Und jetzt?:"Auf keinen Fall Lack"

Lesezeit: 2 min

Philipp Pechstein führt Deutschlands erstes Nagelstudio für Männer

Von Philipp Crone, München

Passanten bleiben stehen, zücken ihre Smartphones und fotografieren durch die Schaufenster in den Laden "Hammer & Nagel" an der Blumenstraße 3. Auf den Scheiben steht "Nur für Männer", drinnen warten tätowierte Kosmetikerinnen darauf, Männern die Hände oder Füße zu pflegen. Philipp Pechstein, Trendbart, sonore Stimme, Fitnessklub-Statur, über die Problemzonen der Herren, das Klischee Nagelstudio und was seine Behandlungen mit einer Autowaschanlage zu tun haben.

SZ: Herr Pechstein, Ihre Fingernägel sind lang und mit leichten Rückständen unter den Nägeln. Sie sollten sich einen Termin geben lassen.

Philipp Pechstein: ( lacht) Ja, stimmt, aber es ist einfach so viel zu tun im Moment seit der Eröffnung Anfang Mai.

Wer kommt denn hierher?

Es ist total gemischt. Und nicht so, wie es das Klischee vermuten lassen würde: viele Schwule. Wir haben 70 Prozent Heteros, vom Vater, der mit seinem Sohn kommt, bis zum 85-jährigen Apothekenbesitzer.

Philipp Pechstein im Männer-Nagelstudio am Viktualienmarkt. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie kamen Sie auf die Idee?

Ich war schon länger auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee, meine Firma für Werbemittelberatung läuft gut, ich bin gerade 47 geworden und dachte mir: Das kann es jetzt nicht gewesen sein. Ich wollte etwas Neues ausprobieren. Dann habe ich in LA das Studio gesehen.

"Hammer & Nails" heißt der Laden . . . Haben Sie denn Erfahrungen mit Nagelstudios?

Ich war jahrelang mit meiner Frau Stammgast im "Schönheitsrausch" in der Müllerstraße. Aber darauf hatte ich keine Lust mehr.

Darauf, als Mann dort Exot zu sein?

Total. Das war gut, aber nicht mein Stil.

Ihr Stil ist offenbar eher die rustikale Autowerkstatt-Atmosphäre. Wie viele haben Sie denn belächelt, als Sie mit der Idee kamen?

Vorurteile kamen aus dem Freundeskreis, als die Idee wuchs. Die Männer meinten: So ein Schmarrn, braucht kein Mensch - aber die Mädels waren begeistert.

Und kaufen ihren Partnern eifrig Gutscheine?

Und wie! Mit der Resonanz hätten wir nicht gerechnet. Und Ideen haben wir einige. Wir denken schon über ein Filialgeschäft nach, wenn wir noch ein paar Monate Erfahrungen gesammelt haben. Der Markt für Frauen-Nägel ist ja allein in Deutschland vier Milliarden Euro schwer, aber für Männer gibt es noch nichts.

Wie muss die Männerhand aussehen?

Es geht meistens um den weißen Streifen. Soll der dran bleiben oder nicht, fragen meine Mitarbeiterinnen die Kunden.

30 Minuten für 33 Euro. Die Preise ähneln denen in Frauen-Nagelstudios. Wie unterscheidet sich die Behandlung?

Die Hornhaut an den Seiten des Nagels ist bei Männern stärker, die muss vorsichtig entfernt werden. Auch sind die Nägel viel härter als bei Frauen, gerade bei den Füßen, da gibt es auch oft starke Verhornungen.

Und bei der Wellnessbehandlung für 48 Euro wird das alles repariert?

Ja, mit feilen und polieren, dazu kommt ein Peeling für die Hand und die Massage bis zum Ellenbogen oder Knie bei der Pediküre. Und Öl für den Nagel.

Der Mann wählt aus, wie seine Nägel poliert werden?

Matt oder glänzend, das ist wie bei einer Autowaschanlage.

Und was ist mit Nagellack? Rostfarben oder in Motorradölfarbe?

Nein, kein Nagellack, das passt nicht, auf keinen Fall.

Ein Video mit Pilipp Pechstein und der Soziologin Paula Villa unter: sz.de/maennermanikuere

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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