Universitätsklinikum in München:Experten empfehlen Abriss von Großhadern

Lesezeit: 2 min

Am neuen OP-Zentrum (Bildmitte) wird in Großhadern eifrig gearbeitet. Das Hauptgebäude (dahinter) hat hingegen seine besten Tage hinter sich. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Universitätsklinikum Großhadern braucht dringend eine Sanierung. Doch nun hat eine Untersuchung ergeben, dass eine radikalere Lösung am sinnvollsten wäre: ein Komplett-Neubau. Die Verantwortlichen rechnen in diesem Fall mit Kosten von mindestens 500 Millionen Euro.

Von Stephan Handel

Das Klinikum Großhadern steht vor einer grundlegenden Umgestaltung: Eine Machbarkeitsstudie, die die Sanierung des Hauptgebäudes untersuchen sollte, kommt zu dem Ergebnis, dass es am sinnvollsten wäre, dieses abzureißen und neu zu bauen.

Die Studie hat das Stuttgarter Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner erstellt. Der Auftrag lautete, drei Optionen zu untersuchen: die Sanierung des bestehenden Hauses im laufenden Betrieb, einen Teilneubau und Sanierung des verbleibenden Bestands sowie einen Komplettabriss und -neubau.

Das Ergebnis ist zumindest in einem Teilpunkt eindeutig: Eine Sanierung während des laufenden Krankenhausbetriebs erscheint als nicht möglich und nicht wünschenswert, eine Nachricht, die die versammelten Chefärzte mit Erleichterung aufnahmen, als ihnen in der Klinikkonferenz am vergangenen Montag die Studie präsentiert wurde. "Da hätten wir 20 Jahre lang Baustellen im Haus", sagt Karl-Walter Jauch, der Ärztliche Direktor. "Das mag man sich gar nicht vorstellen."

Die beiden verbleibenden Varianten haben jeweils ihre Vor- und Nachteile, was Funktionalität, Energieeffizienz, Patientenkomfort und vor allem Wirtschaftlichkeit angeht. Für einen kompletten Neubau spricht jedoch ein gewichtiges Argument: Eine Faustregel besagt, dass ein neu erbautes Krankenhaus 25 bis 30 Jahre den Anforderungen entspricht - dann haben Medizin und Technik sich so weiterentwickelt, dass der Bau damit nicht mehr Schritt halten kann.

Erst der Neubau, dann der Abriss

Ein Neubau könnte in modularer Weise errichtet werden - sodass in ferner Zukunft, wenn das Gebäude ausgedient hat, nicht wieder alles neu gebaut werden müsste, sondern die einzelnen Module nach und nach erneuert werden könnten. "Das wäre auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit die sinnvollste Lösung", sagt Karl-Walter Jauch. In jedem Fall würde das alte Gebäude vorerst in Betrieb bleiben, die Stationen erst nach und nach in den Neubau umziehen. Der Abriss würde dann am Ende stehen.

Was das alles kosten würde, wurde noch nicht untersucht. Der Ärztliche Direktor hält allerdings einen Betrag von 500 Millionen Euro für "sicher nicht zu hoch gegriffen", verteilt allerdings über mehr als zehn Jahre. Ein Platz für den Neubau ist schon ausgeguckt: Unterhalb des alten Hauptgebäudes, also nordöstlich davon, anschließend an das gerade entstehende Operationszentrum, das im Herbst des kommenden Jahres fertig sein soll.

Eine Sanierung während des laufenden Betriebs gilt als nicht machbar: Klinikum Großhadern. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Details sollen im Sommer folgen

Die Klinikleitung hat ihren "Masterplan für die bauliche Entwicklung" am Freitag vor eineinhalb Wochen im Aufsichtsrat vorgestellt. Darin geht es neben dem Hauptgebäude in Großhadern auch um den Umzug des Haunerschen Kinderspitals dorthin und um den Neubau der Portalklinik in der Nussbaumstraße - auch diese beiden Projekte sind Teil der umfassenden Neustrukturierung des Uni-Klinikums.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden vom Aufsichtsrat in eine Arbeitsgruppe vertagt, der Vertreter von Gesundheits-, Kultus- und Finanzministerium angehören, des Staatlichen Bauamts und der Klinikleitung. Diese Arbeitsgruppe wird im Januar erstmals tagen und soll bis zum Sommer die beiden möglichen Varianten detailliert ausarbeiten, so dass dann dem Ministerrat ein Vorschlag zur Entscheidung vorgelegt werden kann.

Seit etwa zehn Jahren wird die Sanierung Großhaderns diskutiert - einer der bei seiner Eröffnung modernsten Krankenhauskomplexe Europas hat seine besten Zeiten hinter sich, ein Umbau hin zu den Anforderungen der modernen Medizin ist, so sagt es auch die Studie, nur eingeschränkt möglich. "Es gibt eine erhebliche Differenz zwischen dem, was man hat, und dem, was man bräuchte", formuliert das Karl-Walter Jauch.

Die Entwicklung des Klinikums:

Die Geschichte des Klinikums Großhadern beginnt Mitte der Fünfziger Jahre, als es erste Diskussionen über einen Neubau gab. Mit dem Bau begonnen wurde 1967, die ersten Patienten wurden 1974 aufgenommen, 1977 war der Bau fertig. Die Gesamtkosten lagen bei etwa 350 Millionen D-Mark.

1999 wurde Großhadern mit dem Klinikum Innenstadt zum Klinikum der Universität München vereinigt. Die beiden Standorte zusammengenommen, ist das Klinikum eines der größten in Deutschland, mit mehr als 2200 Betten und knapp 10.000 Mitarbeitern, darunter etwa 1700 Ärzte und 3400 Pflegekräfte.

© SZ vom 18.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: