Volkshochschule:Auf der Suche nach Räumen

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Die Münchner Volkshochschule startet in ein neues Semester. Sie baut ihr Programm stetig aus, doch langsam gehen die Lernorte aus

Von Katharina Kutsche

Nein, mit Angela Merkel habe das Zitat nichts zu tun, es sei ja eigentlich von Bob, dem Baumeister, sagt Susanne Lößl, Sprecherin der Münchner Volkshochschule (MVHS). "Wir schaffen das" ist das Motto für das Frühjahrs- und Sommerprogramm der MVHS, das im März beginnt. Was geschafft werden soll: neue Räume finden und andere für das Lernen zu begeistern.

Von Afghanisch bis Vietnamesisch: Kurse in 60 Fremdsprachen, so vielen wie noch nie, bietet die MVHS in diesem Halbjahr an. Darunter sind neben den gängigen europäischen Sprachen auch Exoten wie Burmesisch, Suaheli oder die pakistanische Amtssprache Urdu. Die MVHS reagiert damit auf veränderte Lebensweisen, schließlich gebe es zunehmend binationale Partnerschaften, erklärt Programmdirektorin Susanne May. Auch von Menschen, die sich auf einen Forschungs- oder Studienaufenthalt im Ausland vorbereiten, würden die Kurse genutzt. "Außerdem haben wir eine schützenswerte Orchideensprache ausgewählt: Bairisch", sagt May. In Seminaren wie "A weng ins Boarische neischmegga!" wolle man den Dialekt "kulturgeschichtlich kontextualisieren - damit Neu-Münchner nicht gleich wieder die Flucht ergreifen".

Neu-Münchner, das sind auch die zahlreichen Flüchtlinge, die an der MVHS in Integrationskursen bis zu 900 Einheiten Deutschunterricht erhalten. Ihre Motivation, schnell Deutsch zu lernen, sei hoch, sagt Managementdirektor Klaus Meisel, "und dieser Motivation wollen wir schnell gerecht werden". So finde der Unterricht nicht nur in den Räumen am Gasteig statt, sondern auch in den Erstaufnahmeeinrichtungen, weitere Räume werden gesucht.

Es sei insgesamt eine Herausforderung, neue Lernorte zu schaffen. Schulen seien zunehmend im Ganztagsbetrieb, so dass die MVHS auf andere Orte ausweichen müsse, schließlich sei das Angebot eben nicht eine Auswahl von Abendkursen, sondern eine Ganzjahresveranstaltung zu unterschiedlichen Tageszeiten, so Meisel: "Die Ansprüche der Menschen an ihr Lernen verändern sich." Vom Frühjahr an beginnt der Kursbetrieb in mehreren neuen Stadtteilzentren. In der Belgradstraße wird im März die "MVHS am Scheidplatz" eröffnet, in Hadern können von Juni an auch in der Guardinistraße Kurse belegt werden.

Schwerpunkt der Offenen Akademie ist von März bis Juli der Konflikt zwischen Israel und Palästina. Mit Lesungen und Vorträgen wie den Innen(an)sichten zu beiden Ländern sowie einer Tagung am 17. April solle der Nahost-Konflikt wegen der dort aktuell zunehmenden Gewalt wieder in den Fokus gelangen. Die Reihe "Exodus - Menschen auf der Flucht", Schwerpunktthema im Winter-Programm, läuft noch bis Februar weiter, etwa mit Vorträgen über die Bürgerkriegsländer Afghanistan, Somalia und Syrien.

Außerdem im Programm: "MVHS in English", eine Reihe von etwa 40 Veranstaltungen in englischer Sprache, die sich unter anderen an "Expats" richtet, die nur für wenige Jahre in München leben und arbeiten. Mit geführten Touren und Präsentationen können Interessierte die Stadt kennenlernen und Einblicke in die bayrische Kultur bekommen ("Munich - Powered by beer"), Programmieren lernen oder einen Tanzkurs belegen. Im Sommer wird mit dem Programm "Hopfen und Malz" 500 Jahr Reinheitsgebot gefeiert - mit Geschichten rund ums Bier, Lesungen und einer Biergarten-Radltour.

Anmeldungen für das neue Programm werden vom 1. Februar an angenommen- persönlich, schriftlich, telefonisch und online.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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