Timothy Auld:Band der Woche

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Der Brite, der im oberbayerischen Weilheim aufwuchs, produziert sehr hochwertige, schimmernd virtuose Pop-Musik

Von Rita Argauer

Das mit der Virtuosität von Popsongs ist so eine Sache. In der Klassik und im Jazz ist das ganz klar: Hoch talentiert muss man sein, dazu viel geübt und deshalb die technische Fähigkeit am Instrument erworben haben, um das Talent entsprechend in Szene setzen zu können - eine Basis, auf der ja dann auch zum Teil wirklich recht reizvolle Kunst entsteht. Die Popmusik, besser die Rockmusik wollte diesem Ideal bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre noch nacheifern. Gitarrengötter à la Hendrix und Stimmwunder wie Joplin standen in Virtuosentum den Jazzern und den Klassikern in kaum etwas nach. Nur die Ausdrucksform war eben eine andere. Dann kam Punk und schlug all den Könnern ins Gesicht, das Wort Mucker hält sich in Musikerkreisen immer noch für allzu versierte Künstler, denen die Demonstration des eigenen Könnens am wichtigsten an der Kunstausübung ist.

Für Timothy Auld () wäre es ein Leichtes, ein derartiger Mucker zu werden. Er ist in einer "musikalischen Familie" aufgewachsen, eine geflügelte Phrase, die sich wohl in mehr als der Hälfte aller Klassik-Musiker-Biografien findet. Und Timothy hat eine wunderbare Stimme. Und dann kann er auch noch produzieren und ein paar Instrumente spielen. Doch der Brite, der im oberbayerischen Weilheim aufwuchs, gehört einer Generation an, die über die Kategorien von Mucker und Punker hinweg sind. Timothy ist Musiker, kein Jazzer und auch kein klassischer Musiker, aber eben Musiker. Und er produziert sehr hochwertige und auf eine gewisse Art auch schimmernd virtuose Pop-Musik. Dass der 25-Jährige dabei Kind seiner Zeit ist, zeigt sich auch in seinem Lieblingsinstrument: dem Computer. Er lernte Klarinette, Saxofon und Klavier, später brachte er sich noch das Gitarrespielen bei. Doch seine Musik macht er alleine am Computer: "Mir hat es Spaß gemacht, die Beats zu machen", erzählt er und vor allem konnte er am Computer die Songs so kreieren, wie er sie im Kopf hat. Also die einzelnen Instrumente, die einzelnen Stimmen nach seiner Vorstellung formen und setzen. Das ist eine sehr klassische Herangehensweise. Doch heraus kommt dabei bei Timothy ziemlich funkiger, moderner Pop, dessen Produktionsmittel den Hip-Hop kennen, der seine Grundausstattung beim Siebzigerjahre-Funk bezog und dessen Stimme eine ziemliche Leidenschaft im Soul hat.

Dass seine Musik besonders ist, wusste Timothy auch schon als Teenager. Und weil man da auch noch ein bisschen übermütig ist, flog er nach dem Abitur an der Munich International School in Starnberg nach New York, um sich dort bei den wichtigsten Labels vorzustellen. Das hat natürlich nicht geklappt, dennoch sei er froh um diese Erfahrung, die ihm noch einmal klarer gemacht habe, dass er professionell Musik machen wolle. Ein Amerikanistik-Studium in München brach er dann zugunsten eines Songwriter-Studiums am "Institute of Contemporary Music Performance" in London ab. Nach einem Jahr zog es ihn aber zurück nach München, wo er fortan mit Benedikt Scheller an der Produktion seines Albums arbeitete. Für die Veröffentlichung, die Anfang des kommenden Jahres ansteht, konnte er auch ein ausgesprochen passendes Label finden: "Styleheads" aus Berlin, auf dem auch die Sängerin Mine veröffentlicht, die über ähnliche virtuose Fähigkeiten verfügt wie Timothy. Am Freitag, 24. Juli, spielt er mit seiner Band - die er für seine Live-Auftritte zusammengestellt hat - auf dem Gautinger Kulturspektakel.

Der Weilheimer mit britischen Wurzeln: Timothy Auld. (Foto: Kike Photography)
© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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