U-Bahn- und Trambahn-Pläne von SPD und CSU für München:Ein Milliarden-Ausbau - leider ohne U-Bahn-Ring

Lesezeit: 2 min

SZ-Leser bemängeln, dass die Nahverkehrs-Offensive viel zu spät kommt und falsche Prioritäten setzt

"5,5 Milliarden Euro für U-Bahnen und das Tramnetz" vom 12. Januar:

Mit Ringlinie wär's ein Knüller

Vors Handeln hat der Herrgott eigentlich das Denken gesetzt. Beim öffentlichen Nahverkehr in München scheint der umgekehrte Prozess bevorzugt zu werden. Zumindest darf man dies annehmen, angesichts des seit über zehn Jahren nach jeder Aktionismusandrohung ("neue Linien") anhebenden aufgeregten Kreuz- und Querdenkens. Fast nostalgisch erinnert man sich, wie Oberbürgermeister Ude unermüdlich an seine Englische-Garten-Tram hinbemste. Da beflügeln 5,5 Milliarden schon ganz anders! Denn was könnte man damit alles anfangen, was wirklich Sinn ergibt. Zum Beispiel einen U-Bahn-Ring. Vom Mangfallplatz über Thalkirchen, Forstenrieder Allee, Großhadern, Laimer Platz, Pasing, Moosach, Oberwiesenfeld, Frankfurter Ring, Freimann bis Englschalking. Unter Einbeziehung vorhandener Linien, Bahnhöfe und Bahntrassen wäre hier mit wenigen Neubaustrecken (bei weitgehend unkompliziert planbarem Tunnelbau) eine echte Entlastung des MVG-Innenstadtbereichs möglich. Es ist irreführend, mit dem Fahrgastaufkommen in der Innenstadt zu argumentieren, wenn ein Großteil dieser Nutzer die Innenstadt nur gezwungenermaßen als Nadelöhr von einem Stadtteil zum anderen nutzt. Und noch eine nostalgische Anmerkung: Die jahrzehntelange Diskussion um die Tram durch den Englischen Garten wäre überflüssig geworden durch die Variante Münchner Freiheit, Osterwaldstraße, Tucherpark, Tivolistraße. Eckart Grebner, München

Politik setzt falsche Prioritäten

Was mich an der Ausbau-Offensive von CSU und SPD für den Öffentlichen Nahverkehr in München stört, ist, dass diese mit einem keinesfalls zur höchsten Priorität zählenden Projekt "U5 Pasing" beginnen soll. Es ist mir klar, dass dies ein Lieblingsprojekt der CSU-Politiker im Münchner Westen ist, dem sich die SPD im Münchner Rathaus vermutlich wegen der erforderlichen Zusammenarbeit im Stadtrat anschloss. Höchste Priorität für den Münchner Nahverkehr sollte jedoch die Entflechtung und die Entlastung der innerstädtischen Verkehrsknoten haben. Die Verlängerung der U5 nach Pasing als Parallelstrecke zur S-Bahn (künftig zwei Stammstrecken) sowie einer für viele Millionen Euro in den letzten Jahren erweiterten und sanierten Straßenbahn in die Innenstadt trägt dazu in keiner Weise bei. Ist es rund 600 Millionen Euro wert, um sich in Pasing künftig für die Fahrt in die Innenstadt zwischen zwei S-Bahn-Systemen, einer gut ausgebauten Straßenbahn und einer U-Bahn entscheiden zu können?

Die Verlängerung der U-Bahn nach Freiham (auch in erster Linie ein Wunsch der CSU-Politiker) ist sicher kein Argument. Das Baugebiet Freiham liegt an zwei S- Bahnästen. Eine Verlängerung der U5 vom Laimer Platz in Richtung Westen ist sicher auf lange Sicht unvermeidlich, aber in einer anderen Trasse und nicht zum Pasinger Bahnhof, wenn man die heute noch freien Flächen im Münchner Westen betrachtet. Bernhard Thiem, München

Probleme jetzt, Lösung viel später

Nun scheint es unserer Stadtregierung endlich begriffen zu haben. München und das Umland benötigen einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Und schon in circa 20 Jahren soll alles fertig sein. Schau ma mal. Aber diese Beschlüsse sind ein Anfang nach jahrzehntelangem Stillstand in der Münchner Verkehrspolitik durch den "ewigen" Christian Ude. Dieser stritt sich lieber mit den entsprechenden Alpha-Männern an der Spitze der jeweiligen bayerischen Staatsregierung, wer als erstes die Finanzierungszusage zum Bau der zweiten Stammstrecke zu machen habe, als eine vorausschauende und verantwortliche Verkehrsplanung für München zu machen.

Obwohl bereits in der Amtszeit von Herrn Ude die Einwohnerzahlen im Stadtgebiet und Umland jährlich um circa 50 000 Menschen stiegen. Aber, Schwamm drüber: Die zweite Stammstrecke wird ja ebenfalls in circa 20 Jahren fertig. Ich denke jetzt auch nicht darüber nach, warum bei der Planung eines kompletten neuen Stadtviertels, Freiham, in dem in etwa vier Jahren 20 000 Menschen leben sollen, eine U-Bahn von 4,5 Kilometern Länge nicht gleich mitgebaut wurde (aber: wird ja schon in circa 20 Jahren fertig, reißen wir die neuen Straßen halt einfach wieder auf), und freue mich über wichtige verkehrspolitische Grundsatzbeschlüsse. Die nächsten Generationen werden es dieser Stadtspitze danken. Dr. Thomas Lukowski, München

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: