Teure Transporte:Taxifahren soll teurer werden

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Die Verbände wollen die Preise zwischen sechs und zwölf Prozent anheben. Ende Oktober wird die zuständige städtische Kommission darüber entscheiden - und die signalisiert schon mal Zustimmung

Von Marco Völklein

Münchner Taxi-Kunden werden vom kommenden Jahr an voraussichtlich mehr zahlen müssen. Mittlerweile hat nicht nur der Taxiverband München (TVM) beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) einen Antrag auf Anhebung der Gebühren gestellt; vielmehr hat auch die Genossenschaft Taxi München eG Ende August eine Heraufsetzung der Tarife beantragt. Die Spanne reicht dabei von einer Anhebung um durchschnittlich sechs Prozent, die die Genossenschaft fordert, bis hin zu zwölf Prozent, die der TVM gern hätte. Auf wie viel es am Ende hinausläuft, wird der Stadtrat voraussichtlich um den Jahreswechsel herum oder Anfang des Jahres 2016 entscheiden. Aus der städtischen Taxikommission ist zu hören, dass man sich einer Anhebung der Preise wohl nicht verschließen wird.

Da es sich beim Taxiverkehr dem Gesetz nach um öffentlichen Verkehr handelt, legen die Kommunen die Tarife fest. TVM-Chef Florian Bachmann hatte bereits im November 2014 eine Anhebung der Tarife beim KVR beantragt - und damals die Forderung nach zwölf Prozent mehr unter anderem mit der Einführung des Mindestlohns begründet. Die konkurrierenden Taxler von der Taxi München eG hatten sich damals noch strikt gegen eine Anhebung ausgesprochen. Es sei unklar, wie sich der Mindestlohn auf das Gewerbe auswirken werde, hatte Genossenschaftsvorstand Frank Kuhle argumentiert. Zudem müsse man bedenken, dass eine allzu kräftige Tarifanhebung viele Fahrgäste abschrecke. Dann stünden den Fahrern und Unternehmern zwar auf dem Papier höhere Preise zu, "in der Realität aber fehlen dann die Fahrgäste", so Kuhle. Die Taxikommission hatte sich daraufhin gegen eine Anhebung gestellt.

Mittlerweile aber hat auch bei der Taxi München eG ein Umdenken eingesetzt. "Wir haben jetzt unsere Erfahrungen mit dem Mindestlohn sammeln können", sagt Kuhle. Unterm Strich sei es zwar lange nicht so gekommen, wie viele Taxler befürchtet hatten - "der Weltuntergang im Gewerbe wurde abgeblasen", sagt Kuhle. Einige Unternehmer hätten auch Taxis zwischenzeitlich außer Betrieb gesetzt, um die Auslastung der restlichen Droschken zu steigern. Dennoch benötige die Branche nun eine "moderate Anhebung", um gestiegene Kosten, beispielsweise bei den Mieten, ausgleichen zu können.

Mit dem Antrag der Taxi München eG steigt nun die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass sich die Stadt dem Wunsch der Taxler nach höheren Preisen anschließt. Das KVR erarbeitet derzeit nach Auskunft einer Sprecherin einen Vorschlag, der Ende Oktober der Taxikommission vorgelegt werden soll. In der sitzen neben Stadträten diverser Fraktionen auch Vertreter der Taxiverbände sowie der Wirtschaft. Nickt die Kommission eine Tariferhöhung ab, stimmt in der Regel auch der Stadtrat zu. Zuletzt geschah dies im Dezember 2013 - damals wurden die Taxitarife um durchschnittlich sechs Prozent heraufgesetzt. Nun, etwa zwei Jahre später, sei eine Anhebung um erneut sechs Prozent nicht übertrieben, findet Kuhle. Die Stadt habe die Aufgabe, der Taxibranche eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu bereiten, ergänzt TVM-Chef Bachmann. Angesichts gestiegener Kosten sei es an der Zeit, die Preise anzuheben.

Bis es so weit sein wird, dürfte aber noch Zeit vergehen. Sollte sich die Taxikommission auf eine Anhebung verständigen, müssen noch die Landkreise München, Freising und Erding eingebunden werden. Denn für alle vier Kommunen gilt ein gemeinsamer Tarif, weil am Flughafen nicht nur Taxler aus der Landeshauptstadt Fahrgäste aufnehmen dürfen, sondern auch deren Kollegen aus den drei Landkreisen. Bis zu zehn Monate kann es daher erfahrungsgemäß dauern, bis sich alle Beteiligten abgestimmt haben. Deshalb rechnet Taxi-München-Chef Kuhle auch damit, dass höhere Tarife "nicht vor dem ersten Quartal 2016" in Kraft treten.

Offen ist zudem noch, welche Bestandteile des Tarifs steigen werden. Die Taxi München eG hat eine Anhebung des Grundpreises, der bei jeder Taxifahrt fällig wird, von 3,50 Euro auf 3,70 Euro beantragt; der TVM wünscht sich einen Grundpreis von 3,80 Euro. Zudem fordern beide Verbände eine Anhebung des Kilometerpreises, der gestaffelt ist je nach Entfernung. Der "Wartezeitpreis" soll nach dem Genossenschaftervorschlag von 26 auf 28 Euro je Stunde steigen, der TVM schlägt eine Erhöhung auf 31 Euro vor. Zusätzlich will der TVM neue Gebühren einführen: etwa für den Fall, dass ein Kunde mit Kreditkarte zahlt. Oder wenn er am Flughafen in ein Taxi steigt. Kuhle lehnt das ab: "Der Tarif soll möglichst einfach sein, damit ihn die Kunden noch verstehen." Auch in der Taxikommission konnte sich der TVM damit bisher nicht durchsetzen.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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