Veranstaltung:Duell wird zum Dreikampf

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Kulturstrand? Stadtstrand? Streitstrand! Das politische Gezerre um die eigentlich unpolitische Veranstaltung am Vater-Rhein-Brunnen dauert an. (Foto: Stephan Rumpf)

In der Fehde um den Feierstrand am Vater-Rhein-Brunnen schlägt ein erfahrener Kulturschaffender einen Kompromiss vor. Doch die konkurrierenden Veranstalter reagieren nicht gerade begeistert

Von Thomas Anlauf und Heiner Effern

Das Duell um die Ausrichtung des Strands am Vater-Rhein-Brunnen wird sich mindestens zu einem Dreikampf ausweiten. Kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist am 31. Januar meldet sich ein erfahrener Kulturschaffender aus München, der ein "überparteiliches" Konzept anbieten will. Reinhard Straßer, Veranstalter des Kinos am Olympiasee, will dafür einen Verein gründen, der als Dach für die im vergangenen Jahr um den Strand ringenden Platzhirsche Urbanauten und Urban League fungieren soll. "Wir werden mit diesem Konzept eine Bewerbung als Ausrichter abgeben. Die Veranstaltung soll überparteilich, bürgerlich, kreativ sein und ästhetischen Ansprüchen genügen", so Straßer. Die Vertreter von Urbanauten und Urban League reagieren jedoch zurückhaltend bis ablehnend.

Er habe die politischen Tricksereien um den Strand verfolgt, gerade diese hätten ihn zum Handeln bewogen, sagt Straßer. "Es kann nicht sein, dass hier auf dem Rücken der freien Kulturveranstalter Parteipolitik gemacht wird." Er hofft, dass sein Vorschlag Druck aus dem Streit nimmt. Der geht im Stadtrat am Mittwoch in die nächste Runde. Dort wird debattiert, ob der Beschluss vom Dezember zurückgenommen wird oder nicht. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) fordert das, weil er das von Grünen, Piraten und CSU verabschiedete Prozedere für rechtswidrig hält. Diese verlagerten die Bewertung der Bewerbungen vom Kreisverwaltungsreferat in den Kreisverwaltungsausschuss. Also nicht mehr die Verwaltung, sondern das Stadtparlament sollte bestimmen, wer den Strand von 2017 bis 2019 ausrichtet.

Reiter hält das für einen Rechtsbruch. Zudem beantragt er: "Die abschließende Entscheidung über die Zulassung des Betreibers obliegt der Verwaltung." Sollte sich dafür keine Mehrheit finden, "werde ich den Beschluss der Rechtsaufsichtsbehörde vorlegen". Damit hätte die SPD eine taktische Spielerei ihres Regierungspartners CSU abgebügelt, die mit Stimmen der Opposition die SPD kaltgestellt hatte.

Dass sich eine Polit-Schachpartie um eine an sich unpolitische Veranstaltung entwickeln konnte, hat auch mit den Veranstaltern zu tun: Die Urbanauten um Benjamin David zeigten eine Nähe zu CSU und Grünen, die Urban League wiederum hatte mit Dierk Beyer einen Veranstalter im Team, der bei der letzten Kommunalwahl auf der SPD-Liste angetreten ist. Dass diese Tatsache nun eine Rolle spielt, ärgert Zehra Spindler, Chefin der Urban League. Sie hatte vergangenes Jahr die Ausschreibung gegen Dauer-Veranstalter Benjamin David gewonnen. "Unser Strand ist absolut unpolitisch. Das ist nur derart ausgeartet, weil die Konkurrenz mit dem Finger auf uns gezeigt und uns als SPD-Mauschler hingestellt hat." Spindler lässt durchblicken, dass David mit seiner Niederlage nicht zurechtgekommen sei und nun versuche, auf politischem Weg den Sieg zu erringen. Auf diesen Druck hin eine Kooperation mit Straßer und David einzugeben, dafür sieht sie keinen Anlass. "Eine Ausschreibung ist eine Ausschreibung, und diese sollte unpolitisch sein." Eine Kooperation sei für sie deshalb kein Thema.

Auch David bleibt bei seiner Bewerbung. "Bei der Initiative von Reinhard Straßer handelt es sich um eine nicht mit uns abgestimmte quere Sache. Reden ist aber immer gut." Strikt absagen will er deshalb nicht. Er sei offen für kreative Lösungen im Sinne der Isar und der Münchner.

Straßer selbst sagt, er habe mit beiden Parteien gesprochen. Direkte Ablehnung habe er nicht erfahren. Ein weiterer langer Streit mit einem Gerichtsverfahren wie 2016 könne dazu führen, dass der Strand 2017 wieder so extrem kurzfristig geplant werden oder ganz ausfallen müsse. Er sehe die Gefahr, dass im Stadtrat grundsätzlich ein Widerwille gegen Veranstaltungen dieser Art entstehe, "die gesamte Kreativwirtschaft auf Jahre hinaus hierunter leiden wird - und das Hauen und Stechen in drei Jahren von vorne losgeht".

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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