Waffen in München:Behörde will die Stadt abrüsten

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Nach dem Amoklauf von Winnenden: Münchens 20.000 Waffenbesitzer sollen nachweisen, dass sie ihre Pistolen und Gewehre sicher verwahren.

Bernd Kastner

München hat, was kaum einer weiß, eine spezielle Waffenbehörde, und die rüstet nun auf, um die Stadt abzurüsten. Das Kreisverwaltungsreferat will als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden alle 20000 Waffenbesitzer in München anschreiben und einen Nachweis verlangen, dass sie ihre Pistolen und Gewehre vorschriftsmäßig verwahren. Einher gehe damit der Appell, so KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle: "Baut eure Waffenlager ab!"

Hier sind sie sicher verwahrt, die Gewehre und Pistolen und Revolver: Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle (li) und Manfred Thalhammer, der der Waffenbehörde, in der Waffenkammer des KVR. (Foto: Foto: Haas)

Als er 1998 ins Amt kam, erzählt Blume-Beyerle, sei eine seiner ersten Taten gewesen, das KVR selbst zu entwaffnen: Bis dato hätten Hauptabteilungsleiter Waffen getragen, man betrachtete den Job an der Ruppertstraße offenbar als gefährlich. Nun stellt das KVR eine sechsköpfige Arbeitsgruppe zusammen, um München sicherer zu machen, denn: "Jede Waffe ist eine Gefahr", so der KVR-Chef. 70000 legale Pistolen, Revolver, Gewehre und ähnliches seien in der Stadt registriert, nicht mitgezählt die Waffen, die beruflich gebraucht würden, von Polizisten etwa oder Sicherheitspersonal.

Unzählige illegale Waffen

Dazu kommen noch die unzähligen illegalen Waffen, man gehe von mindestens nochmal 70.000 aus, aber deren Aufbewahrung lässt sich schlecht kontrollieren. Die Waffenbehörde - normalerweise bestehend aus 13 Mitarbeitern - will nun von allen Berechtigten wissen, wie sie ihre Waffen aufbewahren, sprich: Sind sie, wie gesetzlich vorgeschrieben, sicher eingeschlossen?

Wer in den nächsten Tagen einen Brief vom KVR bekommt, hat drei Monate Zeit, um etwa mit einem Kaufbeleg für einen Waffenschrank und mit Fotos nachzuweisen, dass bei ihm daheim alles in Ordnung ist. Wer gar nicht reagiert, ist seine Waffe los, denn dann sei die Zuverlässigkeit fraglich. Die aber sei die entscheidendeVoraussetzung für den Waffenbesitz. Er wisse, räumt Blume-Beyerle ein, "dass man uns austricksen kann". Doch eine direkte Kontrolle sei, von Verdachtsfällen abgesehen, derzeit rechtlich und personell nicht möglich.

Drei große Gruppen gebe es unter den 20000 Waffenbesitzern: Etwa 3500 Jäger, 1400 Sportschützen, sowie 15000 sogenannte Altbesitzer und Erben, die ihre Schießeisen schon lange nicht mehr oder noch nie benutzt hätten. Ein Jäger etwa dürfe seiner Frau sein Gewehr vererben, und die dürfe es auch behalten, aber ohne Munition. Leute, die ihre Waffen eher als Erinnerungsstück aufbewahren, will das KVR zum Verzicht bewegen. "Zeigen Sie durch freiwillige Selbstbeschränkung Verantwortungsbewusstsein!"

Auch auf die Vernunft jener Schützen hofft Blume-Beyerle, die zehn oder zwanzig Waffen haben, aber nur ein paar wirklich benötigen: "Man muss ja kein riesiges Waffenlager zu Hause haben." Wer sich trennen will von seiner Waffe, vielleicht auch, weil der Tresor veraltet ist und ein neuer viel zu teuer wäre, kann sie beim KVR abgeben. Im Gebäudetrakt des Standesamtes gibt es eine Waffenkammer, in der diverse Schießgeräte lagern, ehe die Stadt sie weiterverkauft.

Ausdrücklich nicht einmischen will sich Blume-Beyerle in die politische Diskussion um das Waffengesetz. Nur soviel sagte er am Mittwoch: Dass eine Sammelaufbewahrung von Waffen kaum sicher zu bewerkstelligen sei. Und dass er sich von der aktuellen, aufgeregten Diskussion nach Winnenden - hier die "Schnellschüsse" der Politiker, dort die Konter der Lobby - kein sinnvolles Ergebnis erwarte: "Besonders optimistisch bin ich nicht."

© SZ vom 26.03.2009/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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