Trotz Verbots:Pädophiler Ehemann

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Mutter soll Umgang ihrer Kinder mit Partner gefördert haben

Von Christian Rost

Sie wusste, dass ihr 15 Jahre jüngerer Freund vorbestraft war wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Dennoch soll Daniela W. ( Name geändert) dem 30-Jährigen von 2012 an nicht nur den Umgang mit ihrer zehn Jahre alten Tochter und ihrem sechsjährigen Sohn gestattet haben. Die Frau heiratete den Mann auch und bekam in diesem Frühjahr einen Sohn von ihm. Im Mai ist der Pädophile vom Münchner Amtsgericht zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden, weil er Kontakt zu den Kindern hatte. Er verstieß damit gegen Weisungen der Führungsaufsicht, die ihm jeglichen Umgang mit Kindern untersagt hatte. Seit Mittwoch muss sich seine Frau verantworten, weil sie seinen Kontakt zu ihren Kindern aus erster Ehe laut Anklage sogar gefördert habe.

Daniela W. sagte zu den Vorwürfen nichts, weshalb unklar ist, wieso sie sich einen Partner aussuchte, der sich vorwiegend von kleinen Buben angezogen fühlt. Eine ihrer früheren Freundinnen sagte im Zeugenstand: "Als Alleinerziehende einen Partner zu finden, der die Kinder eines anderen Mannes akzeptiert, ist schwer." Und der neue Partner ihrer früheren Freundin habe sich ja "toll" um die Kinder gekümmert: "Er hat sie geherzt und gebusselt", sagte die Zeugin, die schockiert war, als herauskam, welche Vergangenheit der Mann hat. Daniela W. reagierte auf ihre Art auf die Enthüllung: "Sie streckte mir die Zunge raus", berichtete die Zeugin.

Der Pädophile war gerade aus der Haft entlassen worden, als er Ende 2012 Daniela W. kennenlernte. Spätestens von Februar 2013 an wusste sie durch seine Bewährungshelferin von seinen Vorstrafen. Auch das Jugendamt schaltete sich ein wegen möglicher Gefahren für die Kinder, die heute bei ihrem Vater leben. Vom Amt wurde Daniela W. ermahnt, die Kinder von dem vorbestraften Mann fernzuhalten und ihm keine Fotos von ihnen zu geben. Laut einem Polizisten händigte W. ihrem Partner aber nicht nur Fotos aus, sondern auch getragene Unterwäsche von dem Buben und dem Mädchen, die in einer Tüte hinter dem Nachttisch des 30-Jährigen gefunden wurde. Laut einem Polizisten sagte das Paar, dass die Wäsche zur Altkleidersammlung hätte kommen sollen. Drei Tage nach dem Termin beim Jugendamt habe sich die Angeklagte mit ihrem Partner verlobt.

Daniela W. war ursprünglich zusammen mit dem Mann angeklagt worden. Ihr Verfahren musste der Vorsitzende Richter jedoch abtrennen, weil die damals Hochschwangere im Gerichtssaal einen Schwächeanfall bekommen hatte. In dem neu begonnenen Prozess sagte Verteidiger Johannes Wittmann, dass er den Verfolgungseifer der Justiz nicht nachvollziehen könne: Das Paar lebe nun einmal in einer Beziehung zusammen. Staatsanwalt Martin Stenzel konterte, der Staat könne es nicht zulassen, dass jemand einem Sexualstraftäter seine Kinder überlasse. Das Verfahren dauert an.

© SZ vom 17.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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