Weitere Briefe:Plakate, Baukosten und andere Versprechen

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Plakat-Zerstörungswut

Alle Parteien werden Zielscheibe von Plakatzerstörungen. Es ist aber ein Kunststück, einen Artikel darüber zu schreiben, ohne die offensichtlichste Tatsache überhaupt zu erwähnen: Am meisten zerstört werden die Plakate der AfD ("Wahlkampf auf die harte Tour" vom 22. August).

Ein Blick ins Münchner Straßenbild genügt, um das zu erkennen. Den 140 Vorfällen bei der CSU in ganz München stehen rund 500 gegenüber, die die AfD seit März alleine im Münchner Süden erfasst hat. Es gibt sogar Täter, die sich in Medien wie Facebook ihrer Vergehen selbst bezichtigen.

Politische Kultur kann nur gewahrt werden, wenn die Übertretung von Grenzen auf allen Seiten gleichermaßen angeprangert und geahndet wird. Wolfgang Wiehle, München

Der Architekt war's nicht

In der Süddeutschen Zeitung werden seit Jahren immer wieder falsche Zahlen und irreführende Deutungen der Kosten(steigerungen) der Pinakothek der Moderne veröffentlicht. So wurde die Pinakothek der Moderne bei Auflistungen der "größten Baukostenskandale" in Deutschland in der SZ zuletzt drei Mal in eine Reihe mit der Hamburger Elbphilharmonie und dem Berliner Flughafen gestellt, obwohl die Pinakothek der Moderne das (mit weitem Abstand) kostengünstigste Museum der letzten Jahrzehnte ist ("Besser erst planen, dann bauen", 16. August).

Da letztendlich alles am Architekten hängen bleibt, muss ich das korrigieren: So hat der Bayerische Oberste Rechnungshof 2002 keineswegs gesagt, dass es zu Mehrkosten von 36 - nicht 54 - Millionen Mark (18 Millionen Euro) gekommen ist, weil "der Architektenentwurf" mit der Kostengrenze von 200 Millionen Mark (100 Millionen Euro) "nicht kompatibel" gewesen sei, sondern, dass diese Kostengrenze von vornherein nicht mit dem Raumprogramm und dem Anforderungsprofil des Freistaats kompatibel war.

Hätte die Pinakothek der Moderne ein vergleichbares Budget wie das kurz danach gebaute Museum Brandhorst gehabt, nämlich 1000 Euro pro Kubikmeter umbauten Raum statt nur 400 Euro, hätte sie 500 Millionen Mark (250 Millionen Euro) kosten dürfen, wäre also mehr als doppelt so teuer geworden.

Mit 400 Euro pro Kubikmeter war das Kostenbudget - wie der Bayerische Oberste Rechnungshof feststellte - völlig unauskömmlich für ein Museum wie die Pinakothek der Moderne, das mit Abstand größte Kunstmuseum Deutschlands. Dass am Ende die Kosten mit 236 Millionen Mark (118 Millionen Euro) nur 18 Prozent höher waren als das absurd niedrige Budget - und nicht 100 Prozent oder mehr - ist die Leistung aller beteiligten Planer und ausführenden Firmen, auch des Architekten.

Leider ist es zur (schlechten) Gewohnheit der öffentlichen Hand geworden, die Baukosten aus "politischen" Gründen zunächst (viel) zu niedrig anzusetzen. "Bis zu 70 Prozent teurer" werden Umbauten, Instandsetzungen und Renovierungen historischer Operngebäude in der Regel mindestens - siehe Staatoper Berlin oder Oper Köln. Die Elbphilharmonie wurde sogar 700 Prozent teurer als ursprünglich veranschlagt. Prof. Stephan Braunfels, Berlin

Architekt der Pinakothek der Moderne

Ökostrom-Show der Bahn

Unser Innenminister sollte sich dafür einsetzen, dass unlautere Werbung untersagt wird: Auf meiner BahnCard steht: 100 Prozent Ökostrom. Aber auch nach Jahrzehnten fährt sogar der Eurocity München-Zürich im bayrischen Streckenabschnitt von München nach Lindau jeweils mit zwei alten Dieselloks vom Typ 218 in Doppeltraktion ("Alte Bahnstrecken sollen elektrifiziert werden", 9. August).

Ökostrom heißt also nichts anderes, als dass Geld von Fahrkarten und Subventionen in die Ökostrom-Show umgeleitet wird. Es spräche einiges dafür, wenigstens unverzüglich den Bahn-Planungsstab so zu vergrößern, dass ein zuverlässiger Betrieb in Zukunft erfolgen kann. Was man so hört, gibt es viel zu wenig Mitarbeiter für den Ausbau, selbst für den Unterhalt des Netzes. Zweifelt Herrmann selbst an den Fähigkeiten seiner Partei, so dass er auf stärkere Koalitionspartner nach der Wahl hoffen muss? Michael Zelger, München

© SZ vom 29.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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