Versteigerung:Einmal ein richtig fieser Kerl sein

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Die Schriftstellerin Inge Löhnig plant ein neues Buch. (Foto: Frank Bauer)

Die Münchner Autorin Inge Löhnig versteigert eine Rolle in ihrem nächsten Roman - der Erlös geht an Flüchtlinge

Von Inga Rahmsdorf

Es ist ein ungewöhnliches Angebot: einmal in seinem Leben in einem Kriminalroman mitzuspielen. Vielleicht als Zeuge des Verbrechens aufzutreten, als Mitarbeiter der Polizeihundestaffel oder als Freund des toten Opfers. Leser von Kriminalromanen, die immer schon einmal davon geträumt haben, nicht nur Geschichten über Leichen, Mörder und Kommissare zu lesen, sondern selbst Teil des Plots zu sein, haben jetzt die Gelegenheit dazu.

Und das Ganze dient auch noch einem guten Zweck. Die Münchner Schriftstellerin Inge Löhnig hat sich diese Aktion ausgedacht. Sie versteigert eine Nebenrolle in ihrem nächsten Kriminalroman. Das Geld, das der Meistbietende am Ende zahlt, kommt der Initiative "Autoren helfen" zugute, die sich seit September 2015 für Flüchtlinge einsetzt.

Knapp drei Wochen lang kann man noch mitbieten. Gestartet ist die Auktion am vergangenen Wochenende mit einem Mindestgebot von 50 Euro. Löhnig hat schon einige erfolgreiche Romane geschrieben, die vier letzten haben es auf die Spiegel-Bestseller-Liste geschafft. Aber eine ihrer Rollen in einer Auktion zu versteigern, das macht die 58-Jährige auch zum ersten Mal. Und sie ist überrascht, dass nach drei Tagen, das Gebot schon auf 400 Euro gestiegen ist. Neben Jugendbüchern und Romanen hat die Schriftstellerin bisher sieben Bücher veröffentlicht, in denen der Münchner Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort ermittelt. Der achte ist geplant, der Plot steht schon fest, Löhnig will im April anfangen, ihn zu schrieben.

Kommissar, Leiche und Mörder, diese Rollen sind zwar schon vergeben, aber es werden noch viele andere Figuren in der Geschichte vorkommen, sagt Löhnig. Zum Beispiel könnte man sich noch für den Waldarbeiter bewerben, der die tote Person während der Arbeit entdeckt. Oder für einen Mitarbeiter der Polizeihundestaffel. Oder für einen Zeugen, der etwas beobachtet hat.

Es gehe ihr auch darum, Flagge zu zeigen bei dem Flüchtlingsthema, sagt die Autorin. "Ich finde es toll, dass so viele Menschen mithelfen, die Flüchtlinge gut aufzunehmen." Aber es sei auch erschreckend, wie Pegida und die Partei AfD dagegen wettern. Deswegen habe sie sich auch entschieden bei der Initiative "Autoren helfen" mitzumachen. Mit der Kampagne setzen sich Schriftsteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegen Rassismus und für Asylbewerber ein. Sie organisieren Tandemlesungen in Schulen, in denen Autoren gemeinsam mit Flüchtlingen auftreten. Und sie unterstützen Projekte und Organisationen, wie beispielsweise die Münchner Schlauschule. Um Spenden zu sammeln, bieten die Autoren auch Seminare an, signierte Bücher gegen Spenden oder, wie Löhnig, versteigern eine ihrer Rollen.

Aber ist das nicht auch ein Risiko, dass man dann mit seinem Namen mit Eigenschaften in einem Krimi auftaucht, mit denen man sich vielleicht gar nicht identifiziert? Oder sogar als Fiesling? "Das müssen wir gemeinsam besprechen, wo der Spender sich sieht", sagt Löhnig. Sie wolle auch versuchen, Wünsche zu berücksichtigen. Bis zum 28. Februar nimmt die Autorin noch Gebote entgehen (post@inge-loehnig.de).

Der Meistbietende kann das Geld direkt an die Initiative "Autoren helfen" spenden. Wenn er die Spendenquittung erhalten hat, könne er mit der Schriftstellerin die Details absprechen. Ob er mit vollem Namen genannt werden will, mit seinen Eigenschaften oder Hobbys. "Ich bin mir sicher, dass wir uns einig werden", sagt Löhnig. "Und vielleicht möchte ja sogar jemand, einmal einen richtig fiesen Kerl spielen."

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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