Weitere Briefe:Anstehen bei der Bahn und eine Wohlfühlwolke

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Akademische Wohlfühlwolke

Franz Kotteder, Sie haben's auf den Punkt gebracht, ein neuer Debattierclub, zusammengesetzt aus wohlsituierten Mitgliedern, aus dem Kreis unsrer akademischen Elite, die meist allen anderen 85 Prozent die Welt erklären wollen, ist mit der Gründung dieses Ernährungsrats, entstanden (" Sieben Besseresser", 20. Juni). Denn ganz vergessen hat man wieder einmal, dass es auch wichtig wäre, in so einem Gremium auch Vertreter aus Schichten einzubeziehen, die in einer Stadt wie München mit explodierenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben und deshalb auch auf moderate Preise für Lebensmittel angewiesen sind. Aber das ist halt wie leider so oft, dass die, die es wirklich betrifft, wieder einmal auf der falschen Seite des Podiums sitzen, und darum schließe ich mich ihrer Feststellung an, dass das wieder eine Geschichte sein wird, die in der grünen Wohlfühlwolke stattfindet. Bernhard Rampf, München

Die alte Giesing-Leier

Eine nette Glosse hat Wolfgang Görl da übers Giesinger Sein geschrieben (" Willkommen im Aufsteiger-Viertel", 2. Juni). Leider fügt sich der Artikel aber nur in die übliche wirklichkeitsfremde Erzählweise über unseren Stadtteil. Zum einen die alte Leier: Giesing soll oll bleiben. Während in anderen Stadtteilen sogar wichtige Ausfallstraßen zu Tempo-30-Zonen erklärt werden, werden die Probleme im mit am stärksten vom Verkehr belasteten Giesing nicht angegangen. Der von Görl beschriebene Fan-Triumphzug ist, solange die Polizei nicht absperrt, an vielen Ecken mitten in Giesing lebensgefährlich.

Zum anderen: Giesing soll jetzt nicht weiter entwickelt werden. Speziell Obergiesing ist durch seine Struktur gar nicht für eine Glockenbach-gleiche Umwandlung geeignet. Während die SZ ansonsten jedem Hipster in Giesing hinterherhechelt, heizt der Kommentator die Stimmung an. Kein Wunder, dass am Ende jeden Monat Sachschäden in Höhe von Tausenden von Euro durch Vandalen entstehen und dass jetzt schon die Straßen brennen. Wenn man Giesing so zum Konfliktherd erklärt, darf man sich über die Konsequenzen nicht wundern. Aber es trifft ja "nur" Giesing. Werner Starz, Obergiesing/München

Strohhüte und Fischbrötchen

Der Münchner Hauptbahnhof hat kürzlich kleinere Umbauten am Südportal angekündigt, zum Neubau als städtebaulichen Akzent gab es seit längerem keine Informationen (" Ein Hochhaus für den Hauptbahnhof", 14. Juni). Wie sieht es für den Reisenden realistisch im Bahnhof derzeit aus? In der Haupthalle wurden sämtliche Schalter geschlossen. Offensichtlich störten die Schlangen davor den Verkauf von Strohhüten, Fischbrötchen und anderem Krimskrams. Fahrkartenverkauf und Information finden nur noch im Reisezentrum statt, das aber für den Andrang der Menschen räumlich zu klein ist. Meist stehen dort über 100 Reisende nach Ziehung einer Wartenummer über eine halbe Stunde bis zur Abfertigung an den 15 Schaltern. Ein Megalüfter versprüht Wassernebel von der Decke. Es gibt ganze 10 Sitzplätze! Ein unwürdiger Zustand für den Zentralbahnhof in einer Millionenstadt. Offensichtlich will die DB die Kunden dazu bringen, sich per Internet oder stationären Automaten die Fahrkarten zu beschaffen. So ist zu befürchten, dass der Neubau ein City-Einkaufszentrum mit angeschlossener Reiseabteilung wird. Dr. Klaus Weder, München

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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