Vereinsleben:Zusammenhalt

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In seinen Jahren als Feuerwehrler hat Josef Möstl einen tief greifenden Wandel erlebt. Doch früher sei trotzdem nicht alles besser gewesen. (Foto: Christian Endt)

Josef Möstl kam mit 14 Jahren zur Freiwilligen Feuerwehr Parsdorf-Hergolding. Andere Freizeitangebote gab es auf dem Land damals kaum. Nach 40 Jahren schätzt er die Arbeit und die Gemeinschaft nach wie vor.

Von Victor Sattler, Vaterstetten

Eine Jugendfeuerwehr gab es damals nicht. Wofür auch? Das große Vereinsangebot, mit dem die Feuerwehr heute um die Gunst der Jugend konkurrieren muss, habe man auf dem Land noch nicht gekannt, als Josef Möstl junior mit 14 zur Freiwilligen Feuerwehr Parsdorf-Hergolding kam. "Da gab es keine Tanzgruppen als Alternative. Der Beitritt zur Feuerwehr hat sich einfach so ergeben", sagt er. "Mein Vater und meine Cousins waren davor schon dabei. Für mich und meine Familie hatte das einfach Priorität." Von den Umständen wie selbstverständlich an das Ehrenamt herangeführt, verbindet Möstl heute eine lange währende Treue mit der Feuerwehr: Dieses Jahr wurde der Jubilar für 40 Jahre Dienst geehrt. Er ist in vier Jahrzehnten auch Zeuge eines tief greifenden Wandels geworden.

"Feuer sieht nicht anders aus als früher", sagt er. Das wäre aber auch schon das einzige, das der Zeit nicht unterworfen sei. Eine Nostalgie, à la "Früher war alles besser", kommt bei Josef Möstl aber sicher nicht auf: Denn Autounfälle habe es auf der alten B12 noch in großer Zahl und mit dramatischen Folgen gegeben. Zwei bis drei Mal pro Woche mussten sie hier zu einem Unfall ausrücken, erinnert sich Möstl. Deshalb spezialisierten sich die Parsdorfer bald auf die technische Hilfeleistung zur Rettung von Unfallopfern. "Es hat sich in Technik und Maschinenbau viel verändert", sagt Möstl. Und solange sich die Automodelle ändern, müssen die Feuerwehrler auch weiterhin darüber unterrichtet bleiben, wie ein Verunglückter aus dem jeweiligen Vehikel geborgen werden kann.

Dass die einst halsbrecherischen Landstraßen in den vergangenen 40 Jahren entschleunigt wurden, merkt Möstl auf seinem Weg zur Feuerwache: Brauchte er früher nur drei Minuten für die Strecke von seinem Arbeitsplatz nach Parsdorf, sei es heute mit Ampeln und Verkehrsinseln eine Viertelstunde. "Bis ich ankomme, sind die Kollegen oft schon ausgerückt", gesteht er. "Meine Arbeitszeiten haben sich auch geändert, ich kann untertags kaum mehr weg. Heutige Arbeitgeber können einen nicht mehr ständig gehen lassen." Im Zweifel müsse dann beurteilt werden, wie dringend der jeweilige Ruf ist.

Während die Feuerwehrmänner und -frauen heute auf dem Smartphone informiert werden, um welche Art von Einsatz es sich handelt, schlug in Möstls Anfangszeiten noch ein immer gleicher Signalton Alarm. Alle Details erfuhr er erst bei der Wache.

Fatale Verkehrsunfälle gehören zwar noch nicht der Vergangenheit an, haben laut Möstl aber zumindest abgenommen. Mit steigender Häufigkeit würde die Feuerwehr hingegen zu feststeckenden Aufzügen gerufen. "Heute hat ja fast jedes Wohnhaus einen Aufzug", erklärt er. "Aus der größeren Zahl resultieren automatisch mehr Ausfälle." Die Technik habe sich gewandelt und der Mensch mit ihr. Auch Suizide und andere Notfälle psychischer Natur kämen in der neuen Zeit öfter vor als früher, berichtet Möstl. "Ich war bei vielen schweren Unfällen dabei und habe viel gesehen, das sich nicht vergessen lässt." Gerade deswegen habe Josef Möstl den Zusammenhalt unter den Kameraden stets geschätzt. "Gut überstanden" hat er nicht zuletzt dank ihnen die vergangenen 40 Jahre in der Feuerwehr und kann sie als eine schöne Zeit in Erinnerung behalten. Bei den körperlich strapaziösen Atemschutz-Übungen darf Möstl als Veteran heute passen, verabschieden will er sich aber noch nicht: "Ich scheide erst mit 60 aus. Ich mache das, solange es geht."

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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