Und jetzt?:Scheidungsglück und Trennungshund

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"Wenn man bereit ist, nach vorne schaut und glücklich ist, kann man den neuen Lebensabschnitt feiern", sagt Claudia Kusch. (Foto: Stephan Rumpf)

"Manchmal will man nur noch aus dem ganzen Schlamassel raus" - Claudia Kusch organisiert Partys zum Beziehungsende und begleitet Menschen durch die Zeit nach der Partnerschaft

Interview von Sarah Beham, München

Trennungen können ebenso wie Hochzeiten gefeiert werden. Davon ist Claudia Kusch, 47, überzeugt und hat deswegen die Firma "Trennungsglück" gegründet. Sie organisiert Trennungspartys und begleitet Menschen durch die Zeit nach dem Beziehungsende.

SZ: Ist es wirklich ein Grund zu feiern, wenn man ein Versprechen an einen geliebten Menschen gebrochen hat?

Claudia Kusch: Ich habe damals schon an das Versprechen "In guten wie in schlechten Zeiten" geglaubt. Der Satz mag in dem Moment der Hochzeit stimmen, aber das ist vielleicht später nicht mehr so. Der Partner verändert sich und man selbst auch. Dann will man manchmal nur noch aus dem ganzen Schlamassel raus.

Und dann feiert man eine Scheidungsparty.

Erst einmal soll man was für sich tun und vielleicht auch Hilfe suchen. Wenn man bereit ist, nach vorne schaut und glücklich ist, kann man den neuen Lebensabschnitt feiern. Feiern macht immer Spaß - und wir feiern ja auch jedes Jahr Geburtstag.

Und die Trennungsparty wird mit einer Band, einem neuen Kleid und Geschenken wie auf einer Hochzeit gefeiert?

Das variiert, wie bei jedem anderen Event. Meisten sind es zehn bis 20 engere Freunde. Ich habe damals bei meiner Trennungsparty meine Eltern nicht eingeladen. Das ist bei Frauen eher so wie ein Junggesellenabschied. Tanzen gehen, Prosecco trinken, vorher gemeinsam essen. Das mit den Geschenken hatte ich mir auch überlegt - es gibt einen Hochzeitstisch, warum also keinen Singletisch? Nach der Trennung fehlt auch ein Staubsauger, weil den der Partner hat . . . Da bin ich aber noch dran.

Lädt man den Ex-Ehemann dazu ein und sagt: Ja, ich will mich scheiden lassen?

Wenn beide miteinander normal sprechen können, dann geht das, ja. Das habe ich aber noch nicht erlebt. Leider ist es die Seltenheit, dass man im Guten auseinandergeht.

Für Sie bedeutet Trennung aber Glück.

Ja, absolut. Das ist einfach so - egal, wie lange es dauert. Jeder verarbeitet eine Trennung anders. Letztlich sollte aber das Glück da sein. Wenn nicht, ist was falsch gelaufen.

Und das Geschäft mit den Scheidungen läuft gut?

Das ist schon wieder so negativ. Das ist für mich kein Geschäft, ich will den Menschen helfen. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Das sind fünf bis sechs Partys im Jahr. Ansonsten unterstütze ich meine Klienten mit meiner Beratung.

Also kein Job, mit dem man Geld verdient?

Das kann ich so nicht sagen. Es geht nicht darum, ob man damit leben kann. In Deutschland ist das Thema Scheidung und Party schwierig. Japaner sind da beispielsweise offener. Generell ist das Thema Trennung in Deutschland so negativ behaftet. Vielleicht liegt das an der Mentalität.

Sie haben sich selbst scheiden lassen.

Ja, das war 2010. Das war aber keine ewige Trauer. Irgendwann lag ich abends im Bett und dachte mir, das muss ich weitergeben. Ich habe dann auch den Wunsch gegenüber meinen Freunden geäußert, eine Party zu feiern. Ein guter Freund hat das organisiert.

Und seit 2011 verdienen Sie Geld damit. Wie viel kostet so eine Party?

Das kann ich nicht sagen. Das ist die typische Eventplanung, da kommt eben hinterher ein Prozentsatz dazu. Es kommt darauf an, ob ich einen DJ brauche oder nur eine CD einlege. Will ich ein Catering oder eine Scheibe Brot essen. Wie bei einer Hochzeitsplanerin eben auch.

Wie sah Ihre Party denn aus?

Die war 2010 im Winter. Das war mit DJ und Tanzen, mit Trinken, ein paar Häppchen und fröhlicher Stimmung. Es war lustig und ging bis fünf Uhr morgens in einer Bar mit den zehn engsten Freunden.

Viele Paare lassen sich scheiden - besonders in den vergangenen Jahren. Woran liegt das?

Die Frau braucht den Mann nicht mehr so wie früher. Es ist eher der Mann, der sich emanzipieren muss. Die Frau hat ihren Job. Sie geht auch einfach, wenn es ihr nicht mehr passt. Gott sei Dank!

Also gleich beim ersten Streit aufgeben und gehen.

Nein, das finde ich nicht gut. Wenn die Gefühle da sind, dann sollte man daran arbeiten, dass es weitergeht. Aber wenn man unter der Beziehung leidet, dann hat das keinen Sinn.

Denn jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich?

Ich muss selbst für mein Glück sorgen, ja. Das darf man nicht vom Partner abhängig machen. Viele meinen, mein Partner muss mich glücklich machen. Das ist der falsche Weg. Ich bin für mein Leben verantwortlich, also muss ich mich glücklich machen.

Was macht Sie glücklich, von dem Sie sich nie trennen würden?

Definitiv mein Hund. Den haben mein Ex-Ehemann und ich uns damals zugelegt, das ist jetzt ein Trennungshund.

Und der erinnert Sie nicht an Ihren Ex-Ehemann?

Nein. Der Hund ist eben bei mir geblieben und das ist gut so, da Hunde die besten Therapeuten sind.

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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