Veranstaltungen:"Wein trinken soll Spaß machen"

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  • An diesem Wochenende haben die Münchner gleich mehrfach die Gelegenheit, das ein oder andere Glas Wein zu probieren.
  • Bei den Weininseln gibt es inzwischen 51 Veranstaltungsorte.
  • Überall können Genießer Unterschiedliches zum Thema Wein lernen und verkosten.

Von Franz Kotteder

Was heißt denn hier Inseln? Inzwischen kann man ja schon von einem richtigen Archipel sprechen, wenn nicht gar fast von einem Kontinent! Aber die Veranstaltung, die an diesem Freitag beginnt, heißt nun einmal " Weininseln". Entstanden ist sie vor drei Jahren, damals mit sechs Weinhandlungen in der Münchner Innenstadt, da konnte man wirklich von Inseln in der Stadt sprechen. Mittlerweile sieht das schon anders aus. In der vierten Auflage der Weininseln sind jetzt nicht weniger als 51 Veranstaltungsorte verzeichnet, die meisten davon inhabergeführte Weinhandlungen.

Allein das kleine Programmheft gibt schon einen überraschenden Einblick in die Vielfalt der Münchner Weinwelten. Da gibt es Spezialisten wie den Club do Vinho (Hans-Sachs-Straße 9), der ausschließlich portugiesische Weine führt, oder den Laden Bergwein (Corneliusstraße 18), in dem man alles über die Weinregion Südtirol erfahren kann. Im Vin du Sud (Neuhauser Straße 15) gibt es Einblicke in die unterschiedlichsten Weinregionen Griechenlands, im Camino del Vino (Baaderstraße 32) hat man sich auf Weine und Cavas ausgewählter spanischer Bodegas spezialisiert, und allein schon sein Beitrag zu den Weininseln klingt doch recht speziell: "Rafa Soto von der Bodega Mustigillo stellt persönlich Weine aus autochthonen Rebsorten vor, wie den roten Bobal und den weißen Merseguera!"

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Mehr als akademisches Geschwafel

Andere Läden bieten Kurzseminare über Maischestandzeit, Sensorikparcours mit Aromaproben zum Selbsterkennen oder "Weine für den vegangen Lifestyle" an. Manche mögen das anstrengend finden, weil es ihnen einfach nur um den Genuss geht. Völlig in Ordnung findet das Nicola Neumann, die Organisatorin der Weininseln, "Wein trinken soll doch in erster Linie Spaß machen. Das akademische Weingeschwafel gibt es sowieso längst nicht mehr in der Form wie früher." Der Trend gehe hin zum gemeinsamen Genießen und auch zum Event. Weshalb es diesmal bei den Weininseln auch diverse "Nachtschichten" gibt - mit Weinmenüs, Verkostungen und Konzerten.

München ist halt doch nicht nur eine Stadt des Bieres, sondern auch eine Weinstadt. In grauer Vorzeit sowieso. Denn bis zum Ende des 15. Jahrhunderts wurde von der Donau bis hinunter ins Berchtesgadener Land noch vorwiegend Wein angebaut. Dann erst kam es zu einer Klimakatastrophe, und es wurde schlagartig zu kalt im Bayernland für den Wein. So bekam das Bier plötzlich, nun ja: Oberwasser. Man trank es damals ebenso wie Wein in großen Mengen, was vor allem gesundheitliche Gründe hatte: Durch den Alkoholgehalt war man vor all den gefährlichen Bakterien geschützt, die sich sonst im Wasser rege tummelten.

Durchschnittliche Weintrinker

Der medizinische Aspekt zieht angesichts der bekanntermaßen hervorragenden Qualität des Münchner Trinkwassers längst nicht mehr. Heutzutage geht es um den Genuss, und auch da sind die Bayern und speziell die Münchner nicht schlecht dabei. 2014 konnten die Bayern mit ihrem Bierabsatz erstmals Nordrhein-Westfalen entthronen, und beim Wein beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch vom Kleinkind bis zum Greis um die 20 Liter pro Jahr, damit liegt man im Bundesdurchschnitt.

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Gemessen an den Veranstaltungen, die zum Thema Wein in München stattfinden, müsste es eigentlich eher mehr sein. "Man kann heute in München jeden Tag auf irgendeiner Verkostung oder irgendeiner anderen Veranstaltung zum Thema Wein trinken gehen", sagt Eberhard Spangenberg. Er muss es wissen, schließlich betreibt er seit vielen Jahren die Weinhandelskette Garibaldi mit mehreren Läden, die sich vor allem auf italienische Weine spezialisiert hat. Er ist in diesem Jahr Schirmherr der Weininseln, weil er es toll findet, wie er sagt, dass hier die vielen kleinen Weinhändler der Stadt einmal etwas zusammen machen. Schließlich sei das auch eine gute Möglichkeit, bestimmte Weingüter und Rebsorten oder Regionen besser kennenzulernen.

Massenmessen und kleine Veranstaltungen

Das ist wahr. Auch wenn die schiere Überfülle des Angebots bei den Weininseln manchen abschrecken mag - bei Massenmessen wie dem Weinherbst München, der ebenfalls an diesem Wochenende stattfindet, oder bei Forum Vini (13. bis 15. November im MOC München) geht es doch eher um einen groben Überblick. Wo sich um die Hundert oder mehr Winzer und Weingüter vorstellen und Tausende Besucher anrücken, bleibt wenig Zeit für Gespräche. Manche Weinfreunde, die nicht unbedingt wissen wollen, wie hoch bei einzelnen Weinen der Anteil welcher Rebsorte in Prozent genau ist oder die mit dem Begriff Terroir - der Charakter und Eigenheiten eines Anbaugebiets umschreibt - nicht allzu viel anfangen können, genügt das. Andere sind besser aufgehoben bei exklusiveren Veranstaltungen wie der Hausmesse im Bayerischen Hof (an diesem Sonntag), beim Weinforum Magazinivini des Münchner Weingroßhändlers Saffer (am 21. November) oder im Frühjahr bei der alljährlichen Winzerelite-Veranstaltung des Feinkosthauses Dallmayr.

Was Trends angeht, ist Eberhard Spangenberg übrigens eher skeptisch. Zurzeit sei Weißwein sehr gefragt, sagt er, vor 20 Jahren habe man im umgekehrten Verhältnis Rotwein getrunken. Und die Weinpublizistik feiere nach wie vor den Riesling. "Man hat fast den Eindruck, es gibt keine andere Rebsorte mehr in Deutschland", lästert Spangenberg. Moden gebe es immer wieder, aber aus kaufmännischer Sicht seien die nicht immer bedeutsam: "Über Trends wird sehr viel geredet, aber es wird sehr wenig danach gekauft."

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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