Weitere Briefe:Den Marsch blasen und beim Parken deklassieren

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Den Marsch blasen (I)

Dass Tiroler Blaskapellen ausgerechnet auf dem Trachtenumzug zum Oktoberfest einen Nazi-Marsch spielen müssen ("Explizite Nazi-Symbolkraft", 21. September), ist vor dem Hintergrund des Anschlages auf das Oktoberfest durch einen Nazi ein Skandal. Ich gehe mal davon aus, dass die Kapellen auch noch andere Märsche im Repertoire haben. Dass sie darauf beharren, ausgerechnet diesen Marsch auf einem Fest zu spielen, welches schon einmal Opfer eines Nazis wurde, zeigt deutlich, welcher Gesinnung diese Kapellen sind und wie wenig Feingefühl sie besitzen - ein Schlag ins Gesicht der Opfer des Oktoberfest-Attentats!

Die Teilnahme am Trachtenumzug zum größten Volksfest der Welt ist heiß begehrt, es ist daher unverständlich, weshalb man ausgerechnet politisch zweifelhafte Kapellen einlädt. Da gibt es nur eins: Nicht mehr einladen.! In Zukunft sollte die Stadt München von den Kapellen eine Titelliste verlangen, welche sie auf dem Umzug spielen. Nicole Meyer, Haßfurt

Den Marsch blasen (II)

Der Artikel an sich ist eine Frechheit, nach Ihrer Ansicht darf dann eigentlich kein Marsch mehr gespielt werden, weil alle Märsche mehr oder weniger eben auch mit der nicht so beispielhaften Vergangenheit zu tun haben (zum selben Beitrag). Die Texte wurden angepasst, was ist über gut 70 Jahre her, vielleicht sollten wir mal das ruhen lassen und uns freuen, wenn genau aus dieser Vergangenheit (hier Tirol und Bayern) es wieder möglich ist, solche Feste gemeinsam zu feiern, egal ob in Bayern oder Tirol, und in München Gäste aus Tirol und Südtirol dabei zu haben. Da beziehe ich auch zum Beispiel Frankreich, Polen, Tschechien und so weiter ein. Der Oktoberfest-Trachten- und Schützenzug ist international, und das ist gut so. Anscheinend ist es irgendwelchen Parteien ein Dorn im Auge, wenn im Süden die Uhren anders ticken und wir uns hier grenzüberschreitend verstehen und auch respektieren. Ich schäme mich als Bayer, wenn hier Gäste aus dem Zillertal so angegriffen werden; Deutschland hat genug andere schwerwiegendere Problem zu lösen. Die Redakteure, die solche Zeilen schreiben, sollten sich schämen, jemals wieder einen Urlaub im Zillertal zu verbringen. Erwin Fleißner, Kochel am See

Den Marsch blasen (III)

Ein Aspekt ist bemerkenswert (zum selben Thema): Der Marsch wurde partout dann gespielt, als die Musikkapelle Fux vor den Kameras des Bayerischen Rundfunks vorbeizog. Ich vermute, es wird vor dem Wiesn-Umzug koordiniert, welche Kapelle welchen Marsch vor den TV-Kameras spielt, um eine möglichst große Vielfalt zu bieten. Der Marsch wurde also bewusst für die Präsentation vor Fernsehkameras ausgewählt. Die Diskussion über die braune Geschichte dieses Marsches dürfte dem, der die Auswahl getroffen hat, bekannt gewesen sein. Er hat es auf einen Eklat angelegt. Zweiter bemerkenswerter Aspekt: Der Marsch wurde in der TV-Übertragung vom BR-Blasmusikexperten Stephan Ametsbichler kommentiert, ohne den speziellen geschichtlichen Hintergrund zu erwähnen (da hätte er ja Position beziehen müssen). Herr Ametsbichler sprach nur davon, dass die Standschützen sich in Andreas Hofers Freiheitskampf Ruhm erworben hätten - als wäre das ein normaler Marsch unter vielen. Es musste die Süddeutsche Zeitung kommen, um die Dinge beim Namen zu nennen. Hans Escher, Wetzlar

Deklassiert beim Parken

"Verkehrspolitik über den Geldbeutel" vom 20. September:

Durch angehobene Parkgebühren werden sich zwar sicher die Einnahmen der Stadt erhöhen, die Verkehrssituation wird das aber nicht ändern. Insbesondere, wenn man bedenkt, mit welcher Nachdrücklichkeit auch die SZ immer wieder darauf hinweist, dass in München dringend nachverdichtet und die letzten Grünflächen unbedingt zugebaut werden müssen. Wie bitte, sollen diese zusätzlichen Bewohner noch in die Stadt kommen? Mit dem Rad? Bei Regen, Schnee und Eisglätte? Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die absolut unzuverlässig und jetzt schon total überfüllt sind? Und was soll in diesem Zusammenhang der Hinweis auf eine Ladestation für Elektroautos? Brauchen diese keine Parkplätze? Verstopfen Elektroautos die Straßen nicht? Die Konsequenz aus deutlich höheren Parkgebühren wäre auch eine weitere Zwei-Klassen-Gesellschaft. Für SUV, BMW und Mercedes-Fahrer sind auch höhere Parkgebühren kein Problem, und diese finden dann endlich schnell die ihnen zustehenden freien Parkplätze. Schöne neue Welt! Brigitte Wagner, Unterschleißheim

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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