierung anführen. Um der CSU ihre Hochnäsigkeit ein wenig auszutreiben, sollten alle Wähler in Bayern, die Merkel unterstützen wollen, nicht CSU, sondern Gelb oder Grün wählen. Denn FDP und/oder die Grünen sind die kommenden Koalitionspartner einer Merkel-Regierung. Und da wäre es von Vorteil, wenn die CSU nicht mit ihrer knapp 50-prozentigen Mehrheit aus Bayern anreiste - 40 Prozent genügen auch. Axel Bock, München

Politische Holz-Knechte

Tja, nun also voraussichtlich die Rhön als dritter bayerischer Nationalpark ("Donau oder Rhön", 19. Juli). Nach zähem Ringen, pseudodemokratischen Umfragen und jahrelangen Diskussionen (berücksichtigt man das Theater um den Steigerwald) wird sich unser Landesfürst Horst Seehofer wahrscheinlich für ein Gebiet entscheiden, aus dem der geringste Widerstand zu erwarten ist. Allen Fakten von Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern zum Trotz, die wenigstens einen kleinen Teil unserer wertvollsten alten Buchenwälder vor menschlichen Eingriffen schützen und bewahren wollen. Und dann lässt man sich als obersten Hüter der bayerischen Landschaft feiern, während sich die holzverarbeitende Industrie die Hände reibt. Mechtild Neuweg, München

Steine der Erkenntnis

Das "schreckliche Mädchen" hat's mal wieder richtig gemacht. Seit Jahren betreute die Passauerin, die schon als Schülerin unbeirrt - obwohl massiv angefeindet - die Nazivergangenheit ihrer Heimatstadt erforschte, ein Projekt des Stadtjugendrings, und der legt nun eine Dokumentation über die 14 Stolpersteine in der Dreiflüssestadt vor ("21 Mal gedenken, 27. Juni). Gemeinsam mit Jugendlichen aus Schulen und Verbänden wurden für das Projekt die schmerzlichen Geschichten hinter den Namen auf den Messingtäfelchen aufgespürt, zugrunde lagen Anna Rosmus' Veröffentlichungen. Und von wegen zähes Zoffen wie in der Landeshauptstadt: Von den mutigen jungen Niederbayern lernen wir kluge Erkenntnisse, zum Beispiel die der Klasse M8 einer Mittelschule: In der Recherche über die ermordeten Juden "wurde uns auch immer bewusster, dass die jungen Flüchtlinge in unserer Schule ähnliche Schicksale erleiden mussten" und dass man diesen genau deshalb helfen müsse, "eine neue Heimat zu finden". Angelika Boese, München

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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