Unterstützung:Trainerin für einen Tag

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Seit vier Jahren steht Nicola Neubauer als Wedding-Coach Paaren bei deren Vorbereitungen zur Hochzeit bei

interview Von Sabine Buchwald

Nicola Neubauer hat ihre Hochzeit auf einer Berghütte gefeiert. Heute würde sie manches anders machen - denn sie hat Erfahrung gesammelt. Seit vier Jahren steht sie als Wedding-Coach Paaren bei deren Vorbereitungen zur Hochzeit bei.

SZ: Frau Neubauer, Sie sind Hochzeits-Coach. Coach wie Trainer?

Nicola Neubauer: Das trifft es ganz gut. Ein Trainer unterstützt ja auch. Der beste Trainer aber hilft nichts, wenn ein Sportler nicht richtig trainiert.

Das Paar als Leistungssportler?

Als Coach kann ich die Perfektion nicht garantieren. Ich kann dem Paar aber sagen, was es machen soll. Das Wesentliche ist, ihnen dabei zu helfen, zu erkennen, was sie sich wünschen.

Was ist der Unterschied zu einem Hochzeitsplaner?

Der übernimmt die gesamte Organisation für das Paar, macht ein Konzept, sucht Dienstleiter und brieft sie. Er ist verantwortlich dafür, dass das Fest so wird, wie das Paar es möchte. Das kann dann erwarten, dass das Fest perfekt läuft.

Sie sind mehr die Therapeutin?

Am Anfang der Hochzeitsvorbereitungen haben die Leute in der Regel bestimmte Stereotypen aus der Kindheit oder aus Filmen im Kopf. Ich versuche das mit ihnen zu hinterfragen, damit sie überlegen, was sie wirklich wollen.

Was sind so Stereotypen?

Simple Sachen. Ein langes Hochzeitskleid in Weiß. Rosen. Oder einen Walzer tanzen zu müssen. Manchmal die Frage, ob man einen Cousin einlädt, den man nicht mag. Viele Leute haben Schwierigkeiten, zu dem zu stehen, was sie wollen. Männer sind ängstlicher als Frauen, sie glauben, ihr Gesicht zu verlieren.

Wie schnell finden Sie heraus, was ein Paar will?

Eine erste Einschätzung habe ich nach dem ersten Treffen. Es ist aber selten, dass wir nach zwei Wochen zu einem fixen Konzept kommen, das nur noch abgearbeitet wird. Während der Detailarbeit entstehen beim Paar oft noch neue Ideen.

Und wenn jemand keine klaren Vorstellungen hat?

Lasse ich mir von ihrem Leben erzählen, von Hobbys und Vorlieben, wie die Wohnung aussieht und was sie gerne zusammen machen. Daraus kann man eine Menge ableiten.

Zum Beispiel, ob jemand eine Tischordnung möchte oder nicht?

Ich bin ein Fan von Tischordnungen, weil das ein Service am Gast ist. Er merkt, ich habe mir als Gastgeber Gedanken gemacht, wer sich mit wem unterhalten möchte.

Was muss man denn für eine Hochzeit ausgeben?

Wenn Sie nach dem Standesamt nur mit ein paar Leuten zum Essen gehen, dann nicht viel. Die Paare aber, die ich berate, kommen am Ende zwischen 20 000 und 30 000 Euro raus. Nach obenhin ist alles offen. Besonders, wenn die Hochzeit individuell sein soll.

Nur Standesamt und Mittagessen, dazu braucht man Sie aber nicht.

Vielleicht, um herauszufinden, dass man genau das will.

Warum sind Sie Coach geworden?

Ich möchte, dass mehr Paare genau die Hochzeit feiern, die sie sich wünschen, nicht die, die andere erwarten. Klischees zu erfüllen, ist in unserer Gesellschaft gar nicht mehr nötig.

Wie lange vorher sollte man planen?

Begehrte Locations in und um München sind Monate im Voraus ausgebucht. Und wenn man im DIY-Stil heiraten möchte, braucht das natürlich auch seine Zeit.

DIY?

Do-it-yourself. Einladungskarten selbst gestalten, die Tisch-Deko, Geschenke für die Gäste. Zusammen mit der Grafik-Designerin Julia Romeiß habe ich ein Buch darüber geschrieben.

Stresst basteln nicht zusätzlic h?

Das kann unglaublich entspannend sein. Es ist eine Beschäftigung, mit der ich mich selbst entschleunige .

Trotzdem, das klingt alles ganz schön aufwendig.

Das ist es. Der Druck auf Paare, etwas Besonderes zu machen, ist gestiegen. Ich versuche, ihnen den Druck zu nehmen.

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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