Und jetzt?:Nach vierzig Jahren ist Schluss

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Sprecher Wolfgang Wenger verlässt die Münchner Polizei

Interview von Martin Bernstein, München

Vierzig Jahre im Dienst, davon 17 Jahre als Leiter der Pressestelle: Wolfgang Wenger, 60, ist das Gesicht der Münchner Polizei. Strukturen veränderten sich, Präsidenten kamen und gingen, Wenger blieb. Jetzt geht auch er. Am Freitag übergab der gebürtige Isener, der am Münchner Hasenbergl aufgewachsen ist, die Leitung der Pressestelle im Polizeipräsidium an Marcus da Gloria Martins. Sein Nachfolger ist seit 22 Jahren Polizist. 2005 ist er von Köln nach München gekommen.

SZ: Herr Wenger, wird man Sie im nächsten Jahr in einer offiziellen Sprecherfunktion wiedersehen - zum Beispiel auf der Wiesn?

Wolfgang Wenger: (lacht) Alles ist offen. Nach derzeitiger Lage nein, da ist nichts geplant. Ich will einmal nicht von Handy und Terminkalender getrieben sein. Das möchte ich eine Woche machen, dann sehen wir weiter. Aber im Ernst: Ich will jetzt mein Familienkonto ausgleichen, aus dem ich jahrelang entnommen habe. Und dann . . . . mal schauen.

Sie sind im Vorstand des Fördervereins fürs NS-Dokuzentrum. Machen Sie dort auch ohne offizielle Funktion weiter, weiten Sie dieses Engagement noch aus?

Ich bin in verschiedenen Bereichen engagiert, auch im Kuratorium des Kreisjugendrings. Jugendarbeit mache ich seit Jahrzehnten. Jetzt muss ich in jedem Einzelfall klären: Ist dort meine bisherige Funktion oder meine Person gefragt?

Welche Farbe wird Ihren privaten Ruhestand dann mehr prägen: das Rot des FC Bayern oder das Grün der Golfplätze?

Ich möchte viel in die Natur. Im Wald bin ich jetzt schon viel, weil ich meinen Golfball immer in den Wald haue. Vielleicht kann ich das minimieren . . .

Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Zeit als Leiter der Pressestelle: Woran denken Sie gerne?

Ich war mit Leib und Seele Polizist. Ich habe das von der Pike auf gelernt, war auf der Inspektion am Hasenbergl, Jugendbeamter, im psychologischen Dienst. Die Polizei muss in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und ihren Platz finden. Wenn jetzt Rückmeldungen kommen, wenn der Bürger von "seiner Polizei" spricht, dann erfüllt mich das mit Zufriedenheit. (Wenger zeigt auf seinen Schreibtischstuhl) Dieser Stuhl polarisiert.

Bei der Münchner Polizei gibt es tägliche Presserunden. Haben Sie es bisweilen bedauert, nicht so leicht auf Tauchstation gehen zu können?

Die Runden gab es schon vor meiner Zeit, wir haben sie durchgehalten. Das ist wichtig in Zeiten, wo oft nur noch Maschinen miteinander kommunizieren. Wenn du ein Haus baust, das Haus der Öffentlichkeitsarbeit, dann ist Glaubwürdigkeit das Fundament. Wenn die fehlt oder verloren geht, dann bist du nur noch eine Art Mitteilungsblatt. Und auch wenn man konstruktiv mit der Wahrheit umgeht, darf man nicht lügen. Das Dach des Gebäudes ist dann ein Gesicht. One Voice, one Message. Dieses Dach muss windsicher sein. Bei Sonnenschein kann's jeder.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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