Weihnachtsgeld:Chefs in Spendierlaune

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Immer mehr Arbeitgeber zahlen Weihnachtsgeld - doch viele Unternehmen setzen auf andere Strategien. (Foto: dpa-tmn)

Weihnachtsgeld ist in vielen Unternehmen üblich, diesmal zahlen mehr Arbeitgeber als sonst. Manche Firmen haben sich zur Bonuszahlung sogar verpflichtet - doch Unternehmensberater halten das für nicht zeitgemäß.

Von Birgit Lotze

Die große Bescherung findet für viele Arbeitnehmer schon vor Weihnachten statt. Mehr als die Hälfte der Münchner Beschäftigten wird mit einer Jahressonderzahlung in Form von Weihnachtsgeld belohnt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung unter 15 000 Beschäftigten. Mit Weihnachten hat die Sonderzahlung allerdings nur terminbedingt zu tun. Ihre Höhe hängt häufig vom Geschäftsergebnis ab.

So überweist die Messe München, die 2013 das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte hatte, jedem Mitarbeiter eine Gratifikation von 600 Euro, Azubis bekommen 300 Euro. Zudem hat die Messe eine Gehaltserhöhung von drei Prozent zum neuen Jahr in Aussicht gestellt. Auch die Banken zahlen oft nicht nur ein 13. Monatsgehalt, sondern zusätzlich einen Bonus. "Das ist seit vielen Jahren System bei uns", sagt ein Sprecher der Hypo-Vereinsbank.

Wie stelle ich es an, wenn ich auch mal Weihnachtsgeld zahlen möchte?

Auch im Handwerk sind Sonderzahlungen verbreitet. Andreas Romanow, Chef der gleichnamigen Münchner Malerwerkstätte, sieht sie als "eine Art Gewinnausschüttung". Er habe sich nicht zu einer Zahlung verpflichtet. Doch seine Mitarbeiter sollten teilhaben an dem, was erwirtschaftet wurde.

Heuer, nachdem die Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte angezogen haben, sind offenbar mehr Arbeitgeber als sonst in Spendierlaune. In den vergangenen Jahren hätten Arbeitgeber nachgefragt, wie sie die zur Normalität gewordenen Sonderzahlungen einstellen könnten, berichtet Monika Herbutt, Arbeitsrechtsreferentin bei der Industrie- und Handelskammer München. "Heuer fragten die Anrufer: Wie stelle ich es an, wenn ich mal Weihnachtsgeld zahlen möchte?"

Beschäftigte in Bereichen mit Tarifbindung sind meist fein raus. Zwei von drei Arbeitnehmern bekommen tarifbedingt Weihnachtsgeld als ein 13. Monatsgehalt. Vielen wurde heuer etwas mehr überwiesen - in der Metallindustrie, am Bau, im öffentlichen Dienst und im Bankgewerbe, wie die Hans-Böckler-Stiftung herausgefunden hat. "Die Beschäftigten profitieren von besseren Tarifabschlüssen", sagt Sprecher Rainer Jung.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf statt Weihnachtsgeld

Unternehmensberater hingegen halten die Pauschalverpflichtung zum Weihnachtsgeld für nicht zeitgemäß. Man rate Firmen, die nicht tariflich zur Gratifikation verpflichtet sind, meist ganz davon ab, sagt Karl-Friedrich Raible aus der Geschäftsführung des Personalberaters Kienbaum. "Man sollte aufpassen, dass man sich nicht etwas ans Bein bindet, was man nur schwer wieder losbekommt." Arbeitgeber sollten dafür stärker in ein System investieren, das die Flexibilität für die Arbeitnehmer erhöhe, in Arbeitszeitkonten etwa. Meist sei den Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heutzutage wichtiger als eine Gratifikation.

Kein Weihnachtsgeld verteilt die Werbefirma Serviceplan in der Brienner Straße, häufig ausgezeichnet wegen ihrer Ideen. "Bei uns gibt's keine Geschenke, die Weihnachtsfeier ist die Anerkennung", sagt Pressesprecherin Christiane Wolff. Die sei allerdings etwas Besonderes, keiner wolle sie missen: Die tausend Mitarbeiter würden an diesem Freitagabend mit dem Bus abgeholt. Wohin die Fahrt gehe, wisse vorher niemand.

Einfacher macht es sich da der Schließsystementwickler Simons Voss in Unterföhring: Er hat die Weihnachtsgratifikation vor sechs Jahren abgeschafft, ebenso wie die Kundengeschenke. Das Geld dafür geht an eine soziale Organisation. Pressesprecherin Nicole Huffer hält das für zeitgemäßer. Und sie könne besser schlafen, sagt sie.

© SZ vom 20.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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