Umfrage:Beliebt, gelobt und einflussreich

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Die Stadt hat die Bekanntheits- und Sympathiewerte ihrer wichtigsten Politiker ermitteln lassen - manch Ergebnis erstaunt

Von Andreas Glas

Politiker tun ja gerne so, als interessierten sie sich nicht für Politiker-Rankings. Sie sagen dann, dass es nicht um einzelne Personen gehe und dass politischer Erfolg eine Teamleistung der ganzen Partei sei. In der Bundespolitik ist das nicht anders als in der Kommunalpolitik. Aber hier wie dort ist das natürlich gelogen. Denn spätestens, wenn es wieder auf Wahlen zugeht, will jeder Politiker wissen, wie seine Chancen stehen, sprich: wie bekannt oder beliebt er ist. Man darf also davon ausgehen, dass Münchens Politiker sich neugierig auf die Zahlen gestürzt haben, die das Presse- und Informationsamt der Stadt am Montag veröffentlicht hat. Mit den Ergebnissen, die das Münchner Institut für Marktforschung (mifm) ermittelt hat, dürften aber längst nicht alle zufrieden sein.

400 Münchner hat das Institut zwischen April und Mai befragt. Ganz vorne im Ranking liegt der Oberbürgermeister. Vor eineinhalb Jahren, als Dieter Reiter (SPD) noch OB-Kandidat war, kannte ihn nicht einmal jeder dritte Münchner; inzwischen wissen mehr als 80 Prozent, wer er ist. Eine Überraschung ist das nicht, es ist ja traditionell so, dass die mächtigsten Politiker auch die bekanntesten sind. Für hohe Sympathiewerte ist ein Spitzenamt dagegen keine Garantie. Insofern dürfte es Dieter Reiter freuen, dass ihn knapp 84 Prozent derjenigen, die ihn kennen, auch sympathisch finden. Zufrieden mit Reiters Politik sind demgegenüber allerdings nur 64 Prozent, jeder Zehnte der Befragten ist unzufrieden. Die Zufriedenheit ist seit seinem Amtsantritt kontinuierlich gestiegen.

Nicht nur in der Ämterhierarchie, auch in Sachen Bekanntheit liegt Josef Schmid (CSU) auf dem zweiten Platz. Den Zweiten Bürgermeister kennen 68 Prozent der Münchner, allerdings finden ihn nur gut zwei Drittel davon sympathisch. Bei Christine Strobl (SPD), der Dritten Bürgermeisterin, ist es genau umgekehrt: Sie ist mit gut 45 Prozent weniger bekannt als Schmid, ihre Sympathiewerte sind mit etwa 75 Prozent aber deutlich höher. Der Spitzenplatz hinter den drei Bürgermeistern gehört dem CSU-Fraktionschef und einstigen OB-Kandidaten Hans Podiuk, den 44 Prozent aller Münchner kennen. Ein extrem guter Wert, jedenfalls verglichen mit dem des SPD-Fraktionschefs Alexander Reissl, dessen Name gerade einmal acht Prozent aller befragten Münchner ein Begriff ist. Selbst die Grünen-Fraktionschefs Gülseren Demirel (13 Prozent) und Florian Roth (9) sowie FDP-Stadtrat Michael Mattar (19) sind bekannter als Reissl.

Bei den sogenannten Stadtministern, den Referenten also, führt der parteilose Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle das Bekanntheits-Ranking an, ihn kennen fast 38 Prozent, zwei Drittel davon finden ihn außerdem sympathisch. Nur die ebenfalls parteilose Stadtbaurätin Elisabeth Merk (21,6 Prozent) kann in Sachen Bekanntheit annähernd mit ihm mithalten. Kaum bekannt (9,2 Prozent), dafür unglaublich beliebt (83,5 Prozent) ist Ernst Wolowicz (SPD), der als Kämmerer die Finanzen der Stadt verwaltet und für seine witzigen Reden bekannt ist.

Insgesamt mit der Politik des Rathauses zufrieden sind 58,4 Prozent der Befragten, unzufrieden sind 19,4 Prozent - im langfristigen Vergleich sind das durchschnittliche Werte. Interessanterweise ist die Zufriedenheit bei den Grünen-Wählern mit 77,5 Prozent am größten - obwohl ihre Partei seit einem Jahr in der Opposition sitzt und nur noch wenig Einfluss auf die Stadtpolitik hat. Insgesamt hängt die Zufriedenheit allerdings stark ab vom jeweiligen Thema. Besonders gut schneiden in der mifm-Umfrage der öffentliche Nahverkehr (74,1 Prozent), die Gesundheitsversorgung (72,5) und die Wirtschaftspolitik (70,6) ab. Am wenigsten begeistert sind die Münchner von der Planungs- (32,4 Prozent) und der Wohnungspolitik (27,9 Prozent) der Stadt. Dabei bietet gerade das Thema Wohnen Chancen, um bei den Wählern zu punkten. Für drei von vier Münchner ist der Erhalt bezahlbarer Wohnungen das wichtigste Thema von allen.

© SZ vom 09.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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