Weitere Briefe:Ein Paradies für Münchner, kein Paradies für Tomaten

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Auf ins Fichtelgebirge!

Als im Landkreis Wunsiedel immer mehr Porzellanfabriken dicht machen mussten, gab es die Befürchtung, dass die ganze Fichtelgebirgs-Region aussterben könnte. Die Bevölkerungszahl schrumpfte und schrumpfte ja auch fast unaufhörlich. Verschlug es einen in dieses raue Nordost-Bayern (meist aus Versehen), wähnte man sich in Geisterstädten. Beinahe überall Tote Hose. Dank innovativer und fleißiger Lokalpolitiker aber floriert die Wirtschaft wieder ein bisschen, und jetzt greifen die Fichtelgebirgler an ("Wunsiedel will Münchner abwerben" vom 6. März). Sie kommen sogar in die Landeshauptstadt und wollen - kein Witz - Münchner mit einer Reklame-Aktion in ihr trotz allem Noch-immer-Notstandsgebiet locken. Warum sie zu diesem Zweck eine riesige Teekanne in die Münchner Fußgängerzone stellen, ist nicht ganz klar. Mit Tee haben die kernigen Oberfranken eigentlich wenig in der Tasse. Ein Maßkrug wäre bei diesen bekennenden Biertrinkern angebrachter gewesen. Wie dem aber auch sei, es tut sich wieder etwas in diesem Gebiet, auch Bayerisch-Sibirien genannt. Seit einiger Zeit laufen ernst gemeinte Bestrebungen, die Landkreise Wunsiedel, Bayreuth, Hof und Tirschenreuth sozusagen zu bündeln und zu einer Großstadt zusammenzuschließen, mit 160 000 Einwohnern wäre das die viertgrößte in Bayern. Sie haben sogar schon einen Namen: Landstadt Fichtelgebirge soll sie heißen. Aber erst einmal kommen die Wunsiedeler in die Metropole, um dort zu zeigen, dass es sie auch gibt. Ein Bayern weit weg von Kitsch. Dafür geradeaus, und keine dieser Bilderbuchlandschaften, Natur pur, dazu auch ein Dialekt, so urig wie er sein soll, wenn auch nicht immer verständlich. Jetzt hoffen sie auf eine bessere Zukunft nach den schlimmen Jahren des Niedergangs. Fachkräfte und junge Firmengründer sind besonders gefragt, die Mieten sind unschlagbar niedrig. Die Luft ist wieder besser geworden. Und Kultur gibt es auch: Bayreuther Festspiele, Stadttheater Hof und Luisenburg-Festspiele Wunsiedel. Peter Kühn, München

Zu schade für Tomaten

"Wer im Glashaus sitzt, produziert CO₂-frei" vom 13. März:

Ich halte es für ein Unding, wenn "regional" erzeugte Tomaten und Erdbeeren im Winter salonfähig werden, weil sie, wie bei Wolfgang Steiner in Kirchweidach, mit angeblich umweltfreundlicher Ökoenergie erzeugt werden. Die aus Geothermie gewonnene Wärme könnte man besser dazu nutzen, um Häuser zu heizen und nicht Beete. Dann würde wirklich CO₂ eingespart. So wird Verbrauchern weiß gemacht, sie könnten mitten im Winter mit gutem Gewissen Sommergemüse und -obst essen. Besonders pervers finde ich, wenn selbst Spargelbeete im Freien mittlerweile beheizt werden (Hackschnitzel), um noch ein paar Tage früher mit regionaler Ware auf dem Markt zu sein. An die Plastikplanen-Seen à la Almeria überall in Bayern und Deutschland, wo Spargel erzeugt wird, hat man sich fast gewöhnt. Aber es geht alles immer noch ein bisschen scheußlicher und unökologischer. Georg Etscheit, München

Vielfalt in der Religionsstunde

Ein Vorschlag, um den schlechten Religionsunterricht zu verbessern: Vielfalt statt Einfalt ("Schulfach Religion ist nicht beliebt", 1. März)! Denn im Lieblingsfach Biologie wurden nicht nur Kühe und Schweine durchgekaut, in Deutsch kamen nicht nur Goethe und Schiller zur Sprache, im Sportunterricht wurde erfreulicherweise nicht nur Fußball gespielt - auch wenn das dem DFB vielleicht sehr gefallen hätte. Unsere Welt wird immer kleiner, weshalb immer weiter über den eigenen Kirchturm hinaus geschaut werden muss. Deshalb sollten Schüler nicht nur eine in verschiedene Klassen trennende Religion kennen und lernen, sondern gemeinsam auch möglichst viele andere Religionen und Weltanschauungen. Idealerweise durch verschiedene Lehrer, die ihre eigene Religion allen Schülern gemeinsam vorstellen. Manfred Schleyer, München

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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