Tiere in der Stadt:Großstadt-Dschungel

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Bis zu 4000 Füchse leben laut Schätzungen in München: Das Kreisverwaltungsrat ist dagegen, die Tiere mit Hilfe von Ködern zu entwurmen. (Foto: imago)

Stadtrat beschließt Auffangstation für Wildtiere und streitet über Fuchsbandwurm

Von Dominik Hutter

Tiere in der Großstadt - das ist in München ein Fall für die Hauptabteilung I des Kreisverwaltungsreferats (KVR): Sicherheit und Ordnung - wo unter anderem eine Stelle mit der illustren Bezeichnung "Waffen, Jagd, Fischerei und Sprengstoff" agiert. Deren Mitarbeiter haben sich in den vergangenen Wochen intensiv mit den Münchner Füchsen und vor allem mit dem Fuchsbandwurm beschäftigt - es galt, einen CSU-Antrag auf Komplett-Entwurmung des städtischen Fuchsbestands abzuarbeiten. Unter anderem. Denn der Kreisverwaltungsausschuss vom Dienstag war stark von Tier-Themen geprägt. Eine Zusammenfassung.

Füchse

Beschlossen ist noch nichts - CSU und SPD haben aber bereits durchblicken lassen, dass sie eine flächendeckende Entwurmung aller Münchner Füchse haben wollen. Geschätzte 3000 bis 4000 gibt es in München, für die mit Medikamenten behandelte Köder ausgelegt werden müssten: sechs Jahre lang alle sechs bis acht Wochen, danach nur noch alle drei Monate. Der Aufwand ist also immens, das KVR rechnet mit jährlichen Kosten zwischen 248 000 und 930 000 Euro und rät von der Riesen-Wurmkur ab. Schon weil Experten das Risiko, dass sich Menschen mit dem Fuchsbandwurm infizieren, als überschaubar einstufen. Das Bayerische Umweltministerium hält es für sinnvoller, Haustiere wie Hunde und Katzen regelmäßig zu entwurmen. Sie stellten durch den engen Kontakt zum Besitzer ein größeres Gefährdungspotenzial dar als die frei herumlaufenden Füchse. Dazu kommt, dass es aktuell gar kein zugelassenes Arzneimittel für die Massenentwurmung gibt, weshalb die Regierung von Oberbayern rechtliche Probleme sieht. CSU und SPD wollen trotzdem loslegen, sie schätzen die Kosten auf nur 30 000 Euro. Da die Differenz zu den offiziellen Angaben arg groß ist, wurde das Thema vertagt - bis zumindest über die Kosten Gewissheit besteht.

Hunde

Seit 2013 gelten verschärfte Bestimmungen für Hundebesitzer. Unter anderem herrscht nun eine Leinenpflicht in der Altstadt, in Fußgängerzonen, auf Märkten und Festen sowie in verkehrsberuhigten Bereichen. Laut KVR haben sich die Vorgaben bewährt - auch wenn die Kontrollen einen Haufen Arbeit bedeuten: Die zwei neu eingestellten Außendienstler haben im Jahr 2014 bei 591 routinemäßigen Kontrollgängen und 164 anlassbezogenen Ausrückaktionen 366 Hundebesitzer mündlich ermahnt und 62 Bußgeldverfahren eingeleitet. Auch bei Vorfällen mit gefährlichen Hunden oder Kampfhunden geht es streng zu: Die Zahl der Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit stieg von 2013 auf 2014 um 189 Prozent, bei den Zwangsgeldern liegt das Plus bei 238 Prozent. Der Stadtrat will, dass die Behörde so weitermacht - und hat zusätzliche Mitarbeiter spendiert.

Wildvögel, Eichhörnchen, Igel

In der Stadt aufgefundene Wildtiere sollen künftig in einer speziellen Auffangstation unterkommen. Das Kreisverwaltungsreferat initiiert einen Runden Tisch mit den einschlägigen Tierschutzorganisationen, um dafür ein Konzept auszuarbeiten. Das sollten die Vereine eigentlich selbst ausarbeiten, was aber nicht passiert ist. Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle hält eine Wildtierstation für sinnvoll, allerdings wollte er das den Vereinen überlassen und später eventuell Zuschüsse geben. Die CSU setzte eine städtische Initiative durch.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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