Weitere Briefe:Heimatzerstörungsminister und Psychiatrie-Gefahren

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Zweierlei Maß

Wenn ein US-Soldat desertiert, weil er an der Rechtmäßigkeit einer militärischen Intervention seines Landes in einem fremden Land auf der anderen Seite der Erde zweifelt, bekommt er bei uns kein Asyl ("US-Deserteur scheitert mit Asylklage", 18. November). Entziehen sich hingegen junge Syrer dem Wehrdienst (was sie nach den Gesetzen ihres Staates genauso wenig dürfen wie die Wehrpflichtigen und Soldaten aller anderen Länger auch), weil sie nicht gewillt sind, in ihrem eigenen Land für ihre immer noch rechtmäßige Regierung gegen Terroristen, pardon, Rebellen zu kämpfen, dürfen sie in Scharen als politische Verfolgte zu uns kommen und auf Asyl hoffen. Muss man das verstehen? Marcus M. Muhr, Ingolstadt

Gefährliche Psychiatrie

Der Triumph über den Wandel in der Psychatrie aus dem Munde des neuen ärztlichen Direktors am Isar-Amper-Klinikum in Haar ("Der Wandel muss weitergehen" vom 17. November) klingt wie Hohn in meinen Ohren. Als Mutter eines jungen Mannes, der seit 2003 wiederholt an Psychosen aus dem schizophrenen Bereich leidet, kann ich den Wandel in der Behandlung dieser Kranken in Haar nur beklagen.

Vergleich: 2009 wurde mein Sohn zum ersten Mal mit Polizei aus seiner betreuten Wohngemeinschaft geholt und wegen vager Suizidaussagen nach Haar gebracht. Nach acht Wochen in der Klinik, circa vier Wochen in der geschlossenen, dann mit begleitetem Ausgang und nachmittäglicher Beschäftigung auf dem Gelände, wurde er entlassen und konnte anschließend sein Praktikum in einer gestützten Werkstatt wieder aufnehmen. Er erhielt dort einen Vertrag für mehrere Monate, der dann leider wegen der geänderten Gesetzeslage durch die Arge nicht mehr verlängert wurde.

2015/2016: Mein Sohn wurde sechs Mal durch die Polizei in Haar eingeliefert, zuletzt durch die Kripo nach einem beinahe tödlichen Angriff auf mich. Trotzdem erhielt er auch beim letzten Mal bereits nach zwei Wochen Erlaubnis für unbegleiteten Ausgang, von dem er, wie bei den vorhergehenden Aufenthalten nicht zurückgekehrt ist. Nach Beurteilung der Polizei nach Augenschein wurde er wieder in seiner Wohnung gelassen. Da er im gleichen Stadtviertel wohnt wie ich, ist die Situation für mich äußerst bedrohlich, denn da die nötige Medikation fehlt, ist er sicher bald wieder in seinem Wahnzustand. Dank dem Wandel in der Psychiatrie, wo die Patienten nicht mehr eingesperrt werden, aber offensichtlich zu wenig Personal vorhanden ist, um eine wirksame therapeutische Behandlung zu ermöglichen! Von dem im Artikel erwähnten "richtigen Umgang mit dem Patienten" konnte ich nichts bemerken, ganz im Gegenteil. Wohin soll dieser Wandel bei schwer psychisch erkrankten Patienten führen? Mir graut es. Name ist der Redaktion bekannt

Heimatzerstörungsminister

Es genügen die grässlichen Bauten (um den Begriff Architektur nicht zu beleidigen) in den örtlichen Gewerbegebieten nicht, diese Grässlichkeiten sollen über das ganze bayerische Land verteilt werden ("Auf Kosten der Schönheit" vom 14. November). Notwendig ist ein Baurecht in Gewerbegebieten, das regelt, dass wir in Bayern leben und nicht im mittleren Westen der USA. Herr Söder offenbart sich immer mehr als Heimatzerstörungsminister. Heinrich Huber, Saaldorf-Surheim

Was ist das für ein Bayern?

"Umstrittene Dienstanweisung" vom 18. November:

Was ist das für ein Bayern, in dem "leben und leben lassen" nicht mehr gilt, in dem jungen Menschen, die aus der Not kommen, verweigert wird, sich durch eine Berufsausbildung eine Zukunft zu schaffen, und wo sie stattdessen wieder in ihre Not zurückgeschickt werden. Wenn die CSU so ein Bayern will, soll sie sich eines schaffen, aber woanders. Hans Michael Miller, Freising

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© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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