Verlässliche Vorhersage:Quintus heizt ein

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Bis zu drei Tage kann Volker Wünsche das Wetter verlässlich voraussagen. Der Meteorologe leitet die Münchner Station des Deutschen Wetterdienstes. (Foto: privat)

Der Diplom-Meteorologe Volker Wünsche arbeitet beim Deutschen Wetterdienst in München. Er erklärt, was eine Omega-Lage bedeutet

Interview von Günther Knoll, München

Seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich Volker Wünsche beruflich mit Wettervorhersagen. Der Diplom-Meteorologe ist seit 2003 Leiter der Münchner Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Mehr als 200 Mitarbeiter sind im Haus und in dessen Außenstellen beschäftigt, um das Wetter für ganz Bayern vorherzusagen.

SZ: Herr Wünsche, es ist jetzt Mittwochnachmittag, 15.30 Uhr. Können Sie mal einen Blick auf Ihr offizielles Thermometer werfen?

Volker Wünsche: Einen Moment (dann nach etwa 30 Sekunden Pause) - aktuell messen wir hier in unserer Niederlassung an der Helene-Weber-Allee genau 29,8 Grad Celsius.

Und in Ihrem Büro?

Da habe ich die Rollos heruntergelassen und die Fenster so geöffnet, dass ein leichter Zug entsteht. Ich schätze mal so um die 24 Grad.

Die wichtigste Frage, die sich aufdrängt, wenn man einen Meteorologen spricht: Wie wird das Wetter in München in den nächsten Tagen?

Bis zum Wochenende bleibt es bei uns auf jeden Fall sonnig, und die Temperaturen werden täglich weiter steigen. Sie erreichen sicher 35 oder 36 Grad. Es könnte sogar sein, dass wir uns auf den bisherigen Münchner Höchstwert von 37,5 Grad zubewegen werden. Der wurde vor gut dreißig Jahren am 27. Juli 1983 gemessen.

Ist das sehr ungewöhnlich?

Diese starke Hitze schon. Aber wir dürfen nicht vergessen: Wir haben Hochsommer, da kommt es doch immer wieder zu solch kleineren Hitzeperioden.

Die Meteorologen sprechen bei der gegenwärtigen Situation ja immer von einer Omega-Lage. Können Sie das für einen Laien verständlich erklären?

Sie müssen sich nur den entsprechenden griechischen Buchstaben vorstellen - ein nach unten offener Kreis, der rechts und links von zwei kleinen querstehenden Balken gehalten wird. Das entspricht der momentanen ganz stabilen Druckverteilung. Der Kreis ist das Hochdruckgebiet Annelie, das westlich und östlich von zwei Tiefdruckgebieten eingerahmt wird, den Balken quasi. Das westliche Tief heißt Quintus, das dann von Reinhard abgelöst wird. Und dieses Tief führt gegenwärtig die heiße Luft aus Nordafrika und Iberien auch zu uns. Diese Wetterlage schiebt sich in den nächsten Tagen nur ganz langsam ostwärts.

Und wie wird das Wetter dann hier in München?

Von Montag an kommt stärkere Bewölkung auf, dann wird es schwülwarm, sogar schwülheiß, und wir erwarten dann auch heftige Gewitter mit den entsprechenden Niederschlägen.

An diesem Sonntag lädt die DWD-Niederlassung München zum Tag der offenen Tür. Da werden Sie von den Besuchern schon zu hören bekommen, ob Ihre Vorhersagen stimmen?

Ich denke, da gibt es kaum Kritik, inzwischen können wir ja dank modernster Technik eine 95-prozentige Trefferquote bei Vorhersagen bis zu drei Tagen vorweisen. Da sind wir absolut zuverlässig, zumindest, was Wind und Temperaturen angeht. Bei Niederschlägen ist die Vorhersage aufgrund kurzfristiger Entwicklungen schwieriger, aber da liegen wir auch schon bei 90 Prozent Sicherheit.

Wie kommen Sie selbst mit der Hitze zurecht?

Ich trinke natürlich im Moment viel: Mineralwasser und Tee. Und ich trage lockere und dünne Kleidung. Im Büro heißt es Abdunkeln. In der Freizeit gehe ich zum Schwimmen oder auch mal in die Berge, weiter oben sind die Temperaturen ja angenehm.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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