Vorschlag-Hammer:Rampensäue

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Bühnenabenteuer mit Pete York und dem halben Attwenger

Von Karl Forster

Es ist nun schon eine Weile her, dass mir der Name Pete York zum ersten Mal begegnete. Es ist sogar, um es mit BAP zu sagen, geradezu "verdamp lang her". Damals startete ich meine zurecht relativ erfolglose Karriere als Keyboardspieler (das Wort gab's damals noch gar nicht) mit der ebenso zurecht weit über die Grenzen Teisendorfs hinaus unbekannten Band Cicero cum sociis, deren markantestes Merkmal der astreine Ablativ im Bandnamen war. Auf der Suche nach spielbarem Material trafen wir auch auf die Songs der Kollegen von der Spencer Davis Group. Mit dem immer noch sagenhaften Tastenkollegen Steve Winwood. Dort trommelte ein gewisser Pete York. Wir spielten unter anderem "Gimme Some Lovin'" und "Keep On Running" nach, leider klang das nicht ganz so druckvoll wie im Original, aber für Teisendorf reichte es allemal.

Später, sehr viel später wurde ich dann Journalist und wie viele zurecht erfolglosen Keyboarder u. ä. auch im Bereich der Kultur tätig. Und ich traf immer wieder auf Pete York. Alexis Korner (den ich als Straßenmusiker auf den Marienplatz schickte, was eine große Gaudi war), Brian Auger (dessen Sängerin Julie Driscoll ich verehrte), Klaus Doldinger (der zurzeit mein Fastnachbar ist) waren einige der Stationen dieses fulminanten Trommlers aus Middlesbrough. Heute wohnt er ebenfalls unweit von mir am Starnberger See. An diesem Donnerstag packt er wieder seine sieben Zwetschgen ein, um im Amerikahaus zu spielen, mit Münchner Musikern vom Feinsten: Joe Kienemann, der einstige Jazzplauderer vom BR, sitzt am Klavier, Heinz Dauherer - er kommt aus Siegsdorf, was nicht weit von Teisendorf entfernt liegt - bläst ins Blech. Und Rocky Knauer, ebenfalls längst Legende, zupft den Bass. Vielleicht kommen noch ein paar andere dazu, was bei dieser Musik ja nicht selten passiert.

Unlängst trieb mich mein Amateurmusikerleben wieder einmal nach Wien. Ich sollte mit ein paar schreibenden und musikalisch dilettierenden Kollegen in der Roten Bar des Volkstheaters (eine traumhafte Location!) ein paar Lieder spielen. So brachten wir etwa "Brown Sugar" oder "Cadillac" zu Gehör. Ebenfalls geladen war ein gewisser Hans-Peter Falkner, der mit dem Wiener Architekten und Schriftsteller Fritz Achleitner Gstanzl rezitierte. Dieser Herr Falkner ist 50 Prozent von Attwenger. Und wieder erinnerte ich mich an das Power-Defizit meiner Jugendjahre bei "Gimme Some Lovin'" im Vergleich zur Spencer Davis Group. Was die beiden, allen voran der Ziehharmonikaist Falkner da boten, war so intensiv, so voller Kraft, dass unsere Musik, obgleich deutlich lauter, Gefahr drohte, einfach hintenrunterzufallen. Man nennt das wahrscheinlich Bühnenpräsenz und Leute wie Falkner, die eine solche haben, dann Rampensau. Wie auch immer.

Es ist nun so, und damit zum Grund all dieser Gedanken, dass Attwenger am Mittwoch und Donnerstag in der Milla spielen. Und dass dies, zumindest nach dem ersten Reinhören, eine Gelegenheit ist, die sehr gute neue CD der beiden namens "Spot" live zu hören. Und darüber nachzudenken, warum die beiden so eine Power haben. Genauso wie Pete York. Immer noch. Und immer wieder.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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