Tod auf der Flucht:Flüchtling springt aus Zug und stirbt

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17 Jahre alter Ägypter flieht vor Passkontrolle der Polizei

Sein Wunsch, endlich nach Deutschland zu kommen, hat einen 17 Jahre alten Ägypter am Freitag das Leben gekostet. Nachdem Schleierfahnder den jungen Mann im Nachtzug von Rom nach München unter einem Sitz entdeckt hatten und gerade seine Papiere kontrollieren wollten, rannte er offenbar in Panik davon, zog in einem Zugabteil das Fenster zur Hälfte herunter und sprang aus dem fahrenden Zug, wie die Polizei berichtet. Noch bevor Rettungskräfte am Unfallort nahe der S-Bahnstation Haar eintrafen, erlag der Jugendliche seinen schweren Verletzungen.

Von dem Drama, das sich am Freitag gegen 6.30 Uhr im Nachtzug 484 abgespielt hat, dürften zu dieser frühen Stunde die wenigsten Fahrgäste etwas mitbekommen haben. Auch die Schleierfahnder registrierten zunächst nicht, dass der Mann aus dem Zug gesprungen war: Erst 20 Minuten nach der Kontrolle wurde der erste Notruf abgesetzt. Wie seit Monaten üblich, kontrollierten die Polizisten die Reisenden im Zug und entdeckten in einem leeren Abteil den jungen Mann, der sich unter einer Sitzbank versteckt hatte. Sie baten ihn hinaus auf den Gang, er händigte ihnen seine Papiere aus. Als die Fahnder einen Schritt zur Seite gingen und die Dokumente überprüften, war der 17-Jährige plötzlich weg. Er rannte in ein anderes Abteil, wo sich zwei amerikanische Touristinnen aufhielten, öffnete das Zugfenster und kletterte hinaus. Bei älteren Zugmodellen ist es noch möglich, die Fenster bis zur Hälfte nach unten zu schieben. Nach Angaben der Polizei war der Zug kurz vor dem S-Bahnhof Haar mit Tempo 160 unterwegs. Ob der junge Mann dachte, er könnte sich mit einem Sprung aus dem Zug in die Freiheit retten, wird man nie erfahren.

Wie Matthias Knott von der Bundespolizeidirektion München bestätigte, war der 17-Jährige bereits zwei Tage zuvor, am Mittwoch, in Rosenheim aus einem Zug gefischt worden. Er habe keine Dokumente bei sich gehabt und auch kein Schutzersuchen in Deutschland gestellt. "Deshalb wurde ihm die Einreise verweigert." Er sei anschließend wegen unerlaubter Einreise angezeigt, erkennungsdienstlich behandelt und noch am selben Tag nach Österreich zurückgeschickt worden. Dort hatte er offenbar bereits einen Aufenthaltsstatus. Ob der Jugendliche tatsächlich aus Ägypten stammte, muss noch geklärt werden. Die Strecke Rosenheim - München war für ein paar Stunden gesperrt. Am Zug wurden Spuren gesichert, die eventuell Aufschluss über den Unfall geben können.

© SZ vom 12.03.2016 / wim - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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