Tempodrosselung:Gemächliche Autofahrt

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Mehr Sicherheit für Radler soll die neue Regelung bringen. (Foto: Stephan Rumpf)

In der Rosenheimer Straße gilt künftig mit Rücksicht auf Radler probeweise Tempo 30

Von Dominik Hutter

Offiziell nennt sich das Ganze "Durchführung eines Verkehrsversuchs": die Nachrüstung der Rosenheimer Straße für den Radverkehr. Die soll nun nach jahrelangen Debatten in Angriff genommen werden - der Kreisverwaltungsausschuss des Stadtrats hat sich am Dienstag gegen die Stimmen von FDP und Bayernpartei für das Konzept des zuständigen Referenten Thomas Böhle ausgesprochen. Demnach bleiben zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße, also im Haidhauser Teil, sämtliche vier Autospuren erhalten, die Radfahrer sollen auch weiterhin auf der Fahrbahn strampeln. Dafür wird auf die beiden äußeren Spuren als eine Art Warnsignal ein Radler-Emblem aufgemalt. Und - noch wichtiger: In der Rosenheimer Straße gilt künftig Tempo 30.

Das Konzept ähnelt ein bisschen der sprichwörtlichen eierlegenden Wollmilchsau: Wie schaffe ich mehr Platz für Radfahrer, ohne ihn den Autofahrern abzuknapsen? An diesem Problem haben sich Stadtrat und Verwaltung viele Jahre lang die Zähne ausgebissen. Zuletzt waren Schmalspur-Radwege in der Debatte gewesen, die aus Sicht der Behörden wie auch der Velo-Lobby eine Art Hochrisikozone mitten in Haidhausen geschaffen hätten. Denn zwischen den Parkbuchten und dem fließenden Verkehr wäre für die Radler so wenig Platz gewesen, dass die Unfallgefahr enorm angestiegen wäre. Auf der anderen Seite ist die Rosenheimer Straße aus der Autofahrer-Perspektive eine Haupttrasse sowie ein Autobahnzubringer, und Platz für Fußgänger und Bäume braucht es ja auch noch.

Die Lösung ist nun die gemeinsame Nutzung der Fahrbahnen bei gemäßigtem Tempo. Weil die Straßenverkehrsordnung dies aber nicht zuließe, veranstaltet die Stadt mit Billigung des Bayerischen Innenministeriums nun einen einjährigen Versuch, wie sich die verringerten Geschwindigkeiten auf den Verkehr auswirken. Vier Dialog-Displays sollen Raser an den gemächlichen Charakter der Trasse erinnern, zusätzlich sind Geschwindigkeitskontrollen geplant. Wenn sich das Schneckentempo bewährt, wäre aus Sicht Böhles eine dauerhafte Ausschilderung möglich. Allerdings nur "zur Unterstützung einer geordneten städtebaulichen Entwicklung" und nicht etwa mit Berufung auf die Straßenverkehrsordnung. An vier Kreuzungen sind kleinere Umbauten geplant, um mehr Sicherheit für die Radfahrer zu schaffen.

Überlegungen, den Velo-Verkehr stattdessen in eine Parallelstraße zu verlegen, waren in der Vergangenheit verworfen worden. Mario Schmidbauer von der Bayernpartei brachte trotzdem die Ausweisung einer Fahrradstraße in der Balanstraße ins Gespräch, unterstützt von FDP-Stadtrat Thomas Ranft. Bürgermeisterin Christine Strobl wie auch Kreisverwaltungsreferent Böhle können sich jedoch nicht vorstellen, dass die Radfahrer eine solch umständliche Route annehmen.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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