Und jetzt?:"Der Ton ist rauer geworden"

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Hans Podiuk (Foto: Stephan Rumpf)

Ein halbes Leben für die Politik: Hans Podiuk sitzt seit 40 Jahren im Stadtrat

Interview Von Jan Bielicki

Vor 40 Jahren zog Hans Podiuk, damals 31, in den Münchner Stadtrat ein. Von 1995 bis 2006 und von 2014 bis 2016 stand er an der Spitze der CSU-Fraktion. Die OB-Wahl 2002 verlor er als kurzfristig eingesetzter Kandidat seiner Partei gegen den damaligen Amtsinhaber Christian Ude (SPD).

SZ: Können Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Stadtrat erinnern?

Hans Podiuk: Aber ganz genau. Erst gab es die Heilige Messe im Alten Peter, dann ging es zum Mittagessen in den Ratskeller und um 14 Uhr zur Wahl der Bürgermeister. Die CSU hatte die absolute Mehrheit, Erich Kiesl war Oberbürgermeister. Ich hatte einen sehr guten ersten Eindruck vom Stadtrat.

Und danach? Was hat sich in den folgenden 40 Jahren im Stadtrat verändert?

Der Ton ist rauer geworden. Das könnte daran liegen, dass inzwischen viel mehr Parteien im Plenum vertreten sind. Damals waren es ja nur drei: wir von der CSU, die SPD und die FDP. Heute ist die Konkurrenz ganz eine andere, da wollen viele auffallen und sich profilieren. Und natürlich ist heute alles schneller geworden, vielleicht auch ein bisschen oberflächlicher.

Sie begannen als Mitglied der Regierungsfraktion, aber deutlich länger saßen die CSU und Sie in der Opposition. Was macht mehr Spaß?

Vor allem nach 1990, als Rot-Grün durchregierte, wurde es schwieriger. Das war schon eine lange Durststrecke. Regieren macht eben mehr Spaß, weil man Ideen, die man hat, auch durchsetzen kann.

Was sind denn Entscheidungen, von denen Sie glauben, dass sie München womöglich geprägt haben?

Erfolge haben ja viele Väter, nur bei Misserfolgen ist immer nur einer schuld. Ich habe sicher dazu beigetragen, dass die Verlagerung des Flughafens aus Riem so erfolgreich lief. Und manchmal sind es vermeintliche Nebensachen, auf die man stolz sein kann. Ich habe mal beantragt, die Wälder, die der Stadt gehörten und damals meist noch Fichten-Monokulturen waren, zu durchmischen. Den Erfolg kann man jetzt erst sehen, nach Jahrzehnten.

Sie sind ja immer eingesprungen, wenn etwas in der CSU schiefgegangen ist. Sie wurden Fraktionschef, nachdem Ihr Vorgänger über die Käseschachtel-Affäre gestolpert war, und OB-Kandidat, nachdem der nominierte Aribert Wolf den Kram hingeworfen hatte ...

Alles kam schon sehr überraschend. Beim Fraktionsvorsitz entschied es sich über ein Wochenende, bei der OB-Kandidatur von Mittag auf Nachmittag. So etwas kann niemand planen. Mir kommt wohl zugute, dass ich breit aufgestellt bin und mich daher schnell auf Veränderungen einstellen kann. Man sagt mir ja auch nach, ein wandelnder Vermittlungsausschuss zu sein.

Später versuchten überehrgeizige Jungpolitiker aus der eigenen Partei, Sie mit nicht sehr feinen und zum Teil illegalen Methoden zu stürzen. Wie blicken Sie heute auf die Baretti-Affäre zurück?

Ach, gegen solche kriminelle Energie ist man nie gefeit. Ich sehe das heute sehr viel gelassener als damals.

Haben Sie den Ehrgeiz, Ihren Fraktionskollegen Walter Zöller zu überholen, der noch sechs Jahre länger als Sie im Stadtrat sitzt?

Gott bewahre! Bei der nächsten Wahl 2020 kandidiere ich nicht mehr. Dann bin ich 74, und nach mehr als einem halben Leben in der Stadtpolitik kann man sich schon mal mit anderen Sachen beschäftigen.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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