Umzug:Lücken im Gewerbegebiet

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Unterschleißheim sucht Ersatz für abgewanderte Unternehmen

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die ehemalige Firmenzentrale von Microsoft am Konrad-Zuse-Weg 1 ist noch nicht wieder vermietet, so viel vorneweg. Der Vermarkter Jones Lang LaSalle führt Gespräche, doch Verträge gibt es bislang keine. Gut 38 000 Quadratmeter Bürofläche, provisionsfrei, Miete auf Anfrage, teilbar ab 10 000 Quadratmeter, repräsentatives Foyer, Kantine, Sonnenterrasse und Geothermieheizung - alles noch zu haben. Für Unterschleißheim bleibt nur die Hoffnung, dass sich möglichst bald solvente Nachmieter finden, die den Abgang von Microsoft, dem bislang größten Gewerbesteuerzahler der Stadt, zumindest teilweise kompensieren.

Es war ein Schock, als der Softwarekonzern im vergangenen Herbst seinen Umzug nach München verkündete. Nur kurz danach kam die zweite Hiobsbotschaft: Auch die EADS-Tochterfirma Cassidian kündigte den Wegzug an, wenn auch aus anderen Gründen. Microsoft aber war das Zugpferd, das viele Software- und IT-Firmen nach Unterschleißheim brachte. Dass man dieses nun verliert, bereitet den Politikern im Rathaus große Sorgen - bis heute, auch wenn es nun ein bisschen Entwarnung gibt. Denn vorsorglich hat die Stadt kürzlich ein Marktforschungsinstitut mit einer Umfrage unter den ortsansässigen Firmen beauftragt, um deren Befindlichkeit auf den Zahn zu fühlen.

Das Ergebnis: 77 Prozent der 205 interviewten Firmenchefs, Prokuristen und Hauptabteilungsleiter sind sehr zufrieden mit dem Standort. Die besten Umfragewerte erhielt die soziale Infrastruktur am Ort, vor allem die vielen Schulen, die Kindertagesstätten und die Lebensqualität. Kritisch dagegen werden die staugefährdete Ein- und Ausfahrt in das Gewerbegebiet sowie die hohen Immobilienpreise gesehen. Trotz der Umfrage entschied sich der Stadtrat, auch monetär ein Zeichen der Wirtschaftsfreundlichkeit zu setzen. Er senkte den Hebesatz für die Gewerbesteuer von 350 auf 330 Punkte.

Außerdem tut sich so einiges im Gewerbegebiet: Im Dezember vergangenen Jahres kündigte der Regensburger Projektentwickler Vielberth den Bau eines Büro- und Wissenschaftsparks mit 5000 Arbeitsplätzen an - auf dem ehemaligen EADS-Gelände. Entwickeln wird das Ganze die Vielberth-Tochterfirma Business Campus Garching, die seit 2006 im Nachbarort den gleichnamigen Gewerbepark erfolgreich betreibt. 17 Hektar ist das Gelände in Unterschleißheim groß, der bestehende Zentralbau mit 30 000 Quadratmetern Fläche soll erhalten bleiben, aber modernisiert und in kleinere Einheiten umgebaut werden. Die großen Industriehallen dagegen, in denen Cassidian zuletzt Drohnen, Lenkflugkörper und Sicherheitselektronik entwickelte, werden abgerissen und durch neue Multifunktionsbauten ersetzt. Nur ein paar Straßen weiter im Gewerbegebiet ist ein zweites Großprojekt in der Planung: An der Edisonstraße soll in einigen Jahren der 22 Meter hohe und 16 000 Quadratmeter große Bürokomplex Menlopark entstehen.

Nach dem großen Gewerbesteuereinbruch im Februar, als die Stadt unerwartet eine Rückzahlung in Höhe von 20 Millionen Euro leisten musste, schaut man im Unterschleißheimer Rathaus mittlerweile wieder etwas entspannter in die Zukunft. Nach aktueller Kassenlage vom Juni steigt die Gewerbesteuer inzwischen wieder an. Statt der eigentlich eingeplanten 30 Millionen Euro liegt man jetzt schon bei 55 Millionen.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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