Verdächtiger mit Waffen:Polizisten stürmen Uni-Gebäude

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Beamte haben einen Mann mit drei Softair-Waffen festgenommen - ob er einen Amoklauf plante oder vortäuschen wollte, ist bislang unklar.

Katja Riedel

Wie gefährlich die Situation tatsächlich gewesen ist, vermag die Polizei noch nicht abschließend einzuschätzen. Fest steht, dass die Lage am Mittwoch Mittag gegen halb 12 Uhr so alarmierend erschien, dass ein Großaufgebot von etwa 60 Polizisten das Gebäude der LMU an der Schellingstraße 3 stürmte, in dem viele Geisteswissenschaften untergebracht sind. Sie nahm einen 34 Jahre alten Münchner fest.

Die Polizei sperrte Teile der Universität ab. (Foto: Stephan Rumpf)

Um 11.37 Uhr hatte eine Mitarbeiterin der Universität bei der Polizei angerufen, weil sie einen verdächtigen Mann beobachtete. Der Mann stand zunächst länger an einer Freitreppe und rauchte. Dann zog er eine Pistole aus seiner Tasche und hantierte mit ihr. Mit der Pistole in der Hand bewegte er sich in Richtung Cafeteria. Mehrere Mitarbeiter der LMU und Studenten beobachteten dies und alarmierten unabhängig voneinander die Polizei. Schüsse fielen nicht.

Wie sich erst nach der Festnahme herausstellte, hatte der Mann in seiner Tasche insgesamt drei Waffen. Dabei handelte es sich offenbar um sogenannte Softair-Pistolen. Diese sehen zwar täuschend echt aus, werden aber nicht mit scharfer Munition verwendet. Dennoch könnten Personen, die ein Schuss aus nächster Nähe trifft, schwer verletzt werden, sagte ein Polizeisprecher.

Wie schwer, soll jetzt ein Waffengutachter klären, der die Pistolen derzeit untersucht. Softair-Waffen sind für Erwachsene nicht verboten, gemäß deutschem Waffengesetz aber nur gegen Vorlage eines amtlichen Altersnachweises verkäuflich. Erwachsene verwenden sie üblicherweise für militärische Rollenspiele. Ob der Mann mit diesen Waffen einen Amoklauf plante oder zumindest simulieren wollte, steht noch nicht fest. Die Kriminalpolizei vernimmt den Mann derzeit. Die Staatsanwaltschaft prüfe die Haftfrage.

In Windeseile herum gesprochen

In der Schellingstraße sorgte der Vorfall für Aufsehen. Weil wegen des Championsleague-Spiels des FC Bayern gegen den FC Basel am Mittwoch mehrere Hundertschaften zusätzlich im Stadtgebiet eingesetzt waren, konnten die Beamten besonders schnell in großer Stärke vor Ort sein. Der Zugang zum Gebäude, das unter anderem die Sprach- und Literaturwissenschaften beherbergt, war zunächst versperrt.

Auch die Straße sperrten mehrere Polizeiwagen mit Blaulicht vor dem Gebäude und an der Kreuzung zur Ludwigstraße ab. Der Zutritt zur Terrasse vor der Cafeteria war ebenso verboten. Dort wurden Studenten, die gerade in der Cafeteria gegessen hatten, als der Mann das Gebäude betrat, als Zeugen vernommen. Augenzeugen sagten, dass er im Gebäude, gleich neben der Cafeteria, festgenommen wurde. Weil nicht sicher war, ob der Mann vielleicht weitere Waffen oder andere gefährliche Gegenstände abgelegt hatte, wurden die Räume zunächst durchsucht. Schon gegen ein Uhr konnten die Studenten aber wieder in die Cafeteria und eine angrenzende Bibliothek zurückkehren.

Unter den Studenten hatte sich die Nachricht in Windeseile herum gesprochen. Auch über Internetdienste und Soziale Netzwerke wie Facebook berichteten sie einander von einem möglichen Amoklauf. Berichte von Studenten, dass auch im Hauptgebäude der Uni Veranstaltungen abgebrochen und die Studenten zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert worden seien, konnten weder Polizei noch Uni bestätigen.

© SZ vom 09.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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