Vorteil Traglufthalle:Sturmfester Luftballon

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Pflanzen und Sofas sollen eine angenehme Atmosphäre schaffen. (Foto: picture alliance / dpa)

Firma wirbt mit "Rundum-sorglos-Paket" für Notunterkünfte

Im Prinzip ist sie nichts anderes als ein riesiger Luftballon, so eine Taglufthalle. Einige dieser Hallen, in deren Innenraum ein Kompressor ständig bläst und so Überdruck erzeugt, finden sich auch im Münchner Raum. Aufgestellt sind sie vor allem, um Tennisspielern auch in der kalten Jahreszeit die Möglichkeit zu geben, ihren Sport auszuüben. Mit der entsprechenden Infrastruktur ausgestattet, kann man solche Hallen aber auch als Wohnraum nutzen. In Berlin dienen sie als Flüchtlingsunterkunft, angesichts des steigenden Zustroms asylsuchender Menschen sieht man auch in München und der Region inzwischen Zeltlösungen als Ausweg, außer diesen Traglufthallen auch Leichtbauhallen oder echte Zelte. Die Firma Paranet Deutschland GmbH hat die Hallen in Berlin errichtet, sie ist auch für die Ausstattung und teilweise den Betrieb zuständig. Auf diese Referenz bauend wirbt Paranet mit einem "Rundum-sorglos-Paket" für Notunterkünfte.

Man könne auf jahrzehntelange Erfahrung im Sportbereich bauen, sagt Geschäftsführer Jürgen Wora, diese neue Art von Hallen sei aber damit nicht zu vergleichen. Die Höhe von zehn Metern und die transparente Hülle, die 70 Prozent Tageslicht garantiere, erzeugten ein "hohes Raumgefühl". Frischluft bringe ein Luftaustausch von 30 000 Kubikmetern in der Stunde. Es gebe große Bereiche für Kommunikation, zum Spielen und auch eine Cafeteria. Generell könne man durch eine entsprechende Raumaufteilung schon frühzeitig deeskalieren.

Brandschutzprobleme gibt es laut Wora nicht, das garantiere ein "sehr aufweniges" System sowie ein 300 Seiten starker Prüfbericht des TÜV. Die Halle sei als "schwer entflammbar" eingestuft in die Brandschutzklasse B1. Verglichen mit einem großen Zelt sei eine Traglufthalle auch standfester, versichert Wora. Er selbst sei schon bei einem Sturm, der mit 160 Stundenkilometern blies, in der Halle gestanden und habe sich sicher gefühlt. Eine Traglufthalle sei auch besser zu isolieren als ein Zelt, eine Drainage befreie sie von Schneelasten, die einer Zeltplane doch zusetzen könnten. Als "Notunterkunft für die Erstaufnahme" sei eine Traglufthalle also durchaus sinnvoll. Der Münchner Landrat Christoph Göbel habe sich das Projekt in Berlin bereits angesehen und sei begeistert davon gewesen. Im Münchner Landratsamt prüft man derzeit aber offenbar noch das Thema Brandschutz.

Manfred Kersch, der die Firma Areal Handels- und Montagegesellschaft in Berlin betreibt und sich auf mobile Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge spezialisiert hat, ist kein uneingeschränkter Traglufthallen-Befürworter. Die seien zwar kostengünstiger, sagt er, sonst spricht aber seiner Ansicht nach vor allem der Sicherheitsaspekt für Zelte. Bei der Halle müsse ständig mindestens eine Person für den Brandschutz da sein, "bei einem Zelt genügt schon ein Handfeuerlöscher".

"Alles ist besser als Zelte" , lautet die kurze, aber klare Stellungnahme des BRK-Geschäftsführers Leonhard Stärk. Beim Kreisjugendring München-Stadt ist man generell gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in großen Räumen, da gebe es "keine Rückzugsmöglichkeiten", sagt Gerhard Wagner, dessen sei sich auch die Politik bewusst. Im vergangenen Jahr habe man das Jugendzeltlager "The Tent" im Herbst noch für Flüchtlinge geöffnet. Diese "Übernacht-Geschichte" sei nur durch Engagement und die Unterstützung der Bevölkerung zu bewältigen gewesen.

© SZ vom 16.06.2015 / kg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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