Verkehrsberuhigung in München:Zuwachs für die Fußgängerzone

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Die Fraktionen wollen die Ausweitung der Flaniermeile beschließen. Ein Teil der Sendlinger Straße wird für Autos gesperrt.

Dominik Hutter

Noch wird an dieser Stelle gebaut. Das frühere SZ-Redaktionsgebäude in der Sendlinger Straße ist eingerüstet, und ein Lattenzaun verhindert das, was die Stadtplaner "Aufenthaltsqualität" nennen. Sobald aber das neue Büro- und Geschäftsquartier fertig ist, soll es gemütlich werden in der Sendlinger Straße: Der kleine Abschnitt zwischen Färbergraben und Hackenstraße, so will es das Planungsreferat, könnte komplett von Autos geräumt und der Fußgängerzone zugeschlagen werden. Am Mittwoch entscheidet der Planungsausschuss des Stadtrats über Münchens jüngste Flaniermeile. Ein Ja gilt als sicher.

Die Erweiterung der Fußgängerzone geht auf einen Antrag der SPD zurück, die nach der Umgestaltung des SZ-Areals mit deutlich mehr Passanten im Hackenviertel rechnet. Eine Untersuchung des Planungsreferats hat ergeben: kein Problem - die Parkplätze sind ersetzbar, geliefert werden kann weiterhin, und private Grundstückszufahrten gibt es auch nicht. Gemeinsam mit der nördlichen Sendlinger Straße soll auch die kleine Dultstraße für Fußgänger reserviert werden - das verschönert den Weg zum nahen St.-Jakobs-Platz. Durch Hermann-Sack- und Hackenstraße sowie Färbergraben dürfen weiterhin Autos fahren.

"Der Abschnitt eignet sich sehr gut für eine Fußgängerzone", schwärmt Grünen-Verkehrsexperte Paul Bickelbacher, dessen Fraktion dem Vorschlag ebenso wie die CSU zustimmen will. Auch FDP-Fraktionschef Michael Mattar ist der Idee nicht abgeneigt - obgleich sich die Liberalen eigentlich eine ,,Begegnungszone'' an dieser Stelle gewünscht hätten.

Diese Variante, bei der Fußgänger, Autofahrer und Radler den Straßenraum gleichberechtigt nutzen und dabei zu größtmöglicher Rücksicht gezwungen sind, eignet sich laut Stadtbaurätin Elisabeth Merk allerdings nicht, um die gewünschte "Aufenthaltsqualität" herzustellen. Richtig angenehm werde es erst, wenn die Autos ganz verschwunden sind - vor allem auch die geparkten.

Ein weiteres Argument gegen die "Begegnungszone": Be- und Entladen ist in einem Fußgängerbereich - nur zu festgesetzten Zeiten natürlich - bequemer abzuwickeln als über markierte und oft zugeparkte Lieferflächen. Merk findet deshalb: Die Vorteile einer ,,echten'' Flanierzone überwiegen in der Sendlinger Straße.

Die "Begegnungszone", ein aktuell vieldiskutiertes Verkehrsmodell, das in der Straßenverkehrsordnung nicht vorgesehen und daher nur versuchsweise zulässig ist, wäre nach Einschätzung Bickelbachers jedoch eine Option für den großen Rest der Sendlinger Straße. Der Beschluss vom Mittwoch, das ist dem Grünen-Mann wichtig, dürfe nur ein erster Schritt zur Verkehrsberuhigung sein.

Dies allerdings sehen nicht alle Parteien so. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl will den südlichen Abschnitt bis zum Sendlinger Tor ,,so lassen, wie er ist''. Auch die Geschäftsleute hielten die Ausdehnung der Fußgängerzone bis zur Hackenstraße für ausreichend. "Das muss ja nicht gegen deren Willen durchgedrückt werden", meint Reissl.

Ähnliche Töne kommen von CSU sowie der FDP, die stattdessen lieber andere Bereiche der Altstadt anpacken will: das Tal etwa, das für eine "Begegnungszone" geradezu prädestiniert sei, oder die Radlerfurt Residenzstraße, die nach parteiübergreifender Meinung als verbesserungsbedürftig gilt.

Allerdings hält das Planungsreferat auch die südliche Sendlinger Straße für suboptimal - die Gehwege seien viel zu schmal und oftmals mit Fahrrädern und Blumenkübeln zugestellt. Die Behörde will deshalb ein Gesamtkonzept für Verkehr, Wirtschaft und Städtebau im Hackenviertel erstellen.

© SZ vom 13.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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